Inside out 1.

Das Krankenhaus aus dem ich komme gibt es seit 1190, also schon 820 Jahre.
Wenn es seitdem nur einen Patienten pro Tag gehabt hätte, wäre ich der 299.300ste Gast gewesen. Da ein Krankenhaus inzwischen formaltechnisch ein schlechtes Hotel mit überdurchschnittlicher medizinischer Betreuung zu sein scheint, kann man dem Hamburgischen Aeskulpap-Konsortium nur gratulieren. Und zwar dazu, als monströse Aggregation von planerischem Wahnsinn und geballter Menschenkompetenz als Gebilde so groß zu sein, dass einzelne, persönliche und zielführende Einschätzungen und Aktionen – mittelbar „Guerilla Medizin“ – gegen das System kämpfend bis zum Patienten durchdringen. Nie habe ich bösen Willen oder bewussten Widerstand erfahren. Ich war privilegiert und wurde gut behandelt und bin mir dennoch sicher, dass die meisten mich umgebenden (handelnden) Personen zwischen dem Wunsch, etwas Gutes zu tun und einer grenzwertigen persönlichen Situation pendelten. Das kann nur den Grund haben, dass sie völlig unter ihren Möglichkeiten arbeiten, zu miserablen konditionen und unter Umständen, die sie immer wieder frustrieren.

Nun erkläre mal einem Laotischen Schamanen, dass Du Dir als Heiler jemanden rausgesucht hast, der in einem riesigen Betrieb unter ungeheuerem Druck sehr viel sehr genau machen muss, damit die Krankenkasse es zahlt. Umgeben von frustrierten MitarbeiterInnen, die nichts von dem abrufen, was sie wirklich können. Ja Merci Cowboy.

Persönliche Begegnungen, Fragen, Erörterungen und Empfehlungen sind es also, die sowohl vorher und ausserhalb, als auch drinnen und vor Ort den Ausschlag gegeben haben. Dafür, dass ich schnell gesunde und wusste, was ich tat. Euch allen bin ich dankbar. Und dem Mann, der es gewagt hat, mich aufzuschneiden.

Der Fraß ist für Schweine nicht gut genug und Anekdoten folgen.

R.

Ein Gedanke zu „Inside out 1.

  1. Nach einem mehr als siebenstündigen Eingriff, mit einer wunderschönen, von 30 Tuckernadeln zusammengehaltenen und ensprechend langen Operationsnarbe, saß ich am Morgen des 4. Tages nach der OP, frisch rasiert und vollständig angezogen um 06.30 auf dem Bett, um dem zur Visite anrollenden Ärzteteam mit der Stimme des Synchronsprechers von Clive Owen zu verkünden, dass ich mich jetzt vom Acker mache! Es war ein im Nachhinein kaum erklärbarer Energieschub. Aufrecht ging ich davon und stieg ins Taxi. Kurz bevor ich auf meinem Sofa einschlief wusste ich, alles wird gut. Ich muss nicht mehr krank sein, ich darf gesund werden. Es heißt ja nicht aus Jux „Krankenhaus“. Jesus wäre natürlich schon am dritten Tag wieder gegangen und hätte sicherlich auch noch sehr aufmunternde Worte für alle gehabt. Ich war noch nicht soweit und bin es wahrscheinlich auch heute noch nicht. Aber Dank an die Chirurgen: Immer wieder die Erfahrung, dass mit das beste, was die Menschheit zu bieten hat, die wirklich guten Handwerker sind!

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