Rennaissance.

Ein milliardenschweres Investitionsprogramm mit unseren Steuergeldern soll in Zeiten der Niedrigzins-Politik die gehorteten Gelder des Kapitals aktivieren und absichern, mithin aus Steueroasen rückführen und legalisieren. Erinnert mich an die Massnahmen im 16. und 17. Jhd. im Italien der Renaissance, als die Reichen steuerbefreit wurden, wenn sie nur einen Teil ihres Geldes in die Infrastruktur investierten. Mit einem Unterschied: damals drohte kein internationales Freihandelsabkommen die gelockerten Gelder vor geheimen Schiedsgerichten gegen staatsübergreifende Oligarchien zu verlieren. Ach nein, Quatsch, war schon damals so. Venedig, Florenz, Augsburg, Freising; die Borgia, die Medici, die Fugger, die Benediktiner; heute Nestlé, Unilever, Apple, Google und Monsanto. Tempi passati? Keineswegs.

 

Zeichensetzen.

Man macht keine Witze über Geiselnahmen. Vor allem nicht in Verbindung mit der CSU. „Hellooh, tis is tha metropolitan poliece, please speak austraalian to tha hostagas.“

Ja, genau, geschmacklos. Aber wenn ich bedenke, dass ich als 18-jähriger das Islamische Glaubenbekenntnis quasi als „graphic novel“ auf der Brust getragen habe – aus ästhetischen Gründen, weil calligraphisch wertvoll – dann wird einem schlicht übel im Angesicht dessen, wie dieser Glaube, entwurzelt und pervertiert von einigen wenigen (!) in den Schmutz der Macht und der Herrschafft (ohne teilen) gezogen wird.

Ich frage mich allen Ernstes, wie der Islam, ebenso wunderbar mit Zeichen ausgestattet wie alle anderen Weltreligionen, da wieder raus kommen will. Wohl nur mit der Hilfe unseres Wissens, unserer Empathie, unserer Toleranz und unseres Kulturverständnisses. Und mit „unser“ meine ich die, denen es nicht am Arsch vorbei geht, dass der Glaube von so vielen Menschen in den Schmutz gezogen wird, bis wir ihn nicht wieder erkennen … und nur ob seiner Opfer auf die Strasse gehen, weil wir meinen, im Bekenntnis einiger den Feind vieler zu sehen. Der Feind aber ist die Gewalt, die Macht, die Gier und die Unterdrückung. So wie in allen Religionen ausser dem Buddhismus. A priori. Und der hat in seiner praktischen Anwendung auch keine saubere Veste.

Bleibt also agnostisch zu bemerken, dass es völlig egal ist, unter welchem Deckmäntelchen die Herrschsucht daherkommt: die winzige Kruste der Zivilisation sollte da eigentlich drüber sein und Festiger entwickelt haben, die diese Leute demokratisch kontrollieren – egal ob es Eiferer für das Wort Allah’s Propheten sind oder Bayerische Lokalpolitiker, die meinen, es gäbe nichts rechts von der CSU – schon gar keine Flüchtlinge. Denn in der rechten hält man üblicherweise den Benzinkanister.

Und vor allem wir müssen uns der Verdummung entgegenstellen. In Telefonaten und Gesprächen wir müssen, und Blogs, kleinen Gesten und großem Kneipenpalaver immer. Den nur wenn wir reden, werden wir, was wir sind. Einen schönen Abend ich Euch wünsche.

 

Bodo.

Bodo ist tot.

Er war ein feinsinniger, intelligenter Mensch, der Gutem von Schlechtem zu unterscheiden wusste. Unvergessen wird mir ein Abend im Florians (Berlin) bleiben, an dem er allen Ernstes behauptete, der Himmel über dieser Stadt sei „grober Unfug“.

Wim wird es ihm verziehen haben. Wir hatten „Côte de Boeuf“. Und genau das wünsche ich ihm da oben.

 

nyc.

New York ist schon ein Problem.

Es gibt wohl kaum einen Ort, an dem „Wollen“ so ausgeprägt ist. Was an sich keine Nachricht wert, wenn es nicht so virulent wäre. Es gibt in der Welt, wie ich meine, eher zu viele Leute. Wenn die sich dann zusammenballen und ganz viel wollen kommt ein kulturelles Wunder zur Blüte. Alles arbeitet, macht viel und redet ausführlich darüber. Bis dahin d’accord.

Wenn dann also Menschen dort hin fahren, dann wollen sie immer was. Und wenn man am Times Square auftaucht und Herr Martin macht mal schnell ein kleines Coldplay-unplugged-Konzert, dann ist natürlich was gebacken.

Aber diese Stadt frisst einen auf. Diese Permanenz von Impetus. Und für die sprachliche Entspannung: le immer wollen. Ist aber ein Deal. Manhattan or Nottingham. Kann ich gut nachvollziehen. Man will ja nicht in Neuperlach und doch auch nicht in Williamsburg leben, oder? Und die Optik erschöpft sich dann auch. Aber diese unvorstellbare Energie ist so unglaublich … wie Mumbai nehme ich an. Oder Lagos. Oder Saigon. Eines kann sie allerdings wie keine andere: wenn jemand dort ist, wähnt man sich bei ihm/ihr. Es greift eine Art kulturelle Solidarität, die jenseits aller antiamerikanischen Zuckung Empathie für die Person in der Fremde generiert. Andererseits kann einem das auch in Bangkok passieren (vorausgesetzt dass man „die Stadt“ kennt). Und in Paris ist sowieso alles anders. Insofern:

„Ca n’est pas ta  faute, c’est ton heritage.

Et ca cera pire encore, quand tu auras mon age.

Il vas favoir faire avec …. ou sans.“