Inwieweit bloggen Eitelkeit ist oder befördert, war heute bei einem zauberhaften Abend ein Thema unter vielen; mittelbar Zeichen für einen zauberhaften Abend. Und ob der Grundgedanke der Verfertigung von Gedanken beim Schreiben Grund genug oder nur die Spiegelung des Selbst über drei handvoll Leser Grund genug ist, wurde naturgemäß nicht abschliessend geklärt. Aber dass die Reflektion an sich – über welches Thema auch immer – mit einer virtuellen Leserschaft besser funktioniert, war Konsens; und sei es ein fauler. Denn schreiben über Sachen, die Sachen machen, oder Gedanken, die Gedanken machen ist auch dann gut, wenn sie niemand liest.
Was aber passiert, wenn man weiss (oder will), dass einen mehr (und immer mehr) Leute lesen? Ist und denkt man dann noch der/dasselbe?
Auch wenn die Kommentare spärlich fließen, das Feedback dünn ist, und eine hochgeschätzte Freundin einen auffordert, nicht „nur weiterhin verklausuliert und semipoetisch gesellschaftspolitisch vor Dich hinschwafeln willst, statt der Experte für…“ zu sein, bleibt das bloggen für mich eine Art öffentliches Privatissimum. Widerspricht sich, macht aber Sinn. Die Gedanken sind frei, aber besser geordnet, weil sie jemand liest. Wieviele das sind, spielt keine Rolle, denn der Respekt gegenüber 12 muss derselbe sein wie gegenüber 1.200. Umgekehrt jedoch beeinflusst die angenommene Leserschaft massiv die Art & Weise, wie (oder sogar worüber) man schreibt. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Ernie privat zu Bert dasselbe sagt, wie wenn er inner Glotze iss. Und die Muppets sind auch nur spannend gewesen, weil sie konsequent die Regeln missachtet haben. Am Ende mussten sie in ihrem eigenen Film „lampshading“ (habe ich heute gelernt) betreiben und eine abgewrackte Studiotour inszenieren, um sich als Oldtimer für Junge wieder interessant zu machen.
Was also, liebe Leser, soll ich tun? Weiter schreiben, wie mir der Schnabel gewachsen ist, disparat und ohne jede Hoffnung auf Relevanz und Gefolgschaft? Oder ein bisschen wichtig werden für mehr als zwei Dutzend? „House of Cards“, habe ich mir sagen lassen, wurde den Wünschen der Seherschaft nach „designt“. Sie wollten was „intrigenhaft politisches, am liebsten von David Fincher und mit Kevin Spacey in der Hauptrolle“. Haben sie bekommen, Haben wir alle bekommen. Und da liegt der Reiz.
Sollte es aber dabei bleiben, dass ich mit Freunden ein paar Gedanken teilen möchte, bei denen ich nicht ständig von mir selbst unterbrochen werde, fällt mir kein Zacken aus der Krone, die ich mir noch nicht aufgesetzt habe.
Abgesehen davon habe ich heute gesehen, wie ein frischgebackener Sesamstrassenpuppenspieler mit seiner Figur – mittels Handy – die Kinder daheim grüßt. Besser kann bloggen nicht sein. Und die Zielgruppe ist 2, nein 3, nein 4. Plus X.
Wer mich fragt, wie man mehr Reichweite kriegt, darf sich nicht über meine Vorschläge beklagen. 😉