Endlich auf jeanbrasse: Preisrätsel!

Anstelle eines ausgedehnten Kommentars zur aktuellen Lage von Kultur und Gesellschaft bringen wir – erstmalig! – ein Preisrätsel: Drei Zitate aus Highlights der Filmgeschichte des vergangenen Jahrhunderts, die, wenn man sie nur einigermaßen intelligent reflektiert, den ausgefallenen Kommentar mehr als ersetzen! Also los geht’s: Zitate lesen, Film erinnern, Bezug zur aktuellen Situation konstruieren, AHA-Effekt genießen… und am Preisrätsel teilnehmen. Hier die Zitate:

„Soilent Green ist Menschenfleisch!“

„Ihr könnt mich alle am Arsch lecken! Ich lass mir das nicht länger gefallen!“

[Guru:] „Ihr seit alle Individuen!“ [Menge:] „Wir sind alle Individuen.“ [Einzelner in der Menge:] „Ich nicht!“

Naaa?!! -??-!!!!

Dann: Die entsprechenden Titel zuordnen. Einen kurzen Kommentar beifügen, in dem man begründet, inwiefern sich die Botschaft der genannten Filme auf die aktuelle Situation beziehen lässt… und ab an jeanbrasse. Alle TeilnehmerInnen gewinnen (möglicherweise) an Renommée.

Lanze für Werbung. Brechen

Es gibt ja immer mehr Leute, die ihre Briefkästen mit Beschwörungsformeln spicken wie: Keine Werbung! (Bitte). Warum das verständlich ist, muss nicht erläutert werden. Warum einem dabei auch einiges entgehen kann, am Beispiel schon:

Neulich fand ich in meiner nicht-virtuellen Mailbox ein nettes Brevier zur Anpreisung allerhand pflanzlicher Wundermittel, ganz prominent beworben dabei ein auf männliche Klientel abgestimmtes Stimulans: „Jeder Mann sollte sich eine Erektion leisten können – auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten!“. Und, wie der Himmel so spielt, daneben der Handzettel des lokalen Alimentari mit italienischer Handwerkstradition: „Wir haben eine Nudel für jeden Anlass!“. Ich finde, die beiden sollten sich grundsätzlich zusammentun. Etwa so: „Wir haben eine Erektion für jeden Anlass!“ und „Jeder Mann sollte sich seine Nudel leisten können – auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten!“. Beratungsaufträge nehmen wir jederzeit gerne entgegen.

Frikadelle.

Unter diesem Rezept ist der eigentlich interessante, wenngleich wirre Artikel. Aber wenn aus den armen Schichten schon Hackfleisch gemacht wird, hier abschließend und bitte ohne Widerrede: Die beste Frikadelle der Welt.

1 Zwiebel
1 Zehe Knoblauch
4 Stengel Petersilie (mit Stengel)
fein hacken und alles sanft glasig anbraten (wenn ablöschen, dann dafür sorgen, dass keine Restflüssigkeit bleibt), beiseite stellen.

100 G. trockenes Weissbrot (oide Semme oder doppelt getoastetes)
mit Milch einweichen, ggf. auspressen, fein hacken.

400 Gr. gemischtes Hackfleisch,
1 Ei
das Brotgemisch
die Zwiebelmischung
mit
gut Salz,
ordentlich Pfeffer,
nach Gusto Cayenne-Pfeffer (da geht einiges),
3 Prisen Kreuzkümmel (Cumin/unverzichtbar, schmeckt dann aber nicht danach),
1 Esslöffel scharfem Senf
vielleicht auch noch süßem Senf,
möglicherweise gemörserten Fenchelsamen,
vermischen zu einem glatten Teig.
1 Std. stehen lassen (oder auch nicht).

Mit nassen Händen Bällchen oder Fladen formen.
In reichlich Öl (Raps Distel, Olive – auch gemischt)
ausbacken, d.h. mehr als braten, weniger als frittieren.
Öfter vorsichtig wenden (achtung, sehr fluffig) bis beidseitig zu dunkel.

Auf Küchempapier trockenlegen und mit parallel gemachten Pell- oder Bratkartoffeln und Kräuterquark servieren. Dijon-Senf dazu. + gewässerte Radieschen + Cotes du Rhône.

Legt Euch gehackt!

R.

Reisen.

Moin.
So, jetzt aber mal genug mit dieser Trübsalblaserei.
Traut sich ja keiner mehr, draufzuschreiben, auf diesen Haufen Desillusion.
Habe beschlossen, dass mir die blöden Bayern wurscht sind und das ich dort rauchen werde, bis ich festgenommen bin.
Aber die Aktualität ist ja zugegebenermaßen eher morose.

Wäret ihr hingegangen.
Wäret ihr nicht hingegangen.
Waeret ihr gefangen.
Haettet ihr gehangen.
Also wohin?

Nun, wir werden nach Laos fliegen. Ja fliegen, und unsere bisher vorbildliche Ökobilanz schwer schädigen. Aber ich habe heute in einer kleinen Sackgasse ohne Grundstückszugang das große, teure, einbetonierte, witterungsbeständige Stahl-Schild „Kein Winterdienst!“ gesehen. Insofern mach ich mich locker.

Mein Bruder will seinen Kindern Afrika nahebringen, bzw. das Fremde an sich, nehme ich an. Als typischer Südafrika-Einsteiger mit höchst komfortablen Erinnerungen an 0 Zeitverschiebung, geleckte Straßen, vom Ufer sichtbare Wale, gutes Essen und bestens organisierte Bed&Breakfasts mit Mobiltelefonanschluss und Internet-Site, empfahl ich zunächst ebendies. Das war ihm zu recht zu einfach. Also kamen Sambia (?), Tansania, Mozambique, Madagaskar und Sansibar ins Spiel. Damit hat er impulsartig den Abenteuerer in mir geweckt. Seitdem vertiefe ich mich in die Aufteilung und Topographie der Ostküste Afrikas. Da überkommen einen Wallungen von Peinlichkeit, weil man ja keine Ahnung hatte; Beschämung ob der Unkenntnis über Lage, Kultur, Situation und Zustand, Staunen über die Dimensionen, die unerschlossenen Gebiete und dazu völlige Analphabetie in Bezug auf die lokalen Sprachen. Wow. Ziemlich schwach.

Worum es mir beim Reisen wohl immer wieder geht, ist, die Fremde dahingehend auszuloten, dass man selbst etwas mitnimmt außer Erinnerungen. Etwas, was Farben verändert, Perspektiven verschiebt und die Wahrnehmung auf Jahre hinaus infiltriert. Wenn wir also nach Laos fliegen, über Bangkok nach Vientiane, Vang Vieng, Luang Prabang, Muang Ngoi Neua, Pakse, Champasak (What Phou) und Si Phan Don (soll Euch neugierig machen), dann wünschen wir uns nicht nur Veränderung im Äußeren.

Falls irgend möglich werden wir mit dem Bus reisen und – ausser den Flußpassagen – das Moped wählen und zu Fuß gehen. Viel und lange. Wo und wie hängt dort von der Witterung und der Marktlage ab. Und wenn da grade keiner Bock hat, dann geht da nix. Insofern soll die „Planung“ nur ein Minimum an Kontrolle simulieren, die abgesehen von Vorbereitungen zur Kultur, grundlegend sinnlos ist.

Endlich wieder ein Abenteuer. Nicht wissen, was einen erwartet. Sich hintrauen, 10 Jahre vor den Anderen. Wie in Vietnam und Cambodscha geschehen („Duch“ endlich hinter Gittern. Wir haben ihn sozusagen noch in Freiheit erlebt und sein Foltercamp besucht). Unlöschliche, nicht reproduzierbare Eindrücke aus der Zeit, bevor die Globalisierung zuschlägt. Bevor die Faust des aufkommenden Wohlstands trifft. Mitten in die Leber der Aufstrebenden. Wovon sie sich, aber nicht die Gesellschafter, ergo das Volk, erholen.

Wir freuen uns schon so auf die Erkundung eines Landes, dass keine Küste besitzt aber den größten, besten Teil des Mekong; das mit Vientiane die wahrscheinlich beste und günstigste Feinschmeckerdestination abseits ausgetrampelter Pfade bietet, das Flächenbombardements der allerhöchsten Militärordnung (also jenseits der Genfer Convention) über sich ergehen lassen musste (mehr als der zweite Weltkrieg) und deshalb dünn besiedelt und von der globalisierten Welt noch abgeschnitten ist, aber die Größte Dichte an Naturreservaten und -Wundern in ganz Südostasien hat. Und die friedlichste Gesellschaft überhaupt.

Vielleicht verhält es sich da so ähnlich wie mit der Mauer. Wo der Mensch kaum mehr Einfluss genommen hat, entwickeln sich ganz eigene, lebensfähige Ökosysteme. Was mal wieder beweisen würde, dass Homo Sapiens wirklich so etwas ist, wie eine Krankheit. Die sich nach unserem bisherigen Wissen allerdings bisher nur ein Planet eingefangen hat.

Sabaidee!
R.

http://www.iexplore.co.uk/city_guides/Laos/Vientiane/Food