…bis der Arzt kommt!

Wer schon mal eine Vollnarkose genießen durfte, kennt das Gefühl: Wenn man aufwacht, ist die vergangene Zeit subjektiv einfach gestrichen. Anders als beim Schlaf ist da hinterher bloß eine Lücke, und wenn einem dann gesagt wird, dass man Stunden „weg“ war, dann fragt man sich natürlich schon, was in der Zwischenzeit passiert ist. Nun, wer’s unbedingt wissen will, kann eine mögliche Antwort in „Schneller als der Tod“ von Josh Bazell finden. Bazell ist Mediziner, Klinikarzt und hat in seiner „Freizeit“ (das natürlich schon ein Witz) einen Thriller geschrieben: Superschnell, extrahart, zynisch, hoch moralisch, überdreht, fantastisch (von Fantastik!), und naturalistisch da, wo es um den Klinikalltag geht: Der Held ist nämlich Arzt, umgeschult vom ehemaligen Mafiakiller zum Medizinmann vom Zeugenschutzprogramm.

Und das ist der eigentliche Gag an diesem Roman: Die wilde Melange aus Bond-Scorsese-Tarantino-Elementen in der in Rückblenden erzählten Mafia-Vorgeschichte kann nun wirklich nicht mithalten mit den Schilderungen von durchgeknallten Ärzten, Schwestern und Patienten. Gangster, Killer, veritable Haie? Nebbich! Der wahre Wahnsinn lauert in den Fluren der Notaufnahme, kommt in Kohorten zur Visite und bricht im OP mal so richtig aus. Der echte Killer trägt Kittel. Und so konsequent hat wohl auch noch niemand Hichtcocks Prinzip ausgelegt, dass der Held beim Kampf mit dem Bösen eben mit dem auskommen muss, was er in seiner unmittelbaren Umgebung – na ja – „findet“.

Die Lektüre ist unbedingt ein Beitrag zur Kostensenkung im Gesundheitswesen: Man überlegt sich beim nächsten Mal schon zweimal, ob man ins Krankenhaus gehen sollte und dem behandelnden Arzt wird man schon sehr genau auf die Pupillen gucken. (Aber vielleicht hat man ja Glück und hat es mit einem geläuterten Auftragskiller zu tun).

hs

2 Gedanken zu „…bis der Arzt kommt!

  1. Ohne das Buch zu kennen, kann ich den Inhalt bestätigen.

    Meine „Chefin“ arbeitet auch im Krankenhaus und killt dauernd meine Nerven.

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