Collateral damage(s)

KT ist also (vorerst!) weg.

Der Rücktritt ist eindeutig der Kollateralschaden eines Medienkrieges. Genauer: Einer Medienschlacht, die erstmals so groß (im Sinne von: unübersehbar) war, dass der Krieg dahinter nun auch beobachtbar bleiben wird. Dabei gehen die Fronten quer durch die Kanäle – also nicht etwa, wie man uns früher glauben machen wollte, zwischen „neuen“ und „alten“ Medien, sondern zwischen scheinbar affirmativ-konservativen Medien wie BILD (und volxnahen Derivaten im Digitalen) und scheinbar „kritischen“ (Kurzdefinition: „Wächtermedien“, die nicht in der Lage sind, klar zu definieren, was sie eigentlich genau und zu welchem Behufe „schützen und bewachen“) wie SZ, STERN und digitale Derivate. (Und da gäbe es noch viel mehr, was sich derzeit einer Klassifikation entzieht). Die „Kritischen“ haben für’s Erste dieses mediale Armdrücken gewonnen und kommentieren sich in der Folge mit Sicherheit nach dem Motto: „Vierte Gewalt“ funktioniert. Stopp. Demokratie gerettet. Stopp. Werte verteidigt. Stopp. Unglaublich supertolles Zusammenspiel von Presse und „Netzgemeinde“. STOPP.

Vor allem die „Süddeutsche Zeitung“ bastelt mit Verve an diesem neuen Mythos und definiert dabei en passant ihre Rolle in der neuen Medienlandschaft: Die intellektuelle, bewährte, seriöse, investigative, demokratiewahrende, etablierte Presse als edeler Ritter mit dem Knappen „Netzgemeinde“ (für Fußballer: SZ = Sahin, Netzgemeinde = Schmelzer). Gemeinsam hat man nicht nur BILD besiegt (und deren dumme Leser, die ja, wie uns die SZ erklärt, nicht wissen können, was ein „Plagiat“ ist und wozu eine „Fußnote“ dient), sondern auch noch so eine schöne asymetrische Mediensynergie konstruiert. Aber da werdet ihr euch wundern!

Kollateralschaden dabei heute, wie gesagt KT, um den es bei dieser Schlacht nur am Rande ging. Viel schlimmer collateral damage Nr. 2: Die Universitäten. Denn um KT zu killen, hat man medial doch tatsächlich so getan, als seien die „hintergangen worden“, druckt jeden intellektuell unterirdischen Kommentar von Professoren und Dekanen ab, und verschwendet keine aufklärerische Zeile an den desaströsen Zustand der Bologna-Uni-Realität.

Und während der ganzen Zeit wird penetrant über „Werte“ gelabert, das ist das Ekligste dabei. Dabei muss doch jedem, der in den letzten Monaten „Medien“ rezipiert hat, aufgefallen sein, wie da auf’s Deppertste Quotenschinderei betrieben wurde mit einer aus dem Nichts aufgeschäumten, irrsinnigen „Adels-Werte“-Diskussion (Medien sind Maschinen zur Konstruktion nicht vorhandener Fallhöhen!).

Misstraue jeder Gewalt: Auch und gerade der „Vierten“.

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