Mistral.

Eigentlich nur ein Wind. Ein Fallwind.
Verursacht durch ein Tief im Golfe du Lion, korrespondierend mit einem Hoch über dem Massif Central. Dann rauscht er hinunter; durch das Rhône-Tal, ins Rhône-Delta, oder direct von den Südalpen hinab über Toulon oder Marseille hinaus ins Meer und reisst dabei alles an Molekülen, was er links und rechts kriegen kann – von Nimes bis Nizza und Arles bis Auch wo Du bist – mit sich in einen Zustand permanenter Erregung und Alarmbereitschaft, die sich direkt und spektakulär auf die See und das Gehirn überträgt. Sehr anstrengend, der Herr, fordernd und unerbittlich in seiner Böigwilligkeit. Er nährt einem ständig die Hoffnung, es sei vorbei und ist doch keinesfalls bereit, einem Voraussagen zu gewähren. Besonders tückisch ist seine Angewohnheit, mit glasklarblauem, leergefegtem Himmel daherzublasen. Mann kann sich mittelbar nicht über schlechtes Wetter beschweren. Und doch wird vieles, was Urlaub bedeutet, von ihm unterminiert. Boote fahren nicht raus, weil sie nicht mehr rein kommen würden, Bälle fliegen wie er es will, Wasser wird zum Vandalen, der Strand zum Extrem-Peeling und Spaziergänge an der Küste zum Balanceakt. Chapeau, monsieur Mistral, Sie unterbrechen die Tourismusmaschinerie auf eine Weise, die einen das traute Heim zu geniessen lehrt und darüber hinaus zeigt, dass zumindest die meteorologische Welt nicht auf uns Vergnügungssüchtige gewartet hat.
Soll’ er mir doch einen blasen …

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