Compte à rebours.

So langsam, schleichend fast, wie das Wetter kälter wird, beginne ich rückwärts zu zählen. Projekte werden überdacht, erste Fazite gezogen und manche handfeste Realität mutiert fast unmerklich zu einer embryonalen Erinnerung. Das sind Geschichten im werden. Erfahrungen, die kristallisieren und Gedanken, die sich in Niederschlag verwandeln.

Trotz hartnäckiger Halsstarre stelle ich fest, dass mein Blickwinkel weiter geworden ist, dass „Kopf in‘ Nacken“ auch bedeutet, dass die Sterne mir vertrauter werden und die Menschen mir mehr ans Herz gewachsen sind selbst als Ihre Aktivitäten, die ich teils unterstütze, teils initiiert habe. Vieles, was begonnen wurde wird über das Anfangsstadium nicht hinauskommen. Jedoch das grämt mich wenig, wenn die Akteure daran gewachsen sind. Einiges ist vielversprechend und hat den Rubicon der Machbarkeit überschritten. Bei näherem Hinsehen – wie es so ein „compte à rebours“ mit sich bringt – überwiegen die Erfolge. Das beruhigt, zaubert lächeln in Gesichter und bringt den einen oder anderen Schulterklopfer ein, den man dringend brauchen kann, wenn man Monate niemanden berührt hat. Ausser mit Ideen, Begeisterung und lautstarkem Schwadronieren versteht sich.

Und nach „Barang“ (Fremder), „Allemong“ (oder gar „anglais“) über „Gru“ (Teacher) und „Sir Sorya“ nunmehr intern (also nur unter Khmer) „the voice/die Stimme“ genannt zu werden ist ja doch so etwas wie ein Fortschritt. Eine Kenntnis, die ich einer Indiskretion nach 3 Bieren zu verdanken habe, die mich aber mit tiefer Genugtuung und ein wenig Furcht erfüllt.

Natürlich ist meine Frau an allem Schuld. Würde sie nicht bald kommen, fiele mir nicht im Traum ein, hier summarisch zu werden. Da sie es aber gewohnt ist, in aufgeräumte Wohnungen einzuschweben, wollte ich sie nicht enttäuschen und habe schonmal mit dem Hausputz angefangen.

The Secret Lake – gefunden in der Nähe von Kampot

Reihern.

Nun ist die Kombination von Neujahrskater, Zähneputzen und Stützbier nicht gerade die günstigste. Und eine Schlange am Spieß hat noch den härtesten weich gemacht. Als allerdings mein Nachbar meinte, das tote Tier soweit auswalken zu müssen, dass seine Exkremente (als Delikatesse versteht sich) in den Teller träufelten, spie ich in hohem Bogen quer durchs Lokal – zum Glück an allen vorbei. Schaden: 1 Dollar. Und 2 Monate Image als hartgesottene Barang-Ratte. Unbezahlbar. Prost Neujahr.

So eine. Nur aufgeringelt am Spiess natürlich.

Leider kein Fotobeweis. Reihern und fotografieren passen nicht zusammen.

 

2013.

Da sind wir wieder. Ein neues Jahr ist ja schon sowas von was neues, also da könnte man fast ins Schwärmen kommen. So ein Sonnenaufgang genau wenn die anderen zuhause sich gerade zuprosten und meinen sie hätten was Neues ganz für sich und so …

Nein, ich werde jetzt nicht über die Relativität von Zeit schreiben (obwohl das ein unerschöpfliches Thema ist), aber darüber, das die BESONDERHEIT etwas relatives ist. Was, genau betrachtet, schon wieder nichts besonderes ist. Denn das Besondere ist in uns. Wenn wir es tun oder davon erfahren. In diesem Moment. Heute oder morgen.Zum Beispiel wenn jemand dieses hier liest. Also völlig relativ. Will sagen, dass wir uns vielleicht, statt mit dem Rauchen aufzuhören, für 2013 vornehmen sollten, das Besondere immer und jederzeit zu würdigen. Nur dann ist die Menschheit zu ertragen.

Das war’s schon. Ist aber genau betrachtet eine Menge Arbeit. Und Gastfreundschaft. Geistig und sonstwie. Möget Ihr immer gastfreundlich bleiben. In Eueren Behausungen, Küchen und Hirnen.

Love is the key.

Und keiner der untenstehenden Vorsätze meiner.