No dry season in Cambodia.

Noch geben sich die regenschwangeren Wolken nicht geschlagen. Von dry season keine Spur. Es ist schwül und der nasse Boden dampft noch vor sich hin. Gut für den Reis. Noch. Kommt es dann doch wieder zu einem müden Erguss, eine Art Sprühregen für Anfänger, disparat und unentschlossen, klebt die Welt so, dass man den Mund zumacht.

Dann vermischen sich beim Gehen in der Stadt die Ausdünstungen der Küchenabfälle mit der strengen Künstlichkeit von Waschpulver und Asphalt, mit gebratenem Chilli und Hundepisse und dem göttlichen Zusammenspiel von Schalotten, Knoblauch und Schweinefett.

Nichts auf der Welt ist so, nirgends. Denn nirgends ist der Unrat so nahe am Festmahl und das Bestialische dem Genuss so anschmiegsam. G4 aber kein Scheisshaus. Vier Kinder und gerade mal ein Hektar Reisfeld. 2 Dollar am Tag aber Drohnen in der Luft. Niederste Dienste und dicke Schlitten. Furchteinflößend, bipolar, extrem.

Und die Menschen, die Khmer, mit ihrer disruptiven, mehr als tausendjährigen Geschichte, gebärden sich als gäbe es kein Morgen. Möglicherweise gibt es das ja auch nicht, in ihrer Vorstellung, nach ihrer fast vollzogenen Auslöschung, von der die Übriggebliebenen nichts mehr wissen wollen und deren Protagonisten noch unter ihnen weilen, forschen Schrittes und mit Leibwächtern am frühen Abend die Promenade mit einem kleinen „powerwalk“ und blütenweißem Nike-Sportpolo beehrend. Wohl um zu zeigen, dass sie noch da sind. Und nicht siech, wie viele hoffen.

In diesen Momenten changieren Verzweiflung und ein breites Grinsen im Angesicht der Hausfrauen, die zu Cambo-Techno-Trash auf dem selben, gekachelten Uferstreifen im Gleichschritt ihre sehr spezielle Aerobic-Vatiante vorstellen … in schreibunten Klamotten und die alten Khmer Rouges keines Blickes würdigend. Die Männer geben sich derweil dem „Shuttlecock“ hin (eine Art Federfußball, der oft mit der Sohle hinter dem Rücken gespielt wird) und schaffen mit minimalem Aufwand maximale Aufmerksamkeit.

Dann geht die Sonne unter, mit kurzem Farbenspiel, die kleinen Fressstände rücken an, überall, und es ist ein Knabbern und Schlürfen und Schmatzen in der kühleren Luft, denn die 5. Mahlzeit des Tages ist der wahre Spaß und ein reueloser Genuss, den man flanierend sozusagen mit allen teilt als könne man dadurch dem nächsten Tag die Schrecken nehmen.

Es wird dunkel, Hun Sen und seine CPP schalten die Lichter an, die kleinen Generatoren besorgen den Rest und der Müll landet im Mekong. Dann bilden sich Grüppchen, streng getrennt zwischen Konventionen, Religionen, Bildungsschichten und Aberrationen aller Art, es wird noch ein wenig geschneckt und dann geht es nachhause … zum Abendessen.

Um 9 werden die Bürgersteige hochgeklappt und der Touri, der so langsam beim dritten Minibier in Wallung kommt, findet sich alleine in dunklen Gassen wieder. Oder auch nicht.

Auch andere werden sich im Dunklen wiederfinden, wenn das so weitergeht: http://m.phnompenhpost.com/national/interior-ministry-puts-provinces-high-alert-ahead-cnrp-court-date

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Sok ban ‚le ook!
(sweet dreams)
R.

 

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