G21-35.

Der 200-ste Beitrag.
Nun denn: Zum G20 nachträglich.
(korrigiert und überarbeitet – die erste version war doch gar zu krude, sorry)

Um den Titel zu erklären: es waren in Wirklichkeit 35 Länder mit ihren Delegationen zugegen. Darunter die gesamte Staatsspitze von dem Staat, in dem man nicht Kaugummi auf die Straße spucken darf, ohne festgenommen zu werden; von Ländern, in dem Frauen unterdrückt werden, von Nachbar-Nationen, die totalitäre Staatsstrukturen aufzubauen versuchen und solchen, die uns erpressen mit der Kasernierung von Flüchtlingen gegen Geld. Aber das nur nebenbei. Selbst Frauen- und Fremdenfeindliche sind dabei. Nebst aller neuen Potentaten in unserer Nachbarschaft -und zu Gast- gab es ja auch noch die Unentschlossenen, die Zaudernden, die Berechnenden. Nach längerer Zeit und den allfälligen Aufräumarbeiten bleibt … vor allem Ambivalenz.

Da ich Polizisten zu meinem Freundeskreis zählen darf, kann ich nicht umhin, deren Sicht auf „bodenloses Chaos“ (nämlich im öffentlichen Raum) und „grauenhafter, absoluter Priorität“ (nämlich des Schutzes der Gäste) zu unterschlagen. Aber auch wenn die Staatsmacht zurecht und adäquat gehandelt hätte, bleibt die Frage nach dem „Warum?“. Wieso also Menschen so hart vorgehen gegen Menschen, die sehr dumme Dinge tun, um die Herrschaft über die Bilder zu erlangen. Und wieso der eigentliche Grund für die Proteste so elend untergegangen ist. Weil so viele sich nicht wohlfühlen mit der Globalisierung des Kapitals. Und warum der Staat seine Gäste vor den Schutz der eigenen Bevölkerung bzw. ihres Hab&Guts stellt? Können die uns so sehr schaden, dass selbst unsere eigenen Bürger egal sind? Können also Trump, May, Urban, Erdogan und andere die Agenda bestimmen? Will sagen: dies war ein Krieg der Bilder. Und die Bilder-Verbreiter (längst nicht mehr nur die offiziellen Medien) haben ihn verloren. Denn „die Bilder“ haben sich selbst entlarvt. Sie haben -als heißlaufende Zeichenmaschine- gezeigt, dass sie nur interessiert sind an dem, was Aufregung verspricht, was Empörung verursacht und was leider Stammtischsprüche befeuert Ich habe mit eigenen Ohren aus intelligentem Munde gehört, dass „Vermummte in den Knast gehören“. Was bitte, bleibt den harten Oppositionellen in dieser kamera-überwachten Republik übrig, als sich unkenntlich zu machen? Die Vollidioten, die nur etwas zerstören wollen, weil ihr Hooliganism gerade Spielpause hat mal kurz außen vor. Spackos, die selbst durch „unsere“ Osterstrasse marschiert sind und dabei ein ganzes Arsenal an Waffen rechts haben liegen lassen, weil keiner ortskundig war – und die Nachbarn Stein und Bein schwören, sie hätten nur Italienisch, Spanisch und Russisch gehört? Gratuliere zur Bildung. Aber abgesehen davon: die Spuren der Verwüstung in nicht von der Ordnungsmacht besetzten Gebieten sind ein klarer Beweis für inhaltsleere Zerstörungswut. Und nochmal und trotzdem: Warum?

Niemand will es wissen. Insofern beiderseits die falsche Taktik UND Strategie. Und die 12 Millionen Zahlung der Versicherungen, die gerade die Runde machen sind ein mittlerer Lagerhausbrand. Das SEK vermeldet „keine Schwerverletzten“. Der Polizeiführer sagt, es sei „glimpflich abgelaufen“ – was ich ihm glaube – und die Betroffenen vor Ort reden von „ausser Kontrolle geratenen Gästen“. Na Servus. Jetzt kommen sie mir alle mit „in München wäre das nicht passiert“. Dabei hatten die Ellmau und waren deshalb raus. Sagt also die Merkel zum Scholz: „Willste nich‘ Dein Hamburg vor den Olympischen Spielen mal internaschonal n`büschn bekannter machen?“. Sagt der Scholz: „Klar doch.“ Dummerweise wurden die Dopingfestspiele abgesagt. Und zwar von den Hamburgern. Und deswegen hatten wir nun die G20 am Hacken. Bzw. die G35. Wer gewinnt, gewinnt.

Und was ist politisch passiert? Wir wollen ein bisschen was gegen Cholera tun? Und ein bisschen was gegen HIV? Und ein bisschen was gegen die Armut und so? Meine früheste „linke“ Erinnerung ist ein Mensch, der an der pariser Gare de L’Est im abfahrenden Zug stehend (1968?) rief: „Ich hole euch hier raus!“ – und dann sind wir mit einem Käfer(?) um brennende Scheiterhaufen nachhause gefahren. Die Mai-Revolution war ausgebrochen und der Typ vom Bahnhof ist danach Chef der Allianz geworden. Aber „rausgeholt“ hat er uns schon. 15 Jahre später. Geiler Job für Dad in Deutschland. Keine Barrikaden, da wo wir waren – aber damals auf dem Weg zurück, Rue de L’Est/Magenta/Republique. Ich werde es nie vergessen. Und damals waren es die richtigen Ziele.

Zurück zu Hamburg: Niemand hat gezeigt, wie ganze Familien am Straßenrand die Norwegische Abteilung willkommen geheissen haben. Sie war die letzte im Korso und musste warten, bis Macron drin war. Im Mövenpick (CH) – insofern quasi auf neutralem Terrain. Die Begleitpolizei war hocherfreut und machte noch Witze über die Tatsache, dass doch der Letzte eigentlich die HSV-Fahne tragen müsste. Und der SEK sagt mir, dass die Landes-Bereitschaftspolizei immer mit jungen Hunden auffährt, die sogar Waffe tragen dürfen. Ersteinsatz. Und sie sind alle froh, dass es keine Aussetzer gab. Sie selbst hängen die kleinen Verletzungen nicht so an die große Glocke. Aber wofür das alles war, können sie nicht beantworten. Man hat sie auch danach nicht über die Ergebnisse des Gipfels informiert. Was hätte es auch schon zu vermelden gegeben?

Ich spende monatlich an „Médecins sans Fontières“. Tut es mir gleich – es verschwindet einfach aus dem Budget. Für Menschen, die sich nicht zu Schade sind, vor Ort zu helfen. Also nicht wir.

Und die wahre Linke stinkt nicht mal mehr.
Sie riecht nach Irrtum.
Schade, schade.
R.

Knatter.

Es knattert.
Hubschrauber beschützen knatternd den Knaster. Die ganze Welt des Knasters ist zu Gast in Hamburg und der Knaster trifft sich um zu knattern wie es weitergeht. Mit dem Euro-Angelsächsischen Knatter. Und bloß nix abgeben, und bloß sich keine Blöße geben, und bloß keine Alternativen zulassen, und bloß kein Jota nachgeben, und bloß weitermachen und sich nicht beeirren lassen, und bloß die Grenzen dichtmachen und bloß den Export schützen und bloß die Binnenkonjunktur beschützen und bloß keinen reinlassen und bloß zusammenstehen und bloß weiter meinen, die Deutungshoheit zu behalten und bloß nicht nachgeben und bloß niemanden reinlassen und bloß keinen Deal verpassen und bloß nicht vergessen, dass man die herrschende Klasse ist und keinesfalls begreifen …
…. dass wir nur ein Teil dieser Welt sind.

Der Teil nämlich, der den „anderen“ diktiert, wo es langgeht.
Der ihnen den Scheiss verkauft, den wir nicht mehr loswerden.
Der sie mit dem Müll unserer „Zivilisation“ zukippt.
Der ihnen Sprachen und Vertragswerke und Patente aufoktruiert, die nicht ihre sind.
Der ihnen die Handlungsfähigkeit, die Würde und die Freiheit raubt.
Der sie drangsaliert, erpresst, abhängig macht und unterwirft.
Der sich selbst desavouiert in dem er solches plant und tut.

Welcome to hell.
You are not welcome.
R.

Unzumutbar.

Die Ungeheuerlichkeiten, die täglich aus dem Weissen Haus zu uns dringen möchte man gerne mit einem spöttischen Lächeln samt hilflosem Schulterzucken abtun. Leider aber sind sie global relevant. Offensichtlich ist die Restadministration der U.S.A. (parteienübergreifend) nunmehr damit beschäftigt, einen Sicherheitscordon um eine gefährliche und die Allgemeinheit gefährdende Person zu ziehen, deren Verhalten nicht nur sprunghaft und unberechenbar, sondern in höchstem Maße irrational und paranoid ist. Die Tatsache zum Beispiel, dass ich den Namen der betreffenden Person in diesem Artikel nicht nenne, erspart mir geschätzte 80% des üblichen tracking-hassles. Das ist keine Verschwörungstheorie sondern kann mit einfachen Mitteln überprüft werden. Ebenso wie die Aussagen jenes Herrn auf Twitter und Fox News. Nach der Lektüre dieser und anderer, teils hochoffizieller Quellen, komme ich zu dem Schluß, dass unsere Welt ein Stückchen übersichtlicher geworden ist. Und ich dachte immer, dass sei was gutes …

Cuba1 – mas que nada.

Dies ist der erste von 3 Artikeln, die mit dem gebotenen Abstand von 3 Wochen nach unserer Reise nach Cuba (auch in Zukunft mit „C“ geschrieben) veröffentlicht werden. Es war spannend; aber kein Spass.

„Mas que nada“ heisst (wörtlich übersetzt) „mehr als nix“. Das ist auf Cuba kein Grund zu Trübsal, sondern Anlass zu Hoffnung und Freude. Denn wenn es mehr als nix gibt, gibt es … mehr als nix. Sehr wichtig, das, denn der Cubaner muss sich dauernd und mit fast allem „versorgen“, verbringt irrwitzig viel Zeit damit und hasst nichts mehr als die Leere. Wenn also nur das Geringste weiter oder vorwärts geht, ist schon fast alles GUT. Selbst die kleinste Veränderung zum Positiven wird als echter Fortschritt gesehen. Und der Hauch einer Beschleunigung von was-auch-immer als kraftvolle Entwicklung in die richtige Richtung. Beneidenswert einerseits, entnervend aber auch, denn die Gefeierten Neuerungen sind meist falsche Freunde. Also Waren, die es neuerdings (manchmal) gibt, Busse, die wirklich fahren (aber doppelt überbucht sind), Taxen, die nicht zusammenbrechen (aber ein Schweinegeld kosten), Pensionen, die saubere Betten haben (aber leider kein Wasser) oder Einkommen, die steigen (auf Kosten der Individualreisenden) und öffentliche Ämter-Korruption, die abnimmt (weil sie sich privat viel besser organisieren lässt).

Insofern alles chico, compadre, denn NIX, oder gar Innehalten wäre ja so etwas wie Stillstand; oder der Offenbarungseid und kein „desarollo“ oder – horribilis dictu! – Stille. Denn Stille ist der wahre Horror eines jeden Cubaners. Alle müssen ständig ganz viel reden, sich ihrer selbst versichern, ja selbst die Luft muss immer brennen, mit Geschrei und Musik und Ansagen und Radio und Telefon und TV … denn wenn es nichts mehr zu hören gibt, ist die Welt untergegangen. Problematisch in einem Land in dem die audiovisuelle Technik und entsprechende Medien gerade flächendeckend Einzug halten. Man muss es sich vorstellen wie ein laut brummender Heuschreckenschwarm der über die riesige Insel braust, und mit ihm jede ruhige minute, jeden Moment der Einkehr und der Ruhe hinwegfegt. Da werden Nachbarn lieber 5x am Tag über den anderen Nachbarn unterrichtet, als sich um seine Gäste zu kümmern; alles wird doppelt und dreifach besprochen und bestätigt und von einer Seite des Parque Central zur anderen geskyped – ja, geskyped. Und wir doofen Touris haben für 10% eines Monatseinkommens die läppische Stunde kein Netz, weil die Bandbreite belegt ist.

Blödes Deutsches Gemecker, zweifellos. Die Gründe dafür sind in der Realität aber irgendwann nur noch Anlass zu Wutanfällen oder Fatalismus. Oder zu subversivem Verhalten. Z.B. Leute, die auf der Parkbank für 2 Cent skypen einen CUC (1:1 an den Dollar (!) gekoppelte Touri-Währung) hinhalten und fragen, ob man auch mal darf, denn das würde bei uns zuhause so teuer sein. Oder die indigene Internet-Karte gegen US-Kaugummi oder Gummibärchen tauschen. Oder ein Experiment bei Freunden in Matanzas: Ghettoblaster auf der Terrasse nachts um 12 plötzlich ausschalten. Es dauert keine 30 Sekunden, bis ein anderes Gerät in der unmittelbaren Nachbarschaft losplärrt. Es könnte ja kurz Stille herrschen. Und das ist nicht zu tolerieren.

Ich habe keine Ahnung, ob es die fortwährende Propaganda ist oder die inhärente Abhängigkeit von Kontakten, Nachbarn, Familienmitgliedern und offiziellen Stellen, die permanente Beschallung und endloses Schnattern und absichern und abklopfen so überlebensnotwendig machen. Aber eines ist mal sicher: „mas que nada“ ist auf Cuba – zumindest akkustisch – eine schwere Untertreibung.

Hasta el silencio … a veces.

PS: verpassen Sie nicht „Cuba2 – mas o menos“.

Weniger schön.

Bevor Sie das lesen, sollten Sie lesen, was gut war. Also den Beitrag zuvor. Und die Musik 2016 war wirklich gut.

Danach fällt Ihnen vielleicht auf, dass Mitmenschen mit keinem Wort erwähnt wurden. Das hat den Grund, dass Mitmenschen nicht dazu beigetragen haben, dieses verkommene Jahr zu einem guten Jahr zu machen. Zumindest waren sie kein entscheidender Faktor dafür. Eher dagegen. Und wir wollen hier nicht über die Mächtigen Potentaten auf dem Vormarsch sprechen, sondern eher über die vielen kleinen Diktatoren, die sich nicht scheuen, ihr pervertiertes Kommunikationsverhalten zum Maß der Dinge zu erheben. Wenn es etwas gibt, dass ich am vergangenen Jahr wirklich abstoßend finde, dann, dass es das Jahr war, in dem die Menschen angefangen haben, mit gesenktem Kopf durch die Gegend zu laufen. Und damit meine ich nicht nur die Facebook-Zombies, denen man auf der Straße aus dem Wege gehen muss, weil sie vertieft in ihre virtuelle Welt dem Menschen, der ihnen entgegenkommt keine Achtung mehr schenken (geschweige denn der Meinung sind, sie ihm zu Schulden), sondern die, die sich erdreisten, ihre abseitigen, meist angeschmiegten Meinungen nur noch im Netz divulgieren zu können, ohne in der realen Welt je dafür einstehen zu können. Traurige Gestalten umringen uns, die weder Willens noch in der Lage sind, ihre Ansichten zu formulieren, wenn jemand vor ihnen steht, der möglicherweise Widerworte von sich geben könnte. Was für erbärmliche Loser. Und dabei stets in Gefahr, ihre scheinheilige Anonymität in Mitläufertum und Eiferei (aus sicherer Entfernung versteht sich) zu diffundieren. Diese fatale Mischung aus Öffentlichkeit und Rückzug ist, vielleicht, die neue Basis für gedankenlose Radikalität. Und wie heißt es so schön bildhaft: eine Religion, die Dich in die Knie zwingt, ist eine schlechte Religion. Gilt auch für den gesenkten Kopf. Leider ist das Prinzip dahinter global anwendbar und (per interaktiver „Monstranz“) möglicherweise sogar zu steuern. Damit also ein Grund dafür, dass es ein schlechtes Jahr war.

Die anderen Gründe kennen Sie, geneigter Leser, selbst. Übergriffige Staatsoberhäupter mit nationalistischen Tendenzen. Brexit. Renzis Vorstoß (der Computer-Besserwisser schlägt allen Ernstes „Renaissance“ vor).  Volxxabstimmg (Jandl), Europa im Niedergang inkl. der Idée der gesamten Chose und jetzt auch noch Schengen. Sowie ein Rechtsruck allenthalben – fast schon egal ob per Post-Intervention inszeniert für die „nationale Sicherheit“ oder nicht.

Und wie der soeben verstorbene John Berger so treffend sagte: “It seems to me that we have to return, to recapitulate what globalisation meant, because it meant that capitalism, the world financial organisations, became speculative and ceased to be first and foremost productive, and politicians lost nearly all their power to take political decisions – I mean politicians in the traditional sense. Nations ceased to be what they were before.”

Wahr und schlimm genug. Eines aber noch: Wenn die Kunst es sich gefallen lässt, nach ökonomischen Maßstäben auch nur beurteilt zu werden, dann hat sie verloren. Und wir alle mit ihr.

Kampf den Verrätern der Menschlichkeit. Das wird mein Motto für 2017 sein. Tataa! Und der Systemgastronomie!! Tatataa! Ääh, Minions? Wannahavabanana?

I wanna have „La Habana“. Hasta la victoria siempre.

Mutti reloaded.

Irgendwie kommt es mir vor, als hätte ich bereits vor Jahren einen Artikel unter diesem Titel geschrieben. Woher kommt das nur? Weil mich dieselbe, gähnende Langeweile überkommt wie ein Kotzanfall in Zeitlupe? Und das, obwohl Botox-Anne heute mal Will? Weil Mutti auf den Refrisch-Knopf drückt statt einem echten Reload platz zu machen? Weil die unsäglichen, mediocren Schranzen winselnd vor ihr auf die Knie gegangen sind und sie beschworen haben, das Vaterland zu retten?

Das Problem ist wohl, dass es leider schon lange nicht mehr um die „Unbeirrtheit“ oder „Standfestigkeit“ der bald „ewigen Kanzlerin“, mithin der würdigen Nachfolgerin von Helmut Kohl (sein Mädel) geht, sondern darum, dass sie mit ihrer erneuten Kandidatur jede Reform, ach was, jedwede Bewegung im bürgerlichen Lager unterminiert.

Das wird ihnen und allen anderen „etablierten“ Parteien ebenso wie uns freiheitsliebende Parteilose teuer zu stehen kommen. Wetten werden angenommen: SPD unter, AFD über 20%. CDU gerade mal soviel, dass so etwas wie ein Regierungsbildungsauftrag zustande kommt. Und dann? Noch ein Vertrag mit der zwischenzeitlich zur Voll-Diktatur verkommenen Türkei als Koalitions-geschachere? Ein Arrangement mit LePen-Frankreich und dem bis dahin auch geografisch rechten Rand Europas (Polen, Tschechien, Bulgarien, Ungarn-Österreich etc.) um Europa zu retten?

Der entscheidende Unterschied heute liegt klar zutage: Stillstand war in der Ära Kohl (noch) kein gravierendes Manko. Für mich schon; für die Mehrheit aber nicht. Schon gar nicht nach der Geschichtsklitterung zu und nach 1989. Heute aber ist es schlicht Kapitulation. Vor den „Gegebenheiten“, denen Mutti sich „zu gegebener Zeit“ annehmen will – ungefähr so flott, wie sie eine Lösung für die seit vorgestern Gekündigten bei VW „erarbeiten“ will. Nämlich dann Pflaster auf die Wunden zu legen, wenn die schon lange ihre Kündigung bekommen haben und die Miete nicht mehr zahlen können. Also vielleicht sogar Verrat. Das – und vieles andere was bis dahin noch kommen wird – werden sie ihr nicht verzeihen.

Und noch etwas systemimmanent gefährliches beeinhaltet des Merkels scheinbare Aufopferung: das Vakuum, dass sie hinter sich herzieht. Mittelbar die Unmöglichkeit für jüngere, motivierte, anders gebildete und sozialisierte Führungs-Aspiranten, sich noch weitere 5 Jahre mit den Apparatchicks (sic!) herumzuschlagen, bevor sie zum Zuge kommen … könnten. Wenn sie sich bis dahin die schrumpfende Liste hochgedient haben. Ehrlich, die gehen doch lieber in die Wirtschaft – und sei es als zukünftiges Digital-Präkariat. Und dass der fette Siggi jetzt bald alle aus dem Weg geräumt hat, die ihm irgendwie gefährlich werden könnten, bei seiner krachenden Niederlage, macht die Sache nicht besser.

Keine Alternative zulassen. Niemanden hochkommen lassen. Die Finger von allem lassen, was grundlegende Veränderung bedeuten würde. Grenz-Populismus lieber als Teil des eigenen Programms präsentieren. Die „Heute Show“ fasst es begrifflich zusammen: wahlternativlos. Also mal laufen lassen und empört zugucken, ob es gutgeht? Kann nicht gutgehen. Denn wie meine Zweitlieblingsbloggerin (e13 bzw. ihre Quelle, die Kunstfigur Jonathan Pie / hier sein memorabler rant am morgen danach) es ausdrücken: „Beeing offended doesn’t work anymore“.

Da war doch was mit einer anderen Wiedergängerin in den USA, oder? Nix gelernt? Komme mir vor wie in The walking Dead. Aber ohne, dass wir Wummen hätten. Die AFD lacht sich ins Fäustchen. Denn Populismus ist nicht mit gespieltem Populismus zu resorbieren, Herr Seibert et al. Auch wenn das schon zwei mal funktioniert hat.

Mutti reloaded? The bin is just a click away. Reboot!

E pluribus unum.

E pluribus unum.

Sinngemäß „aus vielem Eines machen“ – das steht im großen Siegel-Wappen der „Vereinigten“ Staaten von America. Und die sind seit heute morgen entzweiter und von Vereinigung entfernter als je. Viel mehr die beiden inneren Lager statt vieler, und beides aus gutem, nein, schlechtem Grund.

So richtig verstehen können wir es auch deshalb nicht, weil in Europa sowohl die Heterogenität der einzelnen „Staaten“ (sozial, strukturell, kulturell, das mit der Landschaft kennt man ja aus dem Kino) als auch die Zerrissenheit im Inneren des Gebildes, die sich jetzt manifestiert, völlig unterschätzt wird.

Ja, es ist ein Abgrund, der sich da auftut. Und ja, man möchte verzweifeln. Vor allem aber an der eigenen Fehleinschätzung der Ausgangslage, an der bitter enttäuschten Hoffnung, die USA als Ganzes würden sich doch beizeiten besinnen; sie würden doch nicht im Ernst, also nicht wirklich jetzt, oder?
Doch.

Denn wir Europäer vergessen immer wieder, wie es ist (oder wäre), seit Generationen in einem Zwei-Parteien-System zu leben; politische Beurteilungen ausschließlich (und reziprok) in richtig vs. falsch zu fassen, sozusagen in Schwarz/Weiss-Bildern und Freund/Feind-Mustern zu denken. Hier tut sich eine Parallele zum Brexit-Votum auf: auch auf der Insel wurde „nur“ zwischen Yes und No abgestimmt – was gereicht hat, um in der Addition die Frustrierten, Ungebildeten und Angsterfüllten zu einer relevanten, kritischen Masse zu „einen“.

Is he gonna „lock her up“? Will he „build the wall“? Will he „make America Great again“? Erschütterung über die grassierende Ignoranz, den kaum verhohlenen Rassismus und breitärschigen Chauvinismus ist zwar ein verständlicher Reflex und auch mir geht es so, dass ich es kaum fassen kann. Aber Schockstarre und Kopfschütteln hat böse Geister noch nie vertrieben und derlei zivilisatorischer Ekel wird uns nicht einmal kurzfristig weiterhelfen denn wir sind – als Deutsche ebenso wie als Europäer – längst eingebunden, ja abhängig von den übergeordneten Wirtschaftskreisläufen, deren Hauptakteure schon bald nur noch mit den Schultern zucken werden.

So seltsam es klingt, aber die Unzumutbarkeiten der Person Trump sind für uns im alten Europa eher zweitrangig und werden lediglich als Empörungskulisse herhalten müssen, wenn wir um unsere Exporte und die Finanzierung der NATO kämpfen. Leider auch um unsere so fragilen inneren Werte. Denn es gibt auf unserem Kontinent mehr als genug Mitglieder der „Autoritären Internationale“ die sich jetzt schon darauf freuen, unser aller großem Bruder bei der reaktionären Arbeit mit Illegalen, Flüchtlingen und „Schmarotzern“ zuzusehen um ihren Landsleuten dann ein selbstzufriedenes „so macht man das!“ zuzurufen.

Was also ist aus dem „Amerikanischen Traum“ geworden, jetzt, wo die, die daran glaubten und die er (aus unterschiedlichen Gründen übrigens) nie erreicht hat, deutlich und mit den Füßen für einen abgestimmt haben, den sie als Gewinner sehen und auf den sie ihre Resthoffnung projizieren, ihm nicht chancenlos hinterher gelaufen zu sein.

Mittelbar hat die geradezu paradoxe Selbstbezüglichkeit eines Systems, dessen „Traum“ quasi aus Verzweiflung erneuert werden muss (statt sich selbst oder seine Regularien zu reformieren) im solipsistischen Herrn Trump ihren Repräsentanten gefunden. Er wird seinen Gefolgsleuten schon einen „New Deal“ basteln, denn auf Deals versteht er sich. Auch wenn diese mehr mit einem Spiel und Zockerei als mit Reform und Augenmaß zu tun haben.

Einfacher ausgedrückt wählten die, deren Traum nicht / wahrscheinlich nicht / vielleicht nicht in Erfüllung gehen wird denjenigen zu ihrem Anführer, der diesen Traum repräsentiert und nichts anderes kennt, als herbeispekulierten Erfolg aus privilegierter Position heraus.

Noch einfacher: der Niedergang UND die Angst davor wählten den, der behauptet, der Traum existiere noch und er sei das beste Beispiel dafür.
Das hat für eine Mehrheit gereicht, die wir hier in unserem Wohlstandsnest nicht für möglich hielten. Post-faktisch (prä-faschistisch?) und rein emotional wurde dafür gerungen und ein Austausch von Argumenten war nicht vorgesehen. Die Wut auf das Establishment und das tückische Gift der Abgrenzung taten ihr Übriges um einen Erfolg einzufahren, der sich wie die maschinelle Ernte gigantischer Mengen wuchernder Enttäuschung anfühlte. Mutterkorn inbegriffen.

Und das, obwohl die Hoffnung auf eine Genesung des „Rust Belt“ ebenso illusorisch erscheint, wie die, illegale Einwanderer auszuweisen würde mehr Jobs schaffen als die 14 Millionen der Administration Obama oder (quasi gespiegelt) der befürchtete Verlust des Sozialstatus einer vergleichsweise wohlhabenden unteren Mittelschicht, deren vorwiegende Malaise aus diffusen Abstiegsängsten und Skepsis gegenüber „den Eliten“ besteht.

Schade, dass wir die schöne Grafik nie sehen werden, wie hoch die zahllosen Trump-Bauten heute wären, wenn man alle illegalen Arbeiter auf deren Baustellen „physisch“, also in Stockwerke umrechnen und abziehen würde. Oder die, um wieviel die Investments der zweiten Gruppe schrumpfen würden, wenn sie nicht an der Konversion ihrer Ersparnisse in windige Immobilien und Bauherrenmodelle teilgehabt hätten.

Für mich persönlich ist diese Entwicklung ein weiterer, schwerwiegender Grund, die „westliche“ Welt noch schwerer erträglich zu finden. Und möglicherweise ein Anlass dazu, sich weitergreifende Sorgen um das angelsächsische Gesellschaftsmodell eines entfesselten, unsolidarischen Kapitalismus zu machen, der in seinem desillusionierenden Niedergang gefährliche Autoritäten gebiert, die keinen anderen sozialen und kulturellen Hintergrund als Durchsetzungsvermögen, Gewinnmaximierung und das große, charity-sedierte Glück einer kleinen Gewinnerschar kennen.

Bleibt zu hoffen, dass sich die nun „durchregierende“ Schar republikanischer Berater die Chance nicht entgehen lässt, das gefährliche Individuum in ihrer Mitte unter Kontrolle zu halten und die Union (denn eine Nation ist es nicht oder nicht mehr) nicht weiter zu spalten indem sie die Errungenschaften der Ära Obama samt und sonders rückgängig macht. Besondere Sorgen mache ich mir in diesem Zusammenhang um die Pariser Verträge zum Klimawandel. Ein simpler Federstrich und nach 4 Jahren … mir die Sintflut. Auch um „Obamacare“, der singulär solidarischen Reform dieser nun bereits verblassenden Zeit des „slow jamming the news“. Oder sollte ich sagen „erblondeten“ Zeit? Ach, tempi passati, ebenso wie die mögliche Koalition in Syrien, jetzt schon.

Womit wir beim „Whip of the Majority“ und seiner entscheidenden Rolle wären (ja, den gibt es wirklich und er kann über einen Deutschen Fraktions- vorsitzenden nur müde lächeln) … und damit natürlich bei House of Cards und Frank Underwood bzw. Kevin McCarthy. Vielleicht klären Sie es ja irgendwann auf bewährte Art & Weise. Falls er völlig aus dem Ruder läuft, that is.

Jetzt also noch ein bisschen Kopfschütteln,
dann einen heißen Kakao,
und endlich die dritte Staffel.
Binge watching gegen binge voting, sozusagen.
Klopf, klopf!

Dancing.

Zum Tode von Muammad Ali gibt es – nebst der Trauer um den größten Boxer ALLEr Zeiten – folgende Schote: Als Kind versteht man ja nicht immer alles. Und der „Weisse Neger Wumbabaa“ ist möglicherweise ein Begriff (SZ). Aber was ich damals verstand ist mein Lebensmotto geworden. Ich habe verstanden “ Dance like a King, sting like a Bee!“ – daran wird sich nichts ändern.

Und „Rumble in the Jungle“ war mein erstes wahrgenommenes Sportevent. Nebst der 110-m-Hürden von Guy Drut in 13,1.

Weiss nicht mal, wann das war und will es nicht einmal wissen.

Denken ist wie Googeln, nur krasser.

Comer Bueno, pero …

Also es ist ja so, dass die allermeisten Lokale in Palma einfach fiese Touristen-Fallen sind. ABER: ein paar gibt es noch, die einer Erwähnung Wert sind. Darunter meine Stammkneipe, die es immer wieder schafft, mich mit den einfachsten Dingen zu verblüffen.

Zum Beispiel einer Mischung aus Kartoffelsalat und – Pürée, die ohne Mayonesa auskommt und die perfekte Balance zwischen Süden (Vinaigrette) und Norden (Schlonz) in einem winzigen Tellerchen zum Biere gereicht, letzteres zu einem Vergnügen macht.

Warum begreifen Deutsche Wirte einfach nicht, dass man(n) bei Laune gehalten werden will? Gruß ans Maybach in diesem Zusammenhang; nur scheinbar naheliegend, weil sie hier innert 3 Bieren begriffen haben, was und wie ich es will – was in meiner „Stammkneipe“ schlicht abhängig vom arbeitenden Personal ist.

Eins noch: ein junges Paar, dass nach netten Gesprächen mit mir auf die Dachterrasse kommen wollte, hat vor der Tür im Netz „gecheckt“, was das für eine „Gegend“ ist. Es sind genau 100 Meter vom „hübschen-schönen-alten“ Teil von Palma. Und was sie oben erwartet, ist schlicht großartig. Unten an der Tür sagt sie (den Kopf zum Handy gesenkt) zu ihm: „eher nicht.“ Das war’s.

Wer schonmal da war, weiss: selber Schuld. Und die werden uns mal regieren. Na servas, wie der Wiener sagt.