Algofaschism.

Wenn Amazon Leuten Pakete schickt, die diese nicht bestellt haben und nur 40% davon zurückgeschickt werden und sie auch noch eine Set-top-box verkaufen, die genau registriert was wer zuhause wann macht, und die meisten Menschen auf Facebook seit über 5 Jahren ihr Profilbild nicht geändert haben, und es weit über eine halbe Million Schönheits-OP’s (pro Jahr!) allein in Deutschland gibt, dann sollte das einem zu denken geben. Und zwar weil die Oberfläche jeden tieferen Handlungsgrund ansaugt. Überall, wo eine leicht zu bespielende Fläche zur Verfügung gestellt wird (der freie Wille gilt), wird sie als Weg des geringsten Widerstandes gerne als Spielfeld gewählt. Was für ein Deal! Wenn jemand weiss, was ich gerne will, darf er auch über mich verfügen.

Das heisst aber unter Umständen auch, dass ich nie etwas anderes wollen werde. Mangels Alternativen, Angebot, Neugier und „Trouvaillen“. Diese Oberflächlichkeit also (gesteuert!) systemimmanent wird und sich nur die wenigsten damit trösten können, endlich die „richtige“ Musik zu hören, die „bösen“ TV-Series zu sehen und plötzlich viele „Freunde“ zu haben. Wo sie doch schon in der Schule ein Arsch waren, keine Haltung gezeigt und zu Recht keine Kumpels hatten.

Aber eben auch, weil die daraus resultierende kulturelle Abwärtsspirale des „more of the same“ der Verkaufsalgorythmen – mittelbar also die im Vorfeld des Angebots berechneten Konstanten

– stehengebliebenes kulturelles Interesse (weil algofaschistoides Angebot),,

– indifferente Kommunikation (weil Facebook, Parship etc…) und

– gleichbleibendes Alter(Ego) ((weil Titten, Nasen, Botox))

eine Art Vektor der Berechenbarkeit bilden – jedwede Exploration des Unbekannten, Niegehörten oder Unbesehenen offensichtlich keinen Wert „per se“ mehr darstellt. Nicht mehr zur Erziehung gehörend. Ohne soziale Belohnungsmechanismen. Nicht einmal mehr staatstragend. Eben dieser hat übrigens heute per Verfassungsgericht festgestellt, dass die katholische kirche (immer kleinschreiben!) ein rechtsfreier Raum ist, in dem die Pfaffen machen, was sie wollen. Die staatlich sanktionierten Anal-Bleacher.

Will sagen: wenn uns ein paar Clevere versuchen vorzumachen, sie wüssten besser als wir selbst, was gut, schön und ehrenwert ist, dann haben sie die Rechnung ohne die Unbekannten und die Suchenden gemacht. Wir werden weiter stöbern, über die Schulter gucken und uns lustvoll irgendwohin verirren. Die offenen Synapsen werden ihren Dienst nie einstellen. Die Unvoreingenommenheit gegenüber neuen Idéen wird nicht schwinden; die Freude am Neuen nicht verblassen und die Bereitschaft, überrascht zu werden, nicht weniger. Die Fakten sind zwar niederschmetternd, aber ich will einfach nicht aufgeben zu glauben, dass es noch Leute gibt, die selbst(bewusst) entscheiden, was sie tun oder konsumieren und sich sowohl darüber Gedanken machen, als auch dazu, was es wohl noch zu entdecken gibt. In der realen Welt.

Als unverbrüchlich humanistischer Misanthrop glaube ich natürlich kein Wort von dem, was ich schreibe. Zur Erklärung: ich kann die Leute nicht ausstehen – aber ich helfe ihnen gerne.

 

Ein Gedanke zu „Algofaschism.

  1. Für die drei handvoll „follower“: ab & zu den „refresh“-button drücken schadet nicht.

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