Also: Noch mehr Dynamit!!!

Dem Kommentar von R. entnehme ich die Tendenz, die Idee des Verantwortlich-Machens (oder neudeutsch: des Motivierens zur Wahrnehmung von Verantwortung) durch dauerhafte Lokation im Verantwortungsbereich, im Sinne eines Gedankenspiels auf alle möglichen Bereiche zu übertragen. Was die dort vorgebrachten Beispiele zu Bibliothekaren, Germanisten und Apothekerinnen anbelangt, so erhellen sie sich mir noch nicht ganz und ich warte gespannt auf weitere Ausführungen.

Ein Beispiel, was sich mir schon seit langem aufdrängt, sind die Architekten. Ich halte die Auswirkungen ihres Tuns durchaus vergleichbar mit denen der Aktivitäten von Kernkraftwerksbetreibern und -erbauern, wenn auch die Wirkung ihrer Fehlschläge sich in der Regel der unmittelbaren und medial verwertbaren Beobachtung entziehen, also scheinbar „subtiler“ sind. (Das Sich-Berufen auf die „Subtilität eines Phänomens ist ja in den meisten Fällen nichts anderes als das Eingeständnis vorausgehenden, fundamentalen Mangels an Beobachtungsvermögen und analytischem Verstand – hättst hoit higschaut und a weng denkt, hättstes glei kapiert, Depp!).  Der zuweilen hinreißend kluge H.M. Enzensberger hat bereits vor ewigen Zeiten die Architektur als eine „terroristische Kunst“ identifiziert und Zille hatte mit seinem berühmten Zitat sicher auch nicht nur die Vermieter im Visier. Und wenn wir schon bei den Danksagungen sind, soll auch der jüngste Roman von Houllebecq mit seinen wunderbaren Invektiven gegen den Fundamentalisten Le Corbusier, diese Neutronenbombe in Architektengestalt, nicht ungelobt bleiben. (Also wenn man mal die Selbstmorde zusammenzählt, die auf’s Konto dieser steinmetzgernden Menschheitsbeglückungs-Apostel gehen, da muss sich ein Bin Laden noch ganz schön ranhalten, bis er mit den Jungs in der Hölle ein Zimmer teilen darf.) Et voilà: AKW – Architekt – Neutronenbombe: Wenn das keinen schön geschwungenen Grundriss für einen JeanBrasse-Artikel abgibt?

Also, um auf den Vorschlag von R. ernsthaft einzugehen: Architekten, welche größere Konglomerate verantworten, müssen mindestens 5 Jahre dortselbst mit ihren (etwaig vorhandenen) Familien wohnen: Die entsprechende Parzelle wird ihnen zugelost! Selbstredend drakonische Strafen bei Verstoß gegen die Residenzpflicht (Hier kann jeder seiner Fantasie freien Lauf lassen!). Bei Strukturen wie Schulen, Krankenhäuser etc. ist Analoges zu finden. Etwa: Schulgebäude werden nur an Architekten ausgeschrieben, die selbst schulpflichtige Kinder haben, und logischerweise müssen die Sprösslinge dann ebendort zur Schule gehen. Sollten die Architekten, was naturgemäß nicht auszuschließen ist, ihren eigenen Nachwuchs hassen, ist das Risiko einschätzbar: Schlimmer als die aktuellen Baulichkeiten sind, kann’s auch nicht mehr werden. Für Gefängnisse oder Krankenhäuser gilt: Kleinste Delikte respektive Blessuren führen zur Zwangseinweisung in eines der aus der eigenen Feder stammenden Gebäude. Fußballstadion – Dauerkarte usf.

Einzige Ausnahme: Gebäude des Politikbetriebs. Das Bundeskanzleramt in Bonn soll genau so sein, wie weiland Helmut der Kohl es sich wünschte. Und wenn sich Angie jemals unwohl fühlen sollte, sollte sie bitte bitte nicht den Architekten dafür verantwortlich machen können.

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