Advent, Advent, die Lichtlein brennen allenthalben. Und das nicht nur in Syrien, im Irak, im Sudan, in über 50 Krisengebieten weltweit und in Paris; auf den Weihnachtsmärkten und in den Herzen der Einzelhändler. Jetzt (NEU!) auch in den Köpfen der Militärs. Nebst lustigen 6 Teutschen Tornados ohne klare Mission auch und insbesondere derer in Russland und der Türkei.
Es ist kaum zu fassen: Während die Welt mit den unmittelbaren Folgen von Ausbeutung und Ausbeutung und Ausbeutung zu kämpfen hat (Mensch, Natur, Kultur), haben die beiden Repräsentanten früherer, untergegangener Imperien nichts anderes zu tun, als sich gegenseitig an der Frustration über ihre verlorene Größe hochzuschaukeln. Geschichtliche Bildung (1853/Sinope/Krimkrieg) und die Kenntnis der geo- und energie-politischen Interessenslage (TurkstreamGazprom bzw. Turkstream) vorausgesetzt, stellt sich die Frage, wie stark heutzutage der Gedanke an der „Nation“ noch ist oder sein kann. Gerade uns „Deutsche“ sollte klar sein, dass der Begriff der „Nation“ nicht nur historisch sehr jung ist, sondern auch nachhaltig schadbringend sein kann.
Noch mehr also gilt das für Staatenverbunde, die sich historisch bisher nur in imperialen Kategorien begriffen haben und jetzt unter dem ernüchternden Eindruck, eben keine genuine „Nation“ zu sein, alte Rechnungen begleichen wollen – zu unser aller Nachteil. Das aus 3 Gründen: es lenkt von den wahren Krisenherden ab, es bindet vielerlei Ressourcen und zieht dumme Menschen im Inneren der betroffenen „Länder“ in einen lähmenden Konflikt, der de facto gar nicht existiert. Und Dritte tangiert oder gar involviert. Daher das scheinbar abwegige Thema.
Anders gesagt: so einen revanchistischen Scheiss‘ können wir uns global einfach nicht leisten – vor allem nicht, wenn wir kollektiv in Paris, auf den Flüchtlings-routen und vor unserer Haustüre gerade ganz anderes zu bewältigen haben, als den narzisstischen Reflexen egomanischer Führungspersönlichkeiten willfährig Folge zu leisten.
Wenn also zwei beleidigte Imperiale Egos ohne Not sowohl die mediale Aufmerksamkeit, als auch militärische und zivile Mittel auf sich ziehen und dabei Kapital vernichten, ist das angesichts der Weltlage nicht zu entschuldigen. Wir haben als Europäer (denn das sind sie beide nicht und werden es nie werden) etwas anderes, nämlich wichtigeres zu tun, und können es uns kaum leisten, auf diese Narzissten und ihre Winkelzüge reagieren zu müssen, nur weil uns die Gesamtbilanz dazu zwingt, sekundäre Interessen abzusichern. Ein Dealbreaker also. Leider mit unabsehbaren Folgen.
Erstmals hoffe ich auf eine Art passiven Widerstand nach dem Motto: „Alluha Akbar!“ – „Ja, scheissegal, mach‘ ma zweite Kasse auf!“.