Der Prinz.

Ein Prinz ist eben kein König, und auch wenn „Prince“ es gerne werden wollte, gereicht es ihm zur Ehre, die Rolle des Emporkömmlings, des Herausforderers, des „contesters“ angenommen zu haben. Stilistisch ebenso wie in seiner (siehe Bowie) permanenten Umverwandlung. Immer auf der Suche nach dem perfekten Beat war er nicht nur einer der brillantesten Musiker des Pop, sondern auch ein widerborstiger Musikpolitiker, der als einer der ersten (ja, Bob Dylan, Johnny Cash, George Michael und andere auch) gegen die Knebelberträge der Studios opponiert und seine Musik im Internet vermarktet hat. Dabei hat er zeitweise auch sich selbst aus den Augen verloren und selbstverliebten Scheiss‘ gebaut.

Entscheidend bleibt für mich aber, dass er mich mehrfach in meinem Leben völlig hingerissen hat. Mit dem New Funk seiner frühen Alben, seinen androgynen Provokationen, 3 Tracks seines letzten Werkes (Check it out) und mit 3 persönlich erlebten Konzerten. Vor allem aber mit seiner legendären Aftershow-Party im Münchner „Parkcafé“ (Hansi & Inge!) – in der er nicht nur entspannt ein 2-Stunden-Set nach einem 3-Stunden-Konzert in der Olympiahalle („Sign o‘ the Times“, mit Sheila E an den drums) abgeliefert und uns dabei zu einer Vogelweides, kollektiven Tanzorgie motiviert hat, sondern mir von Rio Reiser auch noch mein Hut geklaut wurde. Tempi passati.

Transzendenter Soulfunk mit nihilistischen Tendenzen. Gibt es dafür eine Therapie? Wahrscheinlich nicht, wenn es einen mal gepackt hat. Aber wer will dazu schon ein Gegenmittel? Wir haben es heute leider bekommen.

Kiss!

best.

Also Erstens habe ich mir vorgenommen, diesen Blog etwas positiver zu gestalten; das heisst, nicht nur zu schreiben, wenn das Elend unerträglich wird. Zweitens brauche ich dafür eine Übersprungshandlung, und die lautet: Was, bidde, ist der beste Film aller Zeiten?

Damit meine ich nicht, was des geneigten Lesers liebster Streifen ist, sondern welcher möglicherweise ALLE Menschen dieses Planeten eint in der Meinung: das ist ein sehr guter Film.

Mein persönlicher Erfahrungshorizont ist dahingehend nicht ganz schlecht, weil etwa 5 große Kulturräume umfassend. Und ich tat mich dennoch schwer. Jetzt wüsste ich gerne, was Ihr so vorzuschlagen habt. Mein Kandidat ist inzwischen klar.

Love (& Films)

Lehren.

Interessant: die Griechen haben Skrupel, Flüchtlinge abzuschieben, weil sie die Türkei nicht als „sicheres Drittland“ betrachten. Muss wohl ein Kulturvolk sein. Werden aber von ihren EU-Gläubigern dazu gezwungen. So kann man ein Problem auch lösen. Mann schiebt es einfach zu denen, die einem was schulden; und dann schieben die es … ab. Aber hey, die neue Statistik sagt 720 gegen 120.000 im letzten Jahr. Das ist der AFDermath.

Nebst der Offenbarung völliger Empathielosigkeit (Flüchtlings-Realpolitik) und der weltumspannenden Beweise für endemische Unsolidarität unter Besser-verdienenden (Panamapapers) sowie totale Folgenlosigkeit der Bankenkrise (wetten statt finanzieren) gibt es parallel dazu:

  • 795 Millionen hungernde Menschen (Die im Moment noch nicht auf der Flucht sind)
  • Immer noch fast eine halbe Million Malaria-Tote (Da wo es niemanden interessiert)
  • 10,4% Arbeitslose in der Euro-Zone (Jeder 10-te in der EURO-Zone!)
  • 372 untergetauchte Nazis, die ihren Haftbefehl nicht „angetreten“ haben (Unbehelligt)

So langsam frage ich mich, ob wir noch irgendwelche Werte ausser den ökonomischen haben. Soll denn alles umsonst gewesen sein? Die alten Griechen? Die Aufklärung? Der Rationalismus? Die Dustbowl? Die Weltkriege? Der Kommunismus? Die Bankenkrise? Die Lehren aus den asymetrischen Konflikten?

Glaube nicht (;-)

Chinese cabbage.

„Princeling“ ist eines dieser schönen, angelsächsischen Wörter, die kaum ins Deutsche zu übersetzen sind. Es meint verdienstlose (wenn auch nicht verdienstfreie) Nachkommen gieriger Honoratioren ebenso wie Profiteure, Apparatchicks oder talentfreie Stiftungserben und denunziert Familienzusammenhalt der unrühmlichen Art in einem Atemzug mit Korruption, Machtmissbrauch und Nepotismus. Alles legal, wohlgemerkt.

Kein Wunder also, dass der Guardian; teil des inzwischen berühmten Recherche-Netzwerks ICIJ dem derzeit die Süddeutsche Zeitung besonders „investigativ“ und recht vorlaut vorsteht, versucht, dünne, weil zugespielte und nicht justiziable Fakten mit derlei Vokabular auf die verehrte Leserschaft zu projezieren. Das Problem bleibt die Tatsache, dass es leider legal ist, 16-jährige Stanford-Nichten zu „sole shareholders“ auf den Virgin Islands zu machen – einem als Rechtschaffener also eigentlich nichts anderes übrig bleibt, als ein wenig mit Dreck nach ihnen zu schmeißen. Der Dreck ebenso wie sein Ziel haben aber derartige Dimensionen, dass verschiedene Lesarten der Fakten kaum möglich sind; und die erdrückenden Maßstäbe international koordinierter Gier so gravierend erscheinen, dass man sich der erschütternden Erkenntnis, dass alles noch viel schlimmer ist, als man es immer befürchtet hatte, einfach hingeben muss. Das validiert dann jedweden Anwurf – auch wenn er juristisch auf sehr dünnem Eis steht. Wir haben es immer gewusst, es war abstrakt, jetzt wissen wir es sicher. Weil es NAMEN gibt. Die chinesischen können wir zwar kaum voneinander unterscheiden. Die Chinesen aber schon.

Und ebenso geht es uns mit all den FIFA-, Deutsche Bank-, Tengelmann-, Bosch-, Hoeness-, von-und-zu’s und Müllers-von-nebenan and you name it. Wir begreifen einfach nicht, dass im doppelten Vakuum zwischen einem Controller, desssen Job es ist, der Firma Geld und Steuern zu sparen, und dem Bankinstitut, dessen Job es ist, dass Beste aus dem Investment in den Kunden zu machen, und der Anwaltskanzlei, die ja nur Kunden hat, denen alles denkbar legale für Honorare zusteht … die gesamte, schwammig imaginierte Moral flöten gehen … muss.

It’s the system, stupid.