Seit etwa zehn Jahren bitte ich meine Frau, die ADAC Motorwelt nach Empfang noch am Briefkasten zu entsorgen. Grund dafür sind meine Erfahrungen als potentieller Anzeigenkunde mit diesem Drecksblatt, dass als auflagenstärkstes Magazin der Republik in manch einem Mediaplan über Wohl und Wehe der buchenden Agentur (bzw. Kunden) gebietet. Wenn es aus der Anzeigenplanung herausfällt, verändert sich bei der entsprechenden Zielgruppe der „Wirkungswert“ bzw. die „GRP“ (gross rating points) so dramatisch, dass es quasi automatisch eine Säule des dem Kunden präsentierten Mediamixes darstellt.
Das heisst es geht im aktuell vorliegenden Fall nicht nur um Erpressung auf der Basis höchst dubioser Leserschaften (wieviele Millionen schmeißen es wie wir weg, ohne es auch nur angesehen zu haben?), sondern um systematischen Betrug, nicht nur am Leser (siehe beiderlei Arten „Preise“ und ihr Zustandekommen), auch an den Kunden, die fast 6-stellige Summen für eine Farbseite Inserat auf den Tisch legen, weil es auf der Basis absurder, bis heute bestehender Modelle rechnerisch kaum zu umgehen scheint.
Bleibt zu hoffen, dass der riesige Sumpf medialer Korruption, der sich auch jenseits der ADAC Motorwelt erstreckt, endlich in den Fokus und die allgemeine Wahrnehmung rückt. Mich hat er seinerzeit meinem Job entfremdet; Euch wird er noch überraschen. Aber vielleicht doch nicht. Ein gelber Engel ist schwarz geworden und vom Himmel gefallen – dass wird dann wohl reichen, damit die anderen nicht blankziehen müssen. Titel der aktuellen Ausgabe: „Die Krise als Chance“. Wäre mir wohl auch noch eingefallen. Gross (rating points).