E nao deu.

Es gibt keinen Gott. Das haben die Brasilianer und ihre fundamentalistischen Erweckungsjünger heute ebenso erfahren, wie die allzu sorglos mit überirdischen Fingerzeigen umgehenden Ghanaer.

Und um den Gedanken des werten Kollegen weiterzuführen: wenn Rückschlüsse auf nationale Befindlichkeiten mittels Fussball bzw. dem Auftritt auf der weltgrößten Bühne desselben erlaubt sind, dann wäre die FIFA so etwas wie die Katholische Kirche. Zunächst einmal wegen des störrischen Beharrens auf Deutungshoheit; und einem Hang zur Unfehlbarkeit, verbunden mit obstinaten territorialen Ansprüchen. Ich erkläre mich: technische Hilfsmittel zur Herbeiführung objektiverer Entscheidungen werden behandelt wie Kondome in der Diaspora. Die Obrigkeit weiss ganz genau, daß ihnen die Schäfchen wegsterben, sollten sie nicht einlenken, befürchten aber den Autoritätsverlust derartig, dass der Erzbischof – betrübt und kopfschüttelnd – schliesslich entscheidet: „Lasst die Hexe noch ein wenig schmoren; wir verbrennen sie später“.

Auch die Einmischung der Politik – die in der causa francia ernsthafte soziopolitische Hintergründe hat – wird nicht geduldet und mit Hinweiß auf die Verbandssatzung selbst auf präsidialer Ebene gerüffelt. Kein Problem für die Franzosen. Sie werden einen Untersuchungsausschuß berufen, der a) alles untersucht um dann b) festzustellen, dass ebendiese Untersuchung leider illegal war. Zeitgleich und deshalb höchstens mit einer Entschädigungszahlung an die Blattern verbunden. Beides die Politik der „Bibliothek der 4 Winde“ gewissermassen: „Kein Problem, kommen sie rein, suchen Sie sich ein Buch raus, wir wissen nur nicht, wo es steht.“

Und was die sich penetrant bekreuzigenden Erweckungsjünger angeht, gilt nach dem Motto „vorne beten, hinten treten“ folgerichtig, dass die Dungas leider auch zum entlarvten Kreis (s.u.) derer gehören, die auf der verknöcherten Basis globalisierter Erfolgsrezepte keine neuen Impulse (und Talente) zulassen, die sich dem Diktat der Effizienz verweigern („Guter Fussball ist, wenn man ihn gewinnt“). Die schöne neue Fussballwelt ist eine Firma; Ihre Manager sind Typen wie Mourinho und Platini oder auch Frau Schaeffler. Sie werden ebenso scheitern wie die Kirche, denn E nao deu. Macht aber nix, denn sie werden dabei unermesslich reich und geniessen ihren Misserfolg bestimmt irgendwo, wo WIR nicht sind.

Den tendenziell klischeehaften Gedankengängen folgend bleibt anzumerken, dass sich die historische Chance bietet, Deutschland als aufgeklärtes, zukunftsorientiertes Multikulti-Kollektiv zu präsentieren und darzustellen, daß auf dem Humus missgelaunter Spießigkeit lustige, weltoffene, unbekümmerte, ja, verspielte Ranken sprießen können. Leider geht dieses Experiment ausgerechnet gegen die vorletzten Schwärmer, die irrationalen Stolzgockel und dröhnenden Einwanderungsfaschisten mit dem Hang zur Selbstzerstörung. Ehrlich gesagt hätte ich gerne ein anderes Opfer gehabt. Nix für ungut, aber die hau‘ ma weg.

Ja, ich weiß, schon lange nicht mehr geschrieben. Die Laune war zu schlecht dafür und die Spiele auch. Wie sagte doch ein guter Freund gestern zu mir? „Aktiome sterben, Kulturen sterben, Geschichte stirbt, Politik stirbt, Menschen auch – aber gute Manieren sterben nie.“

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