Zwischenhändel.

Wie mein Freund H. aus R. vor einiger Zeit bei einem Bummel über die Weidenallée so schön bemerkte: „Früher haben wir die 10.000,- ABM dafür verbraten, uns gegenseitig die Haare zu schneiden, jetzt verkaufen wir unseren Frauen Nippes … und schlechten Espresso.“

Nun, so ähnlich ist es hier – nur ohne staatliche Hilfe. Wenn man sich die Läden in „unserer Strasse“ (die de facto die National Road Nr. 2 ist) so ansieht, könnte man den Eindruck gewinnen, das alle Besitzer eines Gemischtwarenladens sind, der das Selbe im Angebot hat.

Erst wenn man nach etwas bestimmten sucht, stellt man fest, daß man in ähnlich aussehenden Läden lange suchen (oder fragen) muß, um es zu finden. Ein Wäschekorb ist also keine Reuse? Ein Reissack kein Müllbeutel? Eine Kuhleite keine Wäscheleine? Quatsch. Ich nehme alles, was ich brauchen kann. Und sie wundern sich. Mit Respekt. Dennoch erstaunlich, dass keiner ohne kleine Endlosbänchen von „Squeeze-Beutelchen“ mit Shampoo und/oder Conditioner (!) von P&G oder Instantcoffée-Beutelchen von Nestlé auszukommen scheint. Kraft ist mit Biscuits dabei und Knorr mit Fertigsuppe. Alles aus Vietnam importiert. Was vor allem dabei rumkommt, ist … MÜLL. Der allerdings, wird nicht wieder re-exportiert.  

    

  

  

  

  

 

Augenpipi.

Als ich gestern meinen Weihnachtsbrief an die Familie schrieb, übermannten mich die Gefühle und ich musste weinen. Der kleine Sua sah mich schniefen und rannte heulend in die Küche der Hundeschlächter, die seine Eltern sind. Khang-Thoeun, seine Mutter, bereits geschminkt und in vollem Ornat für den Hochzeitsbesuch setzte sich darauf hin neben mich und ruinierte würdevoll ihr teueres Make-up. Das muss Thean mitbekommen haben, der im vorbeifahren auf seinem Moped nicht viel mehr gesehen haben kann, als dass wir zum Taschentuch greifen. In halsbrecherischer Parabel ändert er seine Laufbahn um 180 Grad, fährt mitten ins Lokal ein, setzt sich dazu und heult ’ne Runde mit.

Es wurde nicht ein Wort gewechselt.

Erstaunliches Völkchen.

Fröhliche Weih(n)nacht.

Markhmerting.

Auf dem Lande

Ob es eine gute Idée ist, sein vegetarisches Restaurant „Rambo“ zu nennen (inkl. großem Leuchtbild mit Killerblick und Buckknife zwischen den Zähnen)?

Ob es Kunden bringt, ein großes Schild aufzustellen, auf dem steht „The very cheapest forever in Cambodia“ – ohne das klar wird, um was es sich eigentlich handelt? Ob es clever ist, eine „whitening cream“, die die Haut auf recht brutale Weise aber langsam genug ausbleicht, um mindestens noch ein, zwei Jahre ohne Hautkrebs abkassieren zu können, „Kittmann Nicol“ zu taufen? Ob es witzig ist, als junges Paar auf einer Parkbank laut khmer bellend mit Colaflaschen zu telefonieren? Tv-spots zu produzieren, in denen der Rocksaum der jungen Hausfrau wieder 5cm kürzer ist, als erlaubt oder sich Kinder wegen einer Süßigkeit auf die Fresse geben? Oder ermüdend, kein einziges Produkt ohne Gewinnspiel im TV platzieren zu können – im Umfeld einer indischen endlos-soap natürlich? Kein Schriftstück, Schild, Slogan, Aufsteller, Menu, Leaflet, Etikett ohne krasse Rechtschreib- und Grammatik-Fehler hinzubekommen?

Ich könnte ewig weitermachen, aber ehrlich gesagt, ich weiß es nicht mehr. Denn wo das Abstruse auf das Verquere trifft, und die Ästhetik anderen Regeln (oder keinen) folgt, da treiben die Zeichensätze Blüten, die wir Barangs nur erahnen, kaum jedoch erschnüffeln können.

PS: das klassische, powerbrand-driven TV- und Outdoor advertising sind dann wieder die üblichen Verdächtigen aus der Telco-, Car-, Cosmetics- und Food-Branche (Unilever ganz vorne). Und die überlassen nichts dem Zufall. Der zuständige PM oder Brand Director will ja schliesslich weiter nach oben, da wo die Luft so schön dünn ist, die Häuser fett, die Frauen mager und die Männer noch so richtig mit ihren Karren angeben können.

Schpiel.

Oben rechts

Sie werden Zeugen eines kleinen Geschlechterrollenspieles à la cambodgienne: die junge Dame verteilt nonchalant (teueres) Shampoo auf den Kies am Straßenrand, worauf der Lütte, in gebückter Haltung hinter ihr her kriechend, den derart benetzten Belag mit seiner stiellosen Kehrichtschaufel aufsammelt und ihr dann – vor Anstrengung keuchend – stolz präsentiert. Sie träufelt neckisch noch etwas darauf, nickt zufrieden und es geht so weiter … bis die Mutter von der anderen Seite der „Nationale 2“ herüberkeift, sich ihr Moto schnappt und mit aufheulendem 1. Gang wie ein Tiger die 20 Meter überwindet, um ihrer Tochter die Shampooflasche zu entreißen. Vattern diesseits hatte gewähren lassen, bekommt die Intervention aber mit, schießt auch herbei, entwindet dem Sohnemann die Schaufel, verteilt kleine Schläge auf die Händchen … und den Kies wieder in die hinterlassene Spur. Beide Kinder stoisch ab, an mir vorbei in die hinteren Räumlichkeiten des Lokals … 2 … 3 … große Heulerei.

Ach, der Kaffée? Grossartig.

Sehr stark, sehr süß, sehr heiß (café kmauw).

À la prochaine.