Geh‘ sieben Felder.

Was „die G7“ beschlossen hat, ist, als würde ich behaupten, ich würde mit 70 mit dem Rauchen aufhören.

Das kann man mir oder denen da glauben, es belächeln, bezweifeln, rundweg lächerlich finden oder eben als das, was es ist, entlarven: nämlich ein Popanz. Nämlich von Namen, nicht von nehmen. Also als eine Inszenierung, die auch noch an das glaubt, was sie darstellt, teils als Spontanmanuskript. Und ohne jede Scheu, einen Generationenvertrag unverbindlich zu formulieren. Denn „da werden wir uns dann noch Strafen einfallen lassen“ ist fast das Gegenteil von „wir werden dasunddas soundso bestrafen“. Alles andere als Zwang auf höchster diplomatischer Ebene ist global sowieso aussichtslos. Das heisst folgerichtig, dass ein Land das andere auch wegen derlei Vergehen (natürlich in anderer Sache) erpressen kann. Noch dazu auf Kosten derer, die das Prozedere bezahlen und derer, die sich bemühen, den Entwicklungen die nötige Geschwindigkeit zu geben. In Summe ist eine Absichtserklärung nie „a priori“ schlecht. Jedoch mir fehlt der Glaube. Alles viel zu langsam.

Wir kriegen ja – als eines der reichsten Länder der Welt – nicht mal unser Rentensystem hin.

Das ist kurzfristiger.

 

Nachtrag: es handelt sich beim Wachstum ebenso wie beim Weltklima wohl um eine e-Funktion in unterschiedlichen, aber gleich selbstvernichtenden Verlaufskurven. Das hat bisher noch kaum einer empathisch nachvollzogen (siehe Schachbrett mit dem jeweils doppelten Reiskorn oder das 1.000 mal zerrissene und aufeinandergelegte Papier). Also wird wohl eher der Parasit den Wirt zerstören – auch wenn das jetzt wieder diese lausige Gauss-Normalverteilung ist.

Verschleppung.

Es ist schon erstaunlich, wie neuerdings auf „diplomatische“ Weise das grausame Elend der Flüchtlinge im Mittelmeer dahingehend banalisiert wird, dass nunmehr „Schlepperbanden“ an allem Schuld sein sollen. Denn anscheinend sind die Drecksäcke, die von der Verzweiflung anderer profitieren (meist selbst ehemalige Hungerleider), nunmehr Schuld an der Misère ihrer Kundschaft. So wie Dealer schuldig sind für die Sucht ihrer Kunden. Oder Schlüsseldienste daran, dass man sich ausgeschlossen hat. Und Arbeitsämter an den Entlassungswellen der Industrie. Oder Viehzüchter an der Schlachtung ihrer Rinder. Und wer Schuld ist, wird folgerichtig weggebombt. Auf fremdem Gebiet, notfalls. Mit Mandat natürlich. Und mit G-36. Besonders gerne in Lybien – haben die Waffen da ja schon. Fanden die beim Bestellen gut. Ausserdem hat man da ja zwei Regierungen, so wie in Syrien, und kann deshalb notfalls immer der anderen die Schuld geben.

OK, nicht ganz fair, aber man sollte sich doch vor Augen führen, was uns da als Ursache-Wirkungsprinzip vorgegaukelt wird im Angesicht völliger Machtlosigkeit der bestehenden Institutionen gegenüber flächendeckender Armut, Ausbeutung, Migration und internationaler Interessenskonflikte. Das „Mare Nostrum“-Programm konnte noch als humanitär durchgehen, weil es ein Diktat der Rettung über die Landesgrenzen hinaus bedeutete. Nunmehr werden die Grenzen geschützt, die armen Schweine auf offener See ersaufen unerhört und die Herkunftsländer sollen angegriffen werden.

Wie sollen denn selbst die besten Drohnen „Schlepper“ von „Flüchtlingen“ unterscheiden können, wenn sie es selbst im Irak, in Palästina, in Syrien oder im Irak nicht schaffen, Freund von Feind zu separieren?

Unerträglich finde ich in diesem Zusammenhang auch die Willfährigkeit der öffentlichen Medien, dem Hoax der „Schlepperbande“ als Ursache grausamem Elends auf den Leim zu gehen. Dem Leim deshalb, weil ja bekanntermaßen immer etwas klebenbleibt. Der anhaftende Schleim der Verharmlosung findet so einen schnellen Weg in die Boulevardpresse – so wie die faulen Griechen, die klammen Argentinier, die brutalen Balkanesen, die barbarischen Kongolesen, die dummen Amis, die Nazi-Deutschen etc pp.

Stumm.

Lange nichts geschrieben. Weil Trauer hier macht stumm. Es scheint hierzulande einfach nicht opportun (angebracht, angemessen, empfehlenswert, geraten, passend, ratsam, sinnvoll, vernünftig, vorteilhaft, zweckmäßig), seine Trauer zu artikulieren, notfalls deutlich und vernehmbar. In Indien oder Kambodscha zum Beispiel ist Trauer ein lautes Fest. So wie in vielen anderen Ländern auch. Mit viel Geschrei und Musik, mit Tanz und Firlefanz.

Auch deshalb, weil ein Teil der Zeremonie dazu dienen soll, den/die Verstorbene(n) zu „erheben“, also mit einer gewissen Freude ihm/ihr dabei zu helfen, neue Ufer zu erreichen. Wie auch immer die aussehen.

Nun bin ich kein Freund des Gedankens an Wi(e)dergeburt; aber „a schöne Leich'“ mag schon sein. Und da werden ja auch und oft laute Worte gewechselt. Insofern ist meine Schreibblockade soeben durch den Gedanken aufgehoben worden, dass es schlicht keinen Grund gibt, anzunehmen, dass was auch immer ich schreibe jemand anderen in seiner Trauer stören könnte. Das nämlich war der Grund für meine Unfähigkeit, an dieser Stelle etwas zum Tode meiner Mutter zu schreiben. Und sei es nur dieser kleine Gedanke. Und weiter: Dem Tod ein Schnäppchen schlagen können nur die Lebendigen.

 

Anime.

Die meisten Menschen meinen, dass erst wenn man einen gesunden Körper hat, man einen gesunden Geist entwickeln kann. Das geht schon seit den alten Griechen so (ach ja, richtig, die gab’s ja auch noch). Und die meisten meinen auch, dass beides „in die Rechnung geht“ (Staufer/Benediktiner/Arschlöcher). Und fast niemand weiss, dass A.S.I.C.S.; damit geprahlt, damit gelaufen, damit trainiert; das Kürzel ist für „anime sana in corpore sano“, also – Wikipedia zum Trotz – „Ein gesunder Geist wohnt in einem gesunden Körper“ bedeutet. Das wurde übrigens nie negiert und entspannt marketingtechnisch behandelt.

Aus eigener Erfahrung kann ich mit Sicherheit sagen, dass ein nicht gesunder Geist einen Körper im Grunde nicht mehr braucht. Insofern braucht ein kranker Körper vor allem Zuwendung und Abstraktion. Allein schon, weil der Geist ja Freiheit will. Sagt man. Und die „Anime“, die Seele also (tendenziell dampfartig und bis zu 21 Gramm schwer), die die „andere Seite“ einleiten oder die Hoffnung darauf aufrechterhalten soll, wird Teil eines Marketingplanes. ASICS ist demnach nichts Böses – WIR sind es, die es verwechseln; die uns die Projektionsfläche vorschreiben lassen, und die stillschweigend akzeptieren, diesen umgreifenden ökonomischen Gegebenheiten („“) Tribut zu zollen.

Es ist einfach, durch die Geschichte immer wieder belegt, und scheinbar ein probates Mittel, Menschen vom Denken abzulenken. Viele andere Kulturen auf der Welt sehen das alles ganz anders. Und immer wieder vergessen wir das. Dann hilft wohl nur Empathie; Spenden und moralische Zuckungen für die Opfer.

Aber danke.

Davon gibt es nie genug.

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Rennaissance.

Ein milliardenschweres Investitionsprogramm mit unseren Steuergeldern soll in Zeiten der Niedrigzins-Politik die gehorteten Gelder des Kapitals aktivieren und absichern, mithin aus Steueroasen rückführen und legalisieren. Erinnert mich an die Massnahmen im 16. und 17. Jhd. im Italien der Renaissance, als die Reichen steuerbefreit wurden, wenn sie nur einen Teil ihres Geldes in die Infrastruktur investierten. Mit einem Unterschied: damals drohte kein internationales Freihandelsabkommen die gelockerten Gelder vor geheimen Schiedsgerichten gegen staatsübergreifende Oligarchien zu verlieren. Ach nein, Quatsch, war schon damals so. Venedig, Florenz, Augsburg, Freising; die Borgia, die Medici, die Fugger, die Benediktiner; heute Nestlé, Unilever, Apple, Google und Monsanto. Tempi passati? Keineswegs.

 

Zeichensetzen.

Man macht keine Witze über Geiselnahmen. Vor allem nicht in Verbindung mit der CSU. „Hellooh, tis is tha metropolitan poliece, please speak austraalian to tha hostagas.“

Ja, genau, geschmacklos. Aber wenn ich bedenke, dass ich als 18-jähriger das Islamische Glaubenbekenntnis quasi als „graphic novel“ auf der Brust getragen habe – aus ästhetischen Gründen, weil calligraphisch wertvoll – dann wird einem schlicht übel im Angesicht dessen, wie dieser Glaube, entwurzelt und pervertiert von einigen wenigen (!) in den Schmutz der Macht und der Herrschafft (ohne teilen) gezogen wird.

Ich frage mich allen Ernstes, wie der Islam, ebenso wunderbar mit Zeichen ausgestattet wie alle anderen Weltreligionen, da wieder raus kommen will. Wohl nur mit der Hilfe unseres Wissens, unserer Empathie, unserer Toleranz und unseres Kulturverständnisses. Und mit „unser“ meine ich die, denen es nicht am Arsch vorbei geht, dass der Glaube von so vielen Menschen in den Schmutz gezogen wird, bis wir ihn nicht wieder erkennen … und nur ob seiner Opfer auf die Strasse gehen, weil wir meinen, im Bekenntnis einiger den Feind vieler zu sehen. Der Feind aber ist die Gewalt, die Macht, die Gier und die Unterdrückung. So wie in allen Religionen ausser dem Buddhismus. A priori. Und der hat in seiner praktischen Anwendung auch keine saubere Veste.

Bleibt also agnostisch zu bemerken, dass es völlig egal ist, unter welchem Deckmäntelchen die Herrschsucht daherkommt: die winzige Kruste der Zivilisation sollte da eigentlich drüber sein und Festiger entwickelt haben, die diese Leute demokratisch kontrollieren – egal ob es Eiferer für das Wort Allah’s Propheten sind oder Bayerische Lokalpolitiker, die meinen, es gäbe nichts rechts von der CSU – schon gar keine Flüchtlinge. Denn in der rechten hält man üblicherweise den Benzinkanister.

Und vor allem wir müssen uns der Verdummung entgegenstellen. In Telefonaten und Gesprächen wir müssen, und Blogs, kleinen Gesten und großem Kneipenpalaver immer. Den nur wenn wir reden, werden wir, was wir sind. Einen schönen Abend ich Euch wünsche.

 

Bodo.

Bodo ist tot.

Er war ein feinsinniger, intelligenter Mensch, der Gutem von Schlechtem zu unterscheiden wusste. Unvergessen wird mir ein Abend im Florians (Berlin) bleiben, an dem er allen Ernstes behauptete, der Himmel über dieser Stadt sei „grober Unfug“.

Wim wird es ihm verziehen haben. Wir hatten „Côte de Boeuf“. Und genau das wünsche ich ihm da oben.

 

nyc.

New York ist schon ein Problem.

Es gibt wohl kaum einen Ort, an dem „Wollen“ so ausgeprägt ist. Was an sich keine Nachricht wert, wenn es nicht so virulent wäre. Es gibt in der Welt, wie ich meine, eher zu viele Leute. Wenn die sich dann zusammenballen und ganz viel wollen kommt ein kulturelles Wunder zur Blüte. Alles arbeitet, macht viel und redet ausführlich darüber. Bis dahin d’accord.

Wenn dann also Menschen dort hin fahren, dann wollen sie immer was. Und wenn man am Times Square auftaucht und Herr Martin macht mal schnell ein kleines Coldplay-unplugged-Konzert, dann ist natürlich was gebacken.

Aber diese Stadt frisst einen auf. Diese Permanenz von Impetus. Und für die sprachliche Entspannung: le immer wollen. Ist aber ein Deal. Manhattan or Nottingham. Kann ich gut nachvollziehen. Man will ja nicht in Neuperlach und doch auch nicht in Williamsburg leben, oder? Und die Optik erschöpft sich dann auch. Aber diese unvorstellbare Energie ist so unglaublich … wie Mumbai nehme ich an. Oder Lagos. Oder Saigon. Eines kann sie allerdings wie keine andere: wenn jemand dort ist, wähnt man sich bei ihm/ihr. Es greift eine Art kulturelle Solidarität, die jenseits aller antiamerikanischen Zuckung Empathie für die Person in der Fremde generiert. Andererseits kann einem das auch in Bangkok passieren (vorausgesetzt dass man „die Stadt“ kennt). Und in Paris ist sowieso alles anders. Insofern:

„Ca n’est pas ta  faute, c’est ton heritage.

Et ca cera pire encore, quand tu auras mon age.

Il vas favoir faire avec …. ou sans.“

 

Algofaschism.

Wenn Amazon Leuten Pakete schickt, die diese nicht bestellt haben und nur 40% davon zurückgeschickt werden und sie auch noch eine Set-top-box verkaufen, die genau registriert was wer zuhause wann macht, und die meisten Menschen auf Facebook seit über 5 Jahren ihr Profilbild nicht geändert haben, und es weit über eine halbe Million Schönheits-OP’s (pro Jahr!) allein in Deutschland gibt, dann sollte das einem zu denken geben. Und zwar weil die Oberfläche jeden tieferen Handlungsgrund ansaugt. Überall, wo eine leicht zu bespielende Fläche zur Verfügung gestellt wird (der freie Wille gilt), wird sie als Weg des geringsten Widerstandes gerne als Spielfeld gewählt. Was für ein Deal! Wenn jemand weiss, was ich gerne will, darf er auch über mich verfügen.

Das heisst aber unter Umständen auch, dass ich nie etwas anderes wollen werde. Mangels Alternativen, Angebot, Neugier und „Trouvaillen“. Diese Oberflächlichkeit also (gesteuert!) systemimmanent wird und sich nur die wenigsten damit trösten können, endlich die „richtige“ Musik zu hören, die „bösen“ TV-Series zu sehen und plötzlich viele „Freunde“ zu haben. Wo sie doch schon in der Schule ein Arsch waren, keine Haltung gezeigt und zu Recht keine Kumpels hatten.

Aber eben auch, weil die daraus resultierende kulturelle Abwärtsspirale des „more of the same“ der Verkaufsalgorythmen – mittelbar also die im Vorfeld des Angebots berechneten Konstanten

– stehengebliebenes kulturelles Interesse (weil algofaschistoides Angebot),,

– indifferente Kommunikation (weil Facebook, Parship etc…) und

– gleichbleibendes Alter(Ego) ((weil Titten, Nasen, Botox))

eine Art Vektor der Berechenbarkeit bilden – jedwede Exploration des Unbekannten, Niegehörten oder Unbesehenen offensichtlich keinen Wert „per se“ mehr darstellt. Nicht mehr zur Erziehung gehörend. Ohne soziale Belohnungsmechanismen. Nicht einmal mehr staatstragend. Eben dieser hat übrigens heute per Verfassungsgericht festgestellt, dass die katholische kirche (immer kleinschreiben!) ein rechtsfreier Raum ist, in dem die Pfaffen machen, was sie wollen. Die staatlich sanktionierten Anal-Bleacher.

Will sagen: wenn uns ein paar Clevere versuchen vorzumachen, sie wüssten besser als wir selbst, was gut, schön und ehrenwert ist, dann haben sie die Rechnung ohne die Unbekannten und die Suchenden gemacht. Wir werden weiter stöbern, über die Schulter gucken und uns lustvoll irgendwohin verirren. Die offenen Synapsen werden ihren Dienst nie einstellen. Die Unvoreingenommenheit gegenüber neuen Idéen wird nicht schwinden; die Freude am Neuen nicht verblassen und die Bereitschaft, überrascht zu werden, nicht weniger. Die Fakten sind zwar niederschmetternd, aber ich will einfach nicht aufgeben zu glauben, dass es noch Leute gibt, die selbst(bewusst) entscheiden, was sie tun oder konsumieren und sich sowohl darüber Gedanken machen, als auch dazu, was es wohl noch zu entdecken gibt. In der realen Welt.

Als unverbrüchlich humanistischer Misanthrop glaube ich natürlich kein Wort von dem, was ich schreibe. Zur Erklärung: ich kann die Leute nicht ausstehen – aber ich helfe ihnen gerne.

 

Grenzen.

Zwar habe ich viel gelernt in diesen Tagen der Deutsch-deutschen Besoffenheit, z.B. dass das System DDR keineswegs „befreit“ wurde (wer will sich schon von Helmut Kohl befreien lassen?) und auch nicht von oben unter dem Druck des Volkes von unten ein Einsehen hatte oder gar sanft revolutioniert wurde, sondern vielmehr ganz schlicht unter den Umständen kollabiert ist. Ressourcenknappheit, auch in der Argumentation, und die völlige Desillusion des handelnden Personals traf flächendeckend auf eine eher gemütlich installierte Masse von neugierig gewordenen Spießern. Also eher Opportunismus im Angesicht eines Macht- und Entscheidungsvakuums, als Freiheitsstreben oder gar ein „casus belli“.

Keinesfalls will ich den „Helden von Leipzig“ zu nahe treten. Und sicher haben sie den Stein ins Rollen gebracht und nicht die Berliner, die an der Bornholmer Straße „nur ma‘ Ku’damm kieken“ wollten und „Wir kommen wieder!““ skandierten. Man fragt sich nur, wieso das eigentlich fast 30 Jahre gedauert hat.

Das Zucken war kurz, der Eingriff beherzt, der Alltag schnell.

Diese Erkenntnis aber, die in ihrer Banalität in zahllosen O-Tönen und dramaturgischen Bearbeitungen geradezu brutal in meinem Bewusstsein aufschlug nachdem ich mir die Mühe gemacht habe, der Sache nach einem Vierteljahrhundert schwammiger Vorstellungen mit dem nötigen Ernst auf den Grund zu gehen, entwertet jedwede Träumerei von der (Chancen-)Gleichheit der Menschen auf eine so niederschmetternd dumpfe Weise, dass man sich wünscht, das Lüftlein von Freiheit in der vormaligen Ignoranz möge wieder wehen. Aber Wissen lässt sich leider nicht rückgängig machen.

Ebenso eingestürzt ist eine andere Grenze. Nämlich der letzte Funken Hoffnung und Glaube daran, dass die Finanz- und Informationswirtschaft sich in vertretbarem Maße selbst regulieren, den Bösen also ausreichend Gute gegenüberstehen. Doch siehe da: auch an dieser Front wird schnell und gründlich aufgeräumt. Nur das es in diesem Falle die Aufräumarbeiten sind, die einen schockieren. Über 3 Milliarden US$ (das sind 3.000 Millionen) gehen alleine von 5 Banken in USA und GB an diese Staaten (und dort in kaum kontrollierbare Kanäle) um die Manipulationen an den Devisenmärkten „ungeschehen“ zu machen. Und fast 80% der Informationswirtschaft (-kapitalismus kann man angesichts der Kräfteverhältnisse dazu ja nicht mehr sagen) liegt in den Händen einer handvoll Unternehmen, die „größer“ sind als die meisten Staaten der Erde – und sich auch so benehmen. It’s the economy, stupid?

Ich kann weder Börsenkauderwelsch noch sächsisch mehr hören, ohne Brechreiz kontrollieren zu müssen. Und „EGO“ von Schirrmacher treibt mir die Tränen in die Augen. Aber eines bleibt als zarter Hoffnungsschimmer im dunklen Tal des gnadenlosen Materialismus: Wir sind das Volk.

Wir sind das Volk. Vielleicht sollten wir uns daran öfter mal erinnern als alle 25 Jahre.