Arbeit.

Manchmal, wenn ich arbeite, frage ich mich, warum ich nicht in der Lage bin, diese als solches zu beschreiben, zu definieren oder gar zu deklarieren. Ich arbeite also, und das nicht zu knapp, und habe dennoch das Gefühl, dass es niemand als solches betrachtet … und dass ich nicht fähig bin, die investierte Zeit zu kapitalisieren.

Ergo bedeutet es wohl, dass Arbeit, die nicht normiert ist, keine ist. Oder nicht sein darf. Oder das Arbeit, die nicht mit „Erwerbstätigkeit“ gleichzusetzen ist, keinen „Wert“ hat. Nur, weil sie das System nicht unterstützt, öffentlich keiner ausser einem selbst davon profitiert, und es keinem Investor oder seinen Trittbettfahrern nutzt.

Was für ein fataler Fehler. Nicht für mich, eher für die anderen, die schnell urteilenden Büttel jedweder Organisation zur Gewinnmaximierung. Global, lokal, scheissegal. Oder des Geldes, welches sie geerbt haben ohne irgendeine Vorstellung dessen, was sie damit anfangen sollen; nebst anders gearteter Interessen, die oftmals nicht einmal die ihren sind.

  • „Was uns bevorsteht, ist die Aussicht auf eine Arbeitsgesellschaft, der die Arbeit ausgegangen ist, also die einzige Tätigkeit, auf die sie sich noch versteht. Was könnte verhängnisvoller sein?“ Vita activa oder vom tätigen Leben, S. 12 • Hannah Arendt
  • „Natürlich ist es »nützlicher«, Unrecht zu tun als Unrecht zu leiden; um des denkenden Dialogs mit mir selbst willen muss gerade dieser Nützlichkeitsstandpunkt aufgegeben werden.“ – Wahrheit und Politik, S. 348 in: „Zwischen Vergangenheit und Zukunft“, 2000 • … wieder Hannah Arendt

In diesem Sinne: Arbeit ist, wenn man etwas tut – egal wofür oder für wen. Es gilt also der Energiegrundsatz, wonach Energie nicht verloren geht, sondern lediglich umgewandelt wird.

Und was dann die Männer angeht, wäre es der Folgende:

G_\mathrm{m}(m,l,t) = (66{,}5 + 13{,}7 \tfrac{1}{\mathrm{kg}}\,m + 5{,}0 \tfrac{1}{\mathrm{cm}}\,l - 6{,}8 \tfrac{1}{\mathrm{a}}\,t) \tfrac{\mathrm{kcal}}{\mathrm{24\,h}}\,,

 

 

Narziss‘ is!

Advent, Advent, die Lichtlein brennen allenthalben. Und das nicht nur in Syrien, im Irak, im Sudan, in über 50 Krisengebieten weltweit und in Paris; auf den Weihnachtsmärkten und in den Herzen der Einzelhändler. Jetzt (NEU!) auch in den Köpfen der Militärs. Nebst lustigen 6 Teutschen Tornados ohne klare Mission auch und insbesondere derer in Russland und der Türkei.

Es ist kaum zu fassen: Während die Welt mit den unmittelbaren Folgen von Ausbeutung und Ausbeutung und Ausbeutung zu kämpfen hat (Mensch, Natur, Kultur), haben die beiden Repräsentanten früherer, untergegangener Imperien nichts anderes zu tun, als sich gegenseitig an der Frustration über ihre verlorene Größe hochzuschaukeln. Geschichtliche Bildung (1853/Sinope/Krimkrieg) und die Kenntnis der geo- und energie-politischen Interessenslage (TurkstreamGazprom bzw. Turkstream) vorausgesetzt, stellt sich die Frage, wie stark heutzutage der Gedanke an der „Nation“ noch ist oder sein kann. Gerade uns „Deutsche“ sollte klar sein, dass der Begriff der „Nation“ nicht nur historisch sehr jung ist, sondern auch nachhaltig schadbringend sein kann.

Noch mehr also gilt das für Staatenverbunde, die sich historisch bisher nur in imperialen Kategorien begriffen haben und jetzt unter dem ernüchternden Eindruck, eben keine genuine „Nation“ zu sein, alte Rechnungen begleichen wollen – zu unser aller Nachteil. Das aus 3 Gründen: es lenkt von den wahren Krisenherden ab, es bindet vielerlei Ressourcen und zieht dumme Menschen im Inneren der betroffenen „Länder“ in einen lähmenden Konflikt, der de facto gar nicht existiert. Und Dritte tangiert oder gar involviert. Daher das scheinbar abwegige Thema.

Anders gesagt: so einen revanchistischen Scheiss‘ können wir uns global einfach nicht leisten – vor allem nicht, wenn wir kollektiv in Paris, auf den Flüchtlings-routen und vor unserer Haustüre gerade ganz anderes zu bewältigen haben, als den narzisstischen Reflexen egomanischer Führungspersönlichkeiten willfährig Folge zu leisten.

Wenn also zwei beleidigte Imperiale Egos ohne Not sowohl die mediale Aufmerksamkeit, als auch militärische und zivile Mittel auf sich ziehen und dabei Kapital vernichten, ist das angesichts der Weltlage nicht zu entschuldigen. Wir haben als Europäer (denn das sind sie beide nicht und werden es nie werden) etwas anderes, nämlich wichtigeres zu tun, und können es uns kaum leisten, auf diese Narzissten und ihre Winkelzüge reagieren zu müssen, nur weil uns die Gesamtbilanz dazu zwingt, sekundäre Interessen abzusichern. Ein Dealbreaker also. Leider mit unabsehbaren Folgen.

Erstmals hoffe ich auf eine Art passiven Widerstand nach dem Motto: „Alluha Akbar!“ – „Ja, scheissegal, mach‘ ma zweite Kasse auf!“.

T. de Petze.

Nun setzt der allerverknöchertste Technokrat also noch einen obendrauf. Seit gefühlt Monaten leisten sich von&zu Maizière (also auch sein gesamtes Corps) in der Flüchtlingsfrage eine grobe Gedanken- und Gefühllosigkeit nach der anderen. In Form ebenso hilflos wie inadäquat wirkender, oft opportunistischer Reaktionen (statt gezielter Aktionen), von einer Politik der Uneinigkeit getrieben (die sie doch verantwortlich bestimmen sollten), unterfüttert von mangelnder Pragmatik bzw. fehlendem Einfühlungsvermögen (statt von strategischen Leitlinien), gebremst von Zögerlichkeit, dann aber gleichsam nach-befeuert von „gesunder Härte“: Nichts, was dieser Mann und seine riesige Verwaltungsapparatur in diesem Jahr zuwege gebracht haben, hat den zahllosen Helfern, NGO’s, Kommunalbeamten und Einsatzkräften in irgend einer Form „genutzt“. Im Gegenteil dazu müssen sie sich tagtäglich auch noch mit den chaotisch eintrudelnden Zuunrecht-Weisungen des Ministeriums für innere Hegemonie auseinandersetzen (Beispiele liegen mir vor). In Zeiten der gefühlten Bedrohung von innen UND außen kann das die Moral derjenigen, die wirklich und vor Ort helfen nachhaltig unterminieren und vorhandene Restkräfte der demokratischen Zivilgesellschaft nur schwächen. Mittelbar das Gegenteil dessen, was ein Innenministerium sein und tun sollte. Das war aber noch nicht alles. Der kann noch mehr.

Heute also noch der (fast schon rührende) Aufruf dazu, Eltern möglicherweise radikalisierter Kinder mögen sich doch bitte melden und ihre fehlgeleitete Brut bei seinen Staatsbediensteten verpetzen. Da die derzeit keine Zeit haben, bleibt das auch noch an den Sozialämtern und Sondermigrationssozial-integrationsbetreuungsstellen hängen. Nach „ich kann Ihnen dazu nichts sagen“ und „da werden wir dann mit aller Härte vorgehen“ über „es muss eine Grenze geben“ bis „… wenn sie das wüssten, wären Sie beunruhigt“ kommt jetzt sinngemäß „Wenn Sie uns Ihre missratenen Kinder ausliefern, kriegen wir die Sache schon in den Griff“ (letzteres kein Zitat). Klar, Digger, das machen die. Keep your Eimsbush clean!

Ich bin fassungslos, denn ich verstehe einfach nicht, wie sich selbst in Zeiten einer schweren inneren Krise jemand politisch halten kann, der so lange, so viel, und so unglaublich offenbar haarsträubenden Bockmist baut. Wahrscheinlich greift wieder die Merkelsche „Blitzableiterfunktion“ mit der sie schon oft Versager erst hat versagen lassen und dann gechasst hat. Ob UNS damit noch schnell und im Affekt übergriffige staatliche Überwachungsstrukturen auferlegt werden, die dann durch eine „vom Hof gejagte Personalie“ (sic!) nicht nur gesühnt sondern durch den Prozess leider auf lange Sicht festgeschrieben bleiben, gilt es nicht abzuwarten. Meiner Kenntnis nach gibt es kaum ein Sicherheitsgesetz, dass je wieder zurückgenommen wurde. Außer mal was in Bremen und im Bolivien von Venceremos Morales.

Nein, wir sind noch nicht fertig: Denn nun kommt der Zentralrat der Juden daher und fordert eine Flüchtlings-Obergrenze. Also – bitte kurz nachdenken – ja, genau, – nochmal kurz nachdenken – Rot werden – noch ein kurzer Versuch, es zu glauben – Blau anlaufen … und ausatmen. Hammer, oder?

Ich verstehe das alles nicht mehr. So blind dafür, dass wir Westeuropäer auf Dauer unsere Pfründe aufgeben müssen, kann doch keiner sein. Oder meinen die Herrschaften vielleicht, dass das mit der Denunziation der Arabischen Nachbarn sonst zu schnell losgeht? Und das dann statt Synagogen Moscheen brennen könnten?

Da hilft so ein Aufruf natürlich. Für die innere Sicherheit. Bald fange ich an zu beten.

PS: Wer das über den noch amtierenden Innenminister alles nicht glaubt, möge sich mal mit https://www.thomasdemaiziere.de/ trösten. Selbst da tut er sich weder uns, noch sich selbst einen Gefallen.

Barbarei 2.0 – fluctuat.

War was? Es ist schon erstaunlich, dass die Börsen an Tagen wie diesen STEIGEN. Der Dow Jones gleich um 1,4% – das sind Milliarden. Und um es gleich vorweg zu nehmen und Missverständnisse zu vermeiden: Nein, ich bagatellisiere die Geschehnisse in Paris keinesfalls. Mich als dort Aufgewachsenem haben diese barbarischen Akte vielleicht sogar mehr getroffen als andere, die sich vor allem um eine sichere Heimkunft der Deutschen Nationalmannschaft gesorgt haben.

Ökonomisch ist ja eigentlich kein Schaden entstanden, also wieso auch? Kein Finanzzentrum wurde getroffen, keine Ressource, keine Fabrik, kein Vertriebsweg, kein wichtiger Politiker. Die Asymmetrie der Angriffe hat lediglich wahllos zivile Opfer gefordert und die Hilflosigkeit der Staatsmacht gegenüber solchen Attacken offenbart; die Infrastruktur der Wirtschaft jedoch verschont. Oder sogar beflügelt, nämlich dahingehend, dass nun massiv aufgerüstet wird – von Computern über Sicherheitstechnik bis zu Waffen. Von den Ausgaben für zusätzliches Personal und Kommunikation ganz zu schweigen. Das ist Kriegsgewinnlertum in Binnenmärkten und mit internationaler Vernetzung. Und wer weiss schon, dass Syrien keine Schulden hat. Die ARD scheinbar nicht. Und die anderen (ARTE ausgenommen) überschlagen sich in Sondersendungen, die nachplappern, was andere nachplappern. Als nächstes kommt der CSU’ler um die Ecke, der schnappt, das „sowas von sowas“ kommt. Ich ertrage das kaum mehr.

Pro Tag sterben der WHO nach etwa 2.000 Menschen an Malaria. Und wo früher alle 15 Sekunden ein Kind an Hunger starb, dauert es jetzt nur noch 10 Sekunden (WFP). Dazu gibt es aber kein „Tagesschau Brennpunkt“. Der müsste ja auch jeden Tag – oder jede Stunde – stattfinden.

Bitte versteht mich richtig: ich finde die barbarischen Akte in Paris ebenso abstoßend wie verdammenswert. Aber um ein wenig Augenmaß in Bezug auf den weltweiten humanen Kontext möchte man schon bitten. Vor allem, wenn für internationale, rasant abgestimmte Rachemassnahmen und den weltweiten „Krieg gegen den Terror“ massive Mittel bewilligt und „en passant“ grundlegende Bürgerrechte ausgesetzt oder zumindest nachhaltig in Frage gestellt werden.

Anders ausgedrückt: im Paris der ersten 50 Jahre des 17. Jhd. sind etwa 2 Millionen Menschen gestorben; das sind etwa 100 pro Tag. Vor der Revolution. Danach noch mehr. Für eine im Vergleich zu heute kleine Stadt eine ungeheuere „mortalité“. Aber da war die Stadt der Liebe ja auch nur, äh, eine der größten und weitest entwickelten Städte weltweit. Mit großen „Banlieues“ – was nichts anderes heisst als „Bannmeilen“. Fluctuat nec mergitur* – so der Wahlspruch der Pariser. Wollen wir hoffen, dass die Rechte ihrer Bürger – und die der ganzen „Grande Nation“ – nicht weiter ins Schwanken geraten.

Ich jedenfalls werde mich wieder auf den Weg machen – dahin, wo Menschen an Hunger sterben.

*Fluctuat nec mergitur – Sie schwankt, jedoch sie geht nicht (nie) unter.

Mwa Suu.

Dear Mwa Suu,

please excuse my empathetic personal addressing. It is with the greatest respect that I congratulate you to half a century of relentless fighting for the freedom and peace of your people, the henceforth hopefully united union of the Burmese society. As it seems, you have taken your country onto a majoritarian ride against oppression and misconduct; possibly magnanimously leaving behind Groce violation of civil ethics and the systematic violation of human rights by the „former“ regime. This kind of achievement was never before accomplished in one overwhelming voting sweep in history. Your personal engagement and striving vision of a democratic self-government and the graceful reconciliation with your jailkeepers is worthwhile to be a role-model for many countries in similar despair. I therefore praise your patience, your energy, your focus, your balance and hope for the best for the negotiations you will be confronted with in the near future. The old guard will not give in easily. And trouble lies ahead. But nothing less than „the people“ love you.

 

PortrÊt af den burmesiske oppositionsleder Aung San Suu Kyi. Hun er fotograferet i sin bungalow i Rangoon, Burma.

And so do we.

Gedankenflüchtling.

Wir schauen uns das also an. Wohlwollend und kritisch. Sehen zu, wie andere erste Massnahmen ergreifen und wir erwarten, zeitnah informiert zu werden, wie sich das entwickelt. Beobachten spontane Hilfsmassnahmen, überforderte Beamte, Politiker, die die Mitte suchen, Gutmenschen mit Zeit zu helfen und Halbherzige, die sich den Gang zur Altkleidersammlung oder den Wertstoffhof ersparen. Mit Karmabonus natürlich. Die vage Hoffnung nährend, später, dann wenn es darauf ankommt, aktiv zu werden; sollten wir je den Arsch hochkriegen. Denn das würde ja bedeuten, zu verzichten. Auf Zeit, Geld, Energie oder Status – von Urlaubstagen nicht zu reden. Also palavern wir über das für & wider von „Wir schaffen das“, über die „Kapazitätsgrenzen“; aber nicht wirklich über die Flüchtlinge selbst. Kennst Du einen persönlich?

Das vornehmliche Problem liegt darin, dass sich Weltparameter, die wir gelernt haben, rasant verschieben. Und sowas ist nicht jedermanns Sache. Erspürt wird das Problem der Auflösung von Nationalstaaten zugunsten grenzenloser Material-, Wirtschafts- und Informations-Ströme schon. Dass der Träger – der Mensch also – auch wie durch eine globale soziale Membran diffundiert, erscheint da nur logisch. Und dass der Krieg ein Dauerzustand ist und bleiben wird in dieser Welt, mag von manchen erahnt werden. Daraus folgt aber im Einzelnen meist ein Gefühl der Hilf- und Machtlosigkeit, dass derart lähmend ist, dass wir uns fragen müssen, ob wir eigentlich noch Anteil haben an unserer Spezies. Oder ob unser Wissen über das, was wir selbst leben uns blind macht für das Schicksal anderer. Blind machen muss. Vor dem Fernseher kann jeder heimlich schluchzen. Und sich an der Hilfsbereitschaft anderer erfreuen auch. Das Ergebnis ist dasselbe: Tränchen verdrücken und sich dann etwas besser fühlen. Wie bei Harry Potters Basilisk: schaust Du ihm direkt in die Augen, bist Du tot. Durch eine Brille, einen Spiegel oder eine Pfütze gesehen, verwandelt er dich nur in Stein.

Die dünne Kruste der Kultur über dem brodelnden Vulkan, den wir unsere Heimat nennen und der mit jeder weiteren Entdeckung aus Astrophysik, Teilchenforschung und Genetik unwahrscheinlicher erscheint, sollte bewahrt bleiben und verteidigt gegen die, die davon profitieren, dass sie weiter ausgehöhlt wird. Was für ein ruchloser Plan ist es nur, dass Menschen andere opfern für ihre politischen Machenschaften? Sie kontigentieren, administrieren, ausweisen, zuweisen, nutzen, benutzen, ausnutzen, versklaven? Oder für puren Profit nicht nur die Menschen sondern dazu noch die Umwelt in der sie leben zerstören? Ihnen damit ihre Zukunft rauben. Und demnach indirekt auch unsere.

Oh ja, wahnsinnig langweilig. Binsenweisheiten. Aber als Entscheidungs-grundlagen sehr wirksam. Und extrem virulent. Auch wenn es eine riesige Gelegenheit ist, Le(e)hrstellen zu besetzen und eine gigantische „business opportunity“ für die Personalwirtschaft ebenso wie für die Waffenhändler. Die paar Rettungsvesten-Händler in Izmir fallen unter die Kategorie „Wertstoffhof“.

Das klingt alles sehr banal aber zur Basis des humanistischen Gedankens sollten wir ab & an zurückkehren um uns zu orientieren. Auch und insbesondere, wenn man sich die „westlichen Werte“ an die Brust heftet – offen oder heimlich. Ich jedenfalls werde mich nunmehr wieder engagieren. Hier, oder in Kambodscha oder anderswo. Manches ist zeitlich opportun, anderes macht gerade in der Fremde Sinn, noch anderes macht … doch auch mal was.

Denn die Ströme sind es, und nicht die Nationen.

Bis einer kotzt.

Wir Deutschen werden ja gerne bezichtigt, alles sehr gründlich zu betreiben.

Denken, entwerfen, konstruieren, verwalten, leider auch vernichten. Und das scheinbar zu Recht – auch wenn wir uns dagegen wehren und „ins Feld führen“, dass es doch nur Sorgfalt, Planung und Voraussicht ist, die den Eindruck vermitteln, wir würden Dinge, die wir unternehmen und Massnahmen, die wir ergreifen, bis zum Exzess betreiben. Denn es fällt derzeit wieder auf, mit welcher Gründlichkeit wir uns des Themas Ein- und Zu-, bald nur noch -Wanderung annehmen. In jedem Gespräch, auf allen Kanälen, Sendern und und in zahllosen Sonderformaten wird versucht, aus einem Ausnahme- einen Normalzustand herzustellen, der – wie ich fürchte – keineswegs der Einstellung der damit angesprochenen „Bevölkerung“ entspricht. Denn die meint ja immer noch, das sie es ist.

Damit einher gehen der Benennungswahn, die Zählungen, die gefälschten Statistiken; über Massenmedien an eben jene verbreitet, die nur einen Hauch von Rechtfertigung benötigen, um niedersten Ressentiments freien Lauf zu lassen. Die Antwort kann nur sein, dass man uns wohl penetrant vor Augen führen muss, dass wir längst ein „Ausländerland“ sind, dass die letzte Vielfalt in unseren Großstädten von eben jenen betrieben wird, und das manch einer über den Verlust des „Gemüsetürken“ oder des „Stammitalieners“ trauriger währe als über das dahinscheiden der eigenen Oma. Ja, viele vom Rest sind Rentner.

Insofern sind die Flut an Berichterstattung, die Archivausgrabungen, die Freundlichkeitsberieselung und die nervtötenden „Specials“ zwar nützlich – aber eben in beide Richtungen. Die kulturelle Selbstverständlichkeit von Gastfreundschaft bleibt auf der Strecke, wenn was Normalität sein sollte zum „Brennpunkt“ in den Medien wird. Der Focus muss zum gelebten Alltag zurück und der Versuchung widerstanden werden, aus immer neuen Zahlen Realitäten zu schaffen, die der Einzelne im Alltag so gar nicht erlebt. Aber der allgemeinen Meinung entkommt niemand, der auf sie angewiesen ist, um innerlich eine Entscheidung zu treffen. Ob er/sie dafür sind, dass die Armen kommen oder nicht, wird erstmal wenig daran ändern. Aber wenn es dann darum geht, zu erziehen, zu integrieren oder zu assimilieren? Bzw. den steinigen Weg dazwischen. Da wird sich dann zeigen, was im Vorfeld (und in dem sind wir immer noch) von Wortführern angerichtet worden ist.

Folgerichtig sollten sich die Medien mit Hilfe ihrer avancierten Recherche- und Analyse-Tools endlich der Verantwortung stellen, die sie haben. Denn sie werden diese Schlacht um die Identität der Nation aufnehmen müssen und prägend sein für die Tonalität in diesem Land über Jahre hinaus. Der Grundton des Nachfolgers der Willkommenskultur wird von den Medien bestimmt werden. Wie auch immer dieses Konstrukt dann heißen wird. „Kontrollierte Integrationskultur“ vielleicht, oder „Begrenzte Aufnahmebereitschaft“. Gründlich, sachgerecht, pragmatisch.

Parallel dann das: VattenFall führt einen Prozess gegen die Bundesrepublik. Wegen des Ausstiegs aus der Atomwirtschaft. Klar, verdienen ja auch jetzt weniger. Hätten Rücklagen bilden müssen in einem Hochrisikogeschäft. Das muss eingeklagt werden. Vor einem nicht öffentlichen Schiedsgericht in Washington. Es geht um € 4.675.903.975,32 – entspricht also für jeden der divulgierten 1.500.000 Bild-Flüchtlinge über € 3.100,- pro Person aus Steuergeldern. VOR der Unterzeichnung irgendwelcher diesbezüglichen Verträge. Falls unzutreffend wüssten wir gerne etwas davon.

Und ob NSA, VW, TTIP oder die anderen 100 Kriege auf diesem Planeten (darunter die „War on Drugs“, die „War on Terrorism“ und andere gutgemeinte) sich darob dann irgendwann „versendet“ haben, werden wir erst sehr viel später erfahren, denn wir werden weniger darüber erfahren. Und seltener. Und ungenauer. Und das ist genau das, was inzwischen alle wollen, die Dreck am Stecken haben: nur nicht zu viel Medienpräsenz. Es sei denn, die Facebooker und Konsorten starten mal durch. Das ist auf jeden Fall schwerer zu kontrollieren als ein öffentlich-rechtlicher Sender.

Und leider, weil wir jetzt plötzlich anders hinschauen: überall Ausländer, überall Diesel.

Überall Pablo Mora. Überall Mankell.

§ 1 (D).

Die Sicherheit des (D)eutschen Menschen ist unantastbar. So die neue Regelauslegung seit heute Abend. Das Grundgesetz ist zwar dem Schengen-Abkommen übergeordnet; eine (nationale) Notverordnung erscheint insofern legal. Philosophisch stellt sich allerdings die Frage, inwiefern „national“ heutzutage noch eine Kategorie ist. Im globalisierten ökonomischen Weltbild gelten diese geografischen Definitionen ja auch kaum mehr, es sei denn, man verfüge über eine Leitwährung – oder einen BAP, das positiv ausfällt. Steuerlich sind die meisten großen „Player“ sowieso keinem Nationalstaat mehr zuzuordnen.

„Kein Mensch ist illegal“ wäre da die griffige Formulierung; seit 2 Jahrzehnten auf links-aktivistischen T-Shirts und Hoodies zu lesen (zumindest in HH). Die Realität jedoch holt uns mit so banalen Massnahmen wie die Schließung von Grenzen innerhalb (!) der EU ein. Oder 17-monatigen Asyl-Verfahren. Und 6-stellige offene Ausbildungsstellen werden von den zu uns Flüchtenden deshalb nicht angenommen werden können, weil wir sie auf bürokratischem Wege daran hindern.

Wie bereits mehrfach vorausgesagt und von Hoimar v. Dittfurth 1986 formuliert, werden wir uns „nicht einbilden können, uns auf unserer Sattheitsinsel abschotten zu können“. Das ist jetzt 30 Jahre her und ich habe es mit eigenen Augen gehört. Wir sprechen also über ganze Völker aus gescheiterten Staaten und deshalb über Millionen … und nicht über Zehntausende.

Ich bin sehr gespannt, werde weiter dezentral, lokal und in kleinem Rahmen an „Leuchtturmprojekten“ arbeiten – und warte auf die ersten Seuchenmeldungen der Bayerischen Staatsregierung.

Holzstock.

Schaue mir gerade sanft seufzend die lange verpasste Woodstock-Doku an, frage mich, warum sie eigentlich nach 1:00 Uhr läuft und rechne nach: 46 Jahre ist das her – fast ein halbes Jahrhundert. Auch (oder gerade) nach so langer Zeit ist es kaum zu glauben, was da passiert ist, und noch schwerer nachzuvollziehen, wie 400.000 Kids eine humanistische „homebase“ der menschlichen Kulturgeschichte schaffen konnten – mit nichts als Musik, dem Essen der umliegenden Farmer und ein paar Drogen. Ohne aufeinander loszugehen und selbst im Delirium friedlich und sich gegenseitig zugewandt.

Es mag an der fortgeschrittenen Stunde (oder dem neuen Jahrhundert) liegen, dass meine Bewunderung ihren Weg hierin findet, aber als verknöcherter Kulturpessimist ist es mir ein Labsaal, gleichzeitig nachzuerleben, dass wir als westliche Zivilisation schon einmal weiter waren (im Angesicht eines Krieges, wohlgemerkt) und die Hoffnung zu hegen, es läge selbst in der globalisierten ökonomischen Diktatur unserer Tage noch ein Samen dieser blauäugigen, als revolutionär empfundenen Gemeinschaftserlebnisse, die dann unsere Wahrnehmung einer „Zeit“ prägen.

Anders gesagt: wer „I’m going home“ von Ten Years After live gehört hat, war zwar streng genommen in einer „disaster area“ größeren Ausmaßes als es der Münchner Hauptbahnhof je sein wird – minus Essen und Trinkwasser, nicht gereicht von keinen Bürgern, die am Montag nicht wieder ins Büro … oder auf’s Arbeitsamt müssen. Jedoch in einer spirituell sicher besser gepolsterten Transitstrecke, als die zwischen Syrien, Mazedonien und dem Schengen-Konglomerat. Ich glaube nicht, dass da viele ihren Pass dabei hatten.

Dennoch gibt es Anlass zur Freude über die „Willkommenskultur“ unserer Kompatrioten – sofern sie es nicht mit sechsstelligen Zahlen zu tun bekommen; mittelbar nicht mehr, als in die Allianz-Arena reinpassen. Ich sage voraus: dann wird Schluss sein mit freundlich. Also bei etwa einem Fünftel der Woodstock-Besucher. Irgendwer wird die andere halbe Million auf wirtschaftlichen Druck hin schon nehmen. Die restlichen Hundertstel gehen nach England; am besten in die City als Schuhputzer.

Trotzdem: seeds of hope, peace and love. Fun and music, god bless you.

„Der Pessimismus, (…) so ansteckend er ist, vermehrt trotzdem nicht die Krankhaftigkeit einer Zeit, eines Geschlechts im Ganzen: Er ist deren Ausdruck.“  (F. Nietzsche)

 

Ultimatomaten.

Soso. Nun soll also das Bild verfestigt werden, „unsere Gelder“ flössen direkt in die Automaten darbender, panischer Griechen. Abgesehen von der Tatsache, dass „unsere Gelder“ weder etwas existierendes bezeichnet, noch bisher je irgendetwas wirklich „geflossen“ ist, bleibt offenbar nur Ressentiment und dumpfe Stammtisch-Attitüde gegenüber einem souveränen Volk, dass einfach nicht spuren will und „über seine Verhältnisse“ gelebt hat – und jetzt tatsächlich auf breiterer Ebene Gewissheit für die kommenden, schmerzlichen Schritte haben will. Wer vor ein Ultimatum gestellt wird, darf, nein MUSS das Recht haben, sich seiner Mehrheiten gewiss zu sein – egal, ob er dafür oder dagegen ist. Das nennt sich Demokratie und ist eine Erfindung der Griechen.

Also ist diese um sich greifende Verdummung schwer auszuhalten angesichts der Tatsache, dass selbst das derzeit äußerste Mittel – nämlich die Überweisung der unbedingt fälligen Raten an den IWF durch Europa als solches (als Fonds? Nach welchem Verteilungsschlüssel?) – de facto an sie selbst und die führenden Öl- und Industrieländer geht. Nochmal in kurz: Du musst aber kannstnicht an uns zahlen? Na dann überweisen wir uns mal die Kohle selbst und Du bist uns noch mehr schuldig als zuvor.

Kleines Update: Der IWF ist klar nach Ländern bis auf die zweite Kommastelle hinter der „0“ aufgeteilt. Wobei die Einlagen den relativen Krediten und Profiten entsprechen sollten, die der IWF eigentlich zur Aufgabe hat. Beispiele: Afghanistan 0,09% / Albania 0,03% / Algeria 0,53% / Angola 0,14% … um nur die alphabetisch allerersten zu nennen. Die nächsten interessanten Interessenten in der endlosen Liste sind (fast wahllos): Argentina 0,87% / Australia 1,3% / Austria 0,87% (also soviel wie Argentinien) / Belgium 1,86% / Brazil 1,72% / China 3,81% / France 4,29% / Germany 5,81% / Italy 3,16% / Japan 6,32% / Korea 1,36% / Mexico 1,47% / UK 4,29% (da sitzt die Kohle, die kein Öl ist) / … und die 16,74% für die USA.

Die 2,39% der Russian Federation und 2,8% der Saudis überraschen dann folgerichtig nicht wirklich – wobei auch Lybien, Venezuela und Malaysia auf ganz beachtliche Quoten kommen (oh, das Ö-Wort1) und Indien mit vergleichsweise lachhaften 2,34% zu Buche schlägt – ebenso lächerlich wie Polens 0,70% oder Spaniens 1,63%.

Eine Art weltweiter Eurovisions-Contest in einer Ukrainischen Mehrzweckhalle (0,57%) mit einem unterbezahlten Gospelchor, EU-Nummerngirls und einem Amerikanischen Ringrichter. Und da soll mir weisgemacht werden, dass die 0,47% Griechenlands eine ernst zu nehmende Rolle spielten bei diesem Schattentheater? Der „IWF-Commissar“ für diese Einlage heisst übrigens What-the-fuck-is‘ oder so ähnlich. Das Problem ebenso ungebü(h)rlicher wie unbeugsamer Kleinstaaten bleibt natürlich bestehen – jedoch die Art, es zu behandeln hat sich seit 2.000 Jahren kaum geändert.

Divide et impera.

Quelle: IWF-Mitgliedsstaaten