Miete.

Dass wir auf diesem Planeten nur als Mieter der Evolution zugegen sind, scheint sich langsam, wenn auch zu spät, herumzusprechen. Dass dies Fragen zum Mietrecht und den daraus erwachsenden Konsequenzen aufwirft, versteht sich von selbst. Dass diese Erkenntnis in der Betrachtung selbst im Kleinsten (und das heißt in diesem Fall die nationale Ebene), nämlich der seinerzeit vielleicht wahlentscheidenden Versprechen zur Mietpreisreform einen erbärmlichen Vertrauensbruch zur Folge hat, ist nicht weiter verwunderlich. Viele Ausnahmen wie Aussetzung bei Neubau, Deckelung auf 10%, Situationsdifferenzierung und die Relativierung der Position des Mieters schlagen sich auf die Reform als Ganzes nieder, weichen sie auf, bieten Schlupflöcher, machen sie zum Popanz … und erlauben Parallelen in größere Bereiche der Politik.

Am selben, heutigen Tag, haben die USA mit Angriffen auf Syrien (nach ebensolchen auf dem Gebiet des Irak) begonnen. Mithin auf Völker oder Systeme, die sie als Bedrohung für die Eigentümergemeinschaft betrachten. Im völkerrechtlichen Mietgesetz wäre das dann wohl so etwas wie Eigennutzung für Dritte, denn es gibt für diese Angriffe meines Wissens nach nur die Begründung, selbst und direkt bedroht zu sein oder einer Nation beizustehen, die in direkter Nachbarschaft oder durch enge Beistandsverträge Schutzbefohlene ist. Nichts davon ist der Fall; es geht also um Interessen; meinetwegen unser aller. Insofern wird es schwerfallen, die barbarischen Angriffe der IS auf unser Kulturverständnis hinzunehmen und nicht mit Waffengewalt zu beantworten – völkerrechtlich scheint der Angriff jedoch eher auf einer Art „Entente“ zu fussen, die, pardon, so ähnlich schwammig und dem Interessensausgleich verpflichtet ist, wie unser neues Mietgesetz – nur eben international.

Global wird es dann noch ähnlicher: der Vermieter (also Gott … oder die Natur) verlangt einen immer höheren Preis für eine immer intensivere Nutzung des Wohnraumes. Dabei schert er/sie sich nicht um die Bestimmungen zur besonderen Lage, denn der nächste bewohnbare Planet ist außerhalb des legislativen Bereiches. Des weiteren werden – allen Versuchen der Menschen zum Trotz, sie abzuschaffen – Gebühren fällig, die zum Beispiel Bewusstsein, Einschränkung oder gar Veränderung heißen. Mithin ein völlig aussichtsloses Unterfangen, dessen lachhafte Unterstützer, obwohl sie Mieter und Vermieter in einem sind, nicht einmal des Besuches unserer Kanzlerin würdig sind.

Danke, Leonardo, für den Satz „… denn 2050 kann natürlich niemanden hier im Saal interessieren, außer denen, die ihren Swimmingpool vererben wollen“. Wer weiß, was das Deutsche Mietrecht dazu sagt. Wahrscheinlich müssen dereinst die Erben Wasser an die armen Kinder in Afrika abgeben. In kleinen Kanistern und an Sammelstellen der Hapag Lloyd, die sie dann „runterfährt“ – zusammen mit den Hühnerabfällen.

 

700+.

Hält sich aber keiner dran.

Hält sich aber keiner dran.

Wieviele Menschen im Konflikt in der Ost-Ukraine oder im Gaza-Streifen gestorben sind, weiß ich nicht und wahrscheinlich niemand außer denen, die über Satellitenaufnahmen verfügen, die sie uns permanent vorenthalten. Was aber offiziell (und deshalb wohl untertrieben) ist, sind die 700 Toten, auf der Flucht ersoffenen Flüchtlinge aus Nordafrika der letzten 2 (!) Tage. Dabei sind jede Stunde die wir im Wohlstand genießen, dutzende solcher völlig überfüllten Boote unterwegs im Mittelmeer auf dem wahnhaften Weg in eine mehr als zweifelhafte Zukunft auf „unserem“ Kontinent, von dem sie sich zumindest mehr erwarten als das Elend zuhause. Wann wird es endlich eine Nachrichtenlage geben, die den tausenden Toten gerecht wird, die jenseits jedweder Wirtschaftsinteressen auf „unserer“ Seite ihr Leben riskiert und verloren haben? Nur weil es da wo sie vegetieren so unerträglich ist, dass sie sich für die letzten Ersparnisse der Familie auf eine Reise und in die Hände von Menschenhändlern begeben, um teilzuhaben an etwas, was sie sowieso abstoßen wird wie Schmutz. Oder wie die ekelhaften Ausgeburten unseres schlechten Gewissens.

Auch wenn die „großen“ Krisen um Einflusssphären und wirtschaftliche Übermacht die Medien beherrschen: wir werden die neuzeitlichen Zombies der Globalisierung so leicht weder ignorieren noch loswerden können. Denn wie Menschenhandel funktioniert haben wir ihnen ja vorgemacht.

Aha.

Die Iwatch also.

Mensch-Maschine-Interface mit direkter Verbindung zu den BigData-Bases dieser Welt. Fantastisches Überwachungsinstrument – bis hin zu den physiologischen Daten, die an die Versicherung geschickt werden. Oder dem perfekten Bewegungsprofil, das körpernah mit Puls, Blutdruck und „spontanen“ Moves im Rahmen der zur Verfügung stehenden Umgebungen, Maps, sowie Service- und Shopping-Möglichkeiten verknüpft und analysiert werden … Äh, werden.

Top News im Nachtmagazin – direkt verbunden mit den sinnverwandten Börsenmeldungen. Noch vor Kriegen, Erdbeben, Wetter, Flug MH17, Ukraine, Irak und Ebola.

Die User-Dummheit scheint grenzenlos, die Medien willfährig und der stumpfsinnige Hunger nach Bequemlichkeit entgrenzend. Deshalb, weil wohl der Punkt erreicht ist, an dem (wahrscheinlich viele) Menschen es offensichtlich nicht begreifen, dass sie dabei sind, sich einem völlig undemokratischen System zu überantworten. Wieso? Weil die letzte Instanz, die diesen armen Schweinen bleibt, das soziale Rating im Netz ist. Traurig genug, dass die Vielfalt der Dummheit mit der Mehrheit verwechselt wird. Diese Form von Gesetz ist unlegitimiert, unkontrolliert, User-to-User, ohne Dritte Gewalt oder Instanz außer ihren Providern, Networks und Apps; also undemokratisch.

Und wer mir widersprechen will, der möge das schriftlich und konzise formulieren.

Böser Irrweg. Aber nichts Neues. Früher haben sie eben den Rhein kontrolliert. Oder den Reichstag, danach den Salzhandel, das Bier … und dann den Schrebergarten. Hoffnungslos.