Flockchen.

Österr. f. Geld. Penunzen. Kohle. Asche.

Darum dreht sich hier alles. Wer was will, kriegt es auch. Für „Jeld“. Die Unmittelbarkeit, mit der hier, im schönen Tirol, alles, gnadenlos zu Geld gemacht wird, lässt sämtliche „Hilfe- die-Alpen- werden- zum- Spielplatz!“-Appelle wie alttestamentarische Schriften erscheinen.

Kein Entkommen; kein Entrinnen. Jede Bewegung, jedes Bedürfniss hat seinen Preis und jedwede Anwandlung einen umsetzbaren Wert. Obendrein allerdings gibt es perfekt geschultes Personal und immer ein freundliches Wort für die dumme Kuh, die man von Mindestlöhnern melken lässt. Was das alles kostet passt … auf keine Kuhhaut. Und von denen gibt es hier viele.

Es hat heute Nacht Minusgrade. Endlich. Die letzten Teichreserven werden zu Kunstschnee gemacht. Nein (ich wurde heute berichtigt: es heißt „künstlich hergestellter Schnee“) „Kunstschnee“ gäbe es gar nicht. Aber laut ist es, das Granulat, wenn die Schwachmaten mit quergestellten Brettern die topographische Überforderung angehen. Das hört man bis in die Gondeln hinein. Und oben, auf dem „Gipchl“, da klunkern sie mit ihren Botten über den Holzfussboden, das einem das Hören vergeht, und das Geschirr schleddert und die Pizza wird per Lautsprecher ausgerufen und sie schreien sich alle an – denn sie hören ja nix mehr – vor lauter Mützen und Hauben und Helmen und Kopfhörern und brandgesteuerter Coolness.

Nachts dann, einsam auf der Terrasse, bleiben nur noch die Dieselmotoren und das Fauchen der Schneemaschinen. Aber da schlafen sie alle schon. Weil, hey, … morgen geht es ja weiter.

Und die Sterne dazu sind wahrscheinlich nur gutes Marketing.

When the shit hits the fan.

Unter zauberhaftem Sternenhimmel dallern schwere Diesel himmelwärts. Malmend schieben sie Kunstschnee durch den ehedem fruchtbaren Grund der ehemals Bauern; jetzt Hoteliers. Es zischt und faucht die Schneemaschinerie. Rares Wasser, versprüht mit Chemie auf verdichtete Böden. Romantik sieht nicht nur anders aus; sie fühlt sich auch anders an. Und was man hört, des Nachts, unter zauberhaftem Sternenhimmel, ist das hämmern der Geräte; das röhren, nicht der Hirsche, nein, der Raupen. Tagsüber dann fliegende Kanzeln an rotierenden Hightech-Latten, die verdrehte Hightech-Latten-Spacken jenseits der Gondeln retten. Servas Alpen.

Ich jedenfalls werde diesen Wahnsinn nicht mehr unterstützen. Nicht mal mehr mit einem Weissbier; bestellt bei serbokroatischen Saisonkräften die nicht anders können, als dem Tiroler Slang den letzten Anflug von Charme auch noch „auszum’treibn“.

Dankbar dennoch für die frische Luft, das umwerfende Licht und den geilen Ausblick, verbleibe ich, unbeeindruckter Küstenmensch, mit den besten Wünschen für ein möglichst mutiges Jahr.

Bilder unter Bilder.