Landei.

Auf dem Land in Takeo, da geht das so:
Von 5:30 h bis ca. 8:00 h gibt es Reis mit Huhn oder Nudelsuppe mit was immer bei drei nicht auf den Bäumen war. Und auch das reicht meist nicht, um der unendlichen Fleischeslust des Khmer-Mannes zu entgehen. Reiher werden mit der Steinschleuder erlegt (schmeckt stark nach Wild, wie Fasan oder Hase), Reisfeldratten (Bisam?) schlicht erschlagen (wie leichteres Schwein, sehr gut, prima Frühstück), Lerchen beim singen genetzt (zur Nachtigallenzeit serviert, an Romeo&Julia gedacht, nicht gegessen), Fische am leben gelassen (zu 20st in einem 5-Liter-Waschzuber versteht sich) … und die Schnecken waren schlicht zu langsam (und zu süß).

Der Abend besteht aus Reis und Fleisch oder Fisch. Ja, besteht, denn es wird ab Anbruch der Dunkelheit gegessen, langsam und bei jedem neuen Gericht (von 2 bis 6, je nach „Jagdglück“ und ohne erkennbare Regel) zunächst in der Altersreihenfolge (wusste ich doch, dass das noch ein Vorteil sein wird, 49 zu sein) bis Stunden und einige Biere später einfach nichts mehr da ist. Auch die Knochen nicht. Ausser auf meinem Teller. Aber ich werde gelobt und bin der beliebteste Gast in den Familien, weil ich alles esse und was zu erzählen habe. Und darum geht es schließlich auch. Manchmal meine ich sogar, dass die lebhaft vorgetragenen Geschichten länger sind, als das was tagsüber hat passieren können.

Mittags findet sich irgendwo an der Straße sicher irgendjemand der in einem Dreiradmoped sein Grillchen anschmeißt (Hühner- oder Bällchen-Spieße) oder Sandwiches verkauft. Die sind groß und frisch und knusprig (ich finde die Bäckerei schon noch) und meist mit Soyapaté + undefinierbaren Ingredienzien + Gurkenpapayakarottensalat und Sauce belegt. Gerne auch mit „clotted chicken blood“ von der Morgenschlachtung. Das Ergebnis ist fast immer süß-sauer und mir zu lasch, also insistiere ich auf Chilli-Sauce, was zum herbeirufen irgendwelcher Passanten führt, die dem Barang fortan beim essen zusehen. Manchmal gibt es bei restloser Verputzung Applaus. Orte und Regeln (wie Öffnungzeiten) sind mir noch schleierhaft.

Hühnereier werden kaum verkauft bzw. sind zu teuer oder werden heimlich gegessen, denn wer will schon vor den anderen den dicken Macker machen und 3 potentielle Freiland-Hühner zum Frühstück verspeisen, bevor sie das übliche Kilo (all incl.) erreicht haben. Mit Enteneiern verhält es sich seltsamerweise nicht so. Sie kosten 12 cent, gehen spitze als Rührei durch oder angekocht und im heissen Wasser lange stehen lassen. Das spart Gas und der riesige Dotter wird thyphusfrei cremig.

Apropos Gas: wir haben vorgestern unsere Willkommensparty auf der Dachterrasse geschmissen. 6 waren geplant, 14 sind gekommen und es ist tatsächlich gelungen, sie alle mit „Insalata di Faggioli“ und „Spaghetti Tonno alla Calabrese“ satt zu kriegen. Mit der fast industriellen Verfertigung von 2 Kilo „pommodori pelati“ und einem kleinen, ein-flammigen (!) Gaskocher, aber zwei Versionen der Sauce. Wir haben sie nach den Kursen benannt: „elementary“ und „advanced“, wobei letztere der Ersteinfuhr von Oliven und Kapern in die Provinz Takeo gleichkommt. Der Rotwein war wohl keine Premiere. Den hatte jemand in der Zeit der französischen Besatzung schon mal dabei. Es ging bis nach Mitternacht, da waren die zwei 10-Kilo-Eisbarren geschmolzen und die Restbiere lau; auch das eine Premiere. Die Mädels haben im Gesamtprozess die anspruchsvolle Aufgabe übernommen, die Terrasse zu fegen und einen Bananenshake zum Nachtisch zu machen. War eine große Hilfe. Wollte aber keiner mehr haben.

Davon musste ich mich erholen, bin seit gestern ein WE in PP (Visum, Schulbücher, Technik) und habe mir erstmal ein gepflegtes Abendessen (mit echten Servietten!) in klimatisierter Umgebung gegönnt. Entrecôte mit Blauschimmelkäse und Röstkartoffeln. Sehr geniessbar, wenn da nicht bereits der kleine Gewissenswurm nagen würde und sich ein Hauch von Scham über den 10-US$-Teller gelegt hätte. Hoffentlich wird das nicht stärker.


Sie liieben Streifen

Nach den Pommodori

Welle.

Ich hatte das ganz vergessen. Oder verdrängt. Diese plötzlichen Hitzewellen in der Nacht, die einen ereilen wenn man von einer ungeraden (Nord-Süd) fast rechtwinklig in eine gerade (meine ist 178) Strasse einbiegt und man denkt sich: ich kriege einen Herzinfarkt, nein lieber doch nicht, ich bleibe besser stehen, nein lieber doch nicht, ich setze mich am besten hin, nein lieber doch nicht, ach guck’mal da gibt es was kaltes zu trinken, nein lieber doch nicht, usw.

Da kann es an einem lauen Abend angenehme 26 Grad gehabt haben, auf dem Weg nachhause bist Du fällig. Und die Gebäude (nicht halb soweit abgekühlt) befördern diese Wellen, die von West nach Ost durch die Stadt gehen wie Brandbeschleuniger. Ein atemraubendes Erlebnis und immer wieder sehr unangenehm. Besonders wenn man im 4. Stock wohnt.

Glaubt mir, das würde Euere eingeschneiten Wiesen direkt zu den Narzissen springen lassen.

Love.

Prioritäten.

„Welcome lady an genteman to giant ibis bus will go to the capital of the Phnom Penh an will takebout 6 aua. We come through province of (…. unverständlich) and (…. unverständlich), and (…. unverständlich) wea stopp for halfhour lunch“.

Soweit so gut.

„we wait for passenger forget with shuttle good service understand“ (?)

„Please fasten seat belts“ (??)

„We show today Avatar on this trip to the Phnom Penh capital“ (?!)

„Our wi-fi password is IBIS2012“ (??!!)

Aufkreischen der begüterten Kids im 13-Dollar-Bus. Zwinkern unter Eltern. Rückenlehnen werden grinsend in Liegeposition gebracht. Die Bälger zücken ihre Smartphones und sind beschäftigt. Tatsächlich. Wi-Fi im Bus. In Kambodscha. Und Avatar mit surround. Was die meisten Kids parallel nutzen.

Armlehnen zwischen den Sitzen? Keine. Fußstützen? Leider nein. Klo? Fehlanzeige.

Aber w-lan. In Kambodscha. Während man an Dörfern vorbeifährt in denen noch keiner einen 20.000 Riel-Schein gesehen hat (5 €). Stundenlang. Ohne Armstützen, ohne Fußstützen, ohne Klo. Tja, man muß wohl Prioritäten setzen für die Kundschaft von morgen.

Die Kleine hat dem ganz kleinen gerade den Reis geklaut.
Ich hab’s genau gesehen.

Ausschlachten.

So langsam wird die Trauerei echt unerträglich.

Das hat der König nicht verdient, dass man ihn einfach nicht ziehen lassen will, bevor nicht auch noch die letzte Hofschranze ihren Kotau vor Ihm, seinem Sohn, dem Designierten, dem Hohepriester und dem 24 Std. live berichtenden Staatsmacht-TV gemacht hat.

Dabei wird die Endlosschleife besonders halluzinatorisch, weil je nach Phase des jetzt 1-wöchigen Trauerzeremoniells zwar eine andere Kleiderordnung herrscht, diese aber völlig einheitlich eingehalten wird, ohne die ewiggleichen Kaderfressen zu verziehen, geschweige denn das Brillenmodell vergoldetes Stahlgestell schmal oder randlos zu variieren. Da sind ja die Koreanischen Nerd-Scharen in Angkor mit ihren hornverstärkten Bill Gates Gedächtnis-Glupschis noch originell dagegen. Es ist wirklich so, als könne man Merkel optisch nicht von, na, Dings, wie heisst er nochmal … Und alle Kränze, die von jedem Regiment und jeder Pfadfindergruppe angeschleift werden, sehen völlig identisch aus. Apropos Schleifen: die hat auch jeder, sogar die Nutten.

Warum ich das alles weiß? Weil es auch noch in der letzten Kneipe (teils per Beamer!) übertragen wird – allein schon, um die feierwütigen Touristen damit darauf hinzuweisen, dass es sich beim fehlenden Rock’n’Roll um höhere Gewalt handelt. Und weil heute die Folter ihren Höhepunkt erreicht hat: Mönchsgesänge von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang, verstärkt über die ganze Stadt mittels Lautsprechern auf Mobilfunkmasten, gegen die ein Muezzin eine tirilierende Lerche abgibt.

Preah Bat Samdech Preah Norodom Sihanouk Varman hieß er. Ist echt var man. Aber jetzt ist mal gut man. R.I.P.

funeral screening – no rock’n’roll

Jiggy feet.

Hätte mich ja auch gewundert, wenn sie die Füße länger als zwei Tage hätten stillhalten können. Alles wie gehabt: Verstopfte Strassen, ohrenbetäubender Lärm, krasser Vorwärtsdrang und die bewundernswerte Fähigkeit, all dies im Fluß zu halten. Auch wenn für die Durchfahrt von ein paar Offiziellen auch noch die letzte große Verkehrsachse gesperrt wird. Was dazu führt, dass tausende von Mopeds einfach die Pasteur (51-ste) gegen den anbrandenden Einbahnstraßenverkehr verkehrt herum hochfahren. Hey, izz bizzness!

Ich glaube irgendwie nicht, dass jemand verletzt worden ist. Aber es war beeindruckend. Zu Fuss.

Denn Ihr glaubt wohl nicht im Ernst, dass ich ein Mototaxi nehme. Will ja noch anderen helfen (können). Kurz nach Aufhebung der Sperrung gings auch gleich wie gewohnt weiter. Aber was ist das?

 

 

Die Elende.

Phnom Penh, the charming city. So hieß das wirklich einmal. Na klar ist vieles im Vergleich zu anderen asiatischen Großstädten nach wie vor gemütlich oder „sni_at“, wie man hier sagt. Aber das folgende Bild offenbart gleich 4 Mißstände, die Anlaß zur Sorge geben. Und ich meine weder den katastrophalen Zustand des Bildungswesens, noch die Gesundheitsinfrastruktur, die einem im Notfall nur die Möglichkeit lassen, sich schnellstens nach Bangkok ausfliegen zu lassen.

Was sehen wir? Offensichtlich und direkt gegenüber der Prachtpromenade (weiter unten) macht sich eine Scheusslichkeit breit, deren „Besitzverhältnisse“ ungeklärt sind und die deshalb wahrscheinlich einfach weiter vor sich hinrotten wird, solange nicht geklärt ist, wer noch korrupter ist als der, der schon vorher die Schmiergelder angenommen hat, ohne sich mit dem abzusprechen, der damals das Land … Interessant, dass es sich die Farbenfirma dennoch nicht nehmen läßt, darauf kontraproduktiv zu werben.

Jetzt zoomen wir mal auf das Schiff: es ist natürlich völlig überladen; das muss auch so sein, weil sich die Fracht sonst niemals lohnen würde. Auch deshalb nicht, weil der Tonlé Sap, ein großer Süßwassersee der den „Überfluss“ des Mekong saisonal aufnimmt und dessen langen Mündungsarm wir hier sehen, bereits jetzt, einen Monat zu früh die Fließrichtung gewechselt hat, also IN statt AUS dem Mekong zu fließen. Den Chinesen und ihren Staudämmen sei Dank.

Der Wasserstand ist zudem (wie an den Rändern deutlich zu erkennen) für das Ende der Regenzeit viel zu niedrig. Es hängen ja nur knapp 300 Millionen Menschen davon ab, aber was soll’s, die chinesische Wirtschaft braucht Energie. Und der Mekong verlandet (rechts zu sehen).

Und ganz hinten rechts steigen wieder Rauchfahnen auf. Das waren wahrscheinlich die allerletzten Bäume am Flußufer, die selbiges zusammenhalten. Macht nix, kann man ja betonieren. Die offiziellen kennen da bestimmt eine gute (chinesische?) Firma.

Tja.

Dämpfung.

Trauer um Sihanouk

Small business mit dem Tod

„Es war so still in Phnom Penh.“
Ein Buchanfang mit diesem Satz hätte hier wohl nur hartgesottene „post-war-science-fiction-trash“-Fans in den Bann gezogen. Alle anderen hätten den Kopf geschüttelt oder das verwegene Machwerk mit Verdacht auf Poesie und spitzen Fingern beiseitegelegt.
Es ist in der Tat eine nie dagewesene Konstellation, diese Ruhe, diese Besinnlichkeit. Nicht nur, dass man seit Zeiten der Khmer – also seit über 1.000 Jahren – keinen Tod eines geachteten, ja geliebten Königs mehr zu beklagen hatte. Was wirkt sind die echt empfundene Trauer um einen Mann, dessen Leben und Wirken drei Generationen, zwei Kriege und ein Terrorregime umspannt, sowie die ungewohnte Einsicht der Großstadtkambodschaner, dass es jetzt mal ein bisschen gut ist mit dem Gehupe und Gedrängel und … die großflächigen Strassensperrungen rund um den Palast natürlich. König Sihanouk will jetzt endlich seine Ruhe und die Phnoms gönnen sie ihm. Ich wohne mitten im abgesperrten Gebiet und steige für kürzere Wege … aufs Rad.

Trauer um Sihanouk

Auch ihren Segen hat er.

Shabu Shabu.

Warum man nach Thailand – noch dazu fast in die Provinz – reisen muss um (sehr) gut japanisch zu essen bleibt ein Rätsel. Aber es war ein Erlebnis.

http://de.wikipedia.org/wiki/Shabu_shabu

Neben 5 Sorten Fisch hatte ich 3 Sorten Fleisch und 7 Sorten Gemüse.
Für nicht ganz 7 €uro. Da fragt sich der Koch nach kurzem Zögern doch:
can you just cook it ?!

Heute Abend in Phnom Penh gab es im von uns (einst) geschätzten „Riverside Café“ eine ganz andere Geschichte:

Gruselgraus aus Bayernland über den Indischen Ozean geschwappt.

 

 

 

Aber dazu mehr, wenn ich wieder nüchtern bin.

Love,
R.

 

 

 

 

Wieder da. Kurz.

Da muss ich also erst wieder in „Thaienland“ sein (s.u.) damit hier mal was passiert. Traurig eigentlich. Hab‘ doch sonst so viel zu sagen. Egal, geht ja wieder los.

Zwischenstation Suvarnabhami. Das verhält sich zum Bangkoker Flughafen in etwa so wie Erding zu FJS. Nur dass Erding dann so groß wäre wie Ingolstadt – und in etwa gleich weit weg. Hier ein Katzensprung.

Erste Grüße also vom Land, wo es grau ist und sehr warm regnet. Kurz vor sechs haben sie die rosa Lampen kurz angemacht, jetzt herrscht Dunkelheit, durchzogen vom knisternden Kreischen der 4 Startbahnen. Die höre ich deshalb, weil ich im ebenfalls kreischend himmelblauen „Alain Delon“-Schlafanzug auf dem Balkon mein erstes Chang zische und an der Zille mit Karies-Bild sauge, damit die Luft sie nicht löscht.

Zu diesem Ausbund an gemütlicher Geschmackslosigkeit bin ich gekommen, weil mein seniler Vordermann im Flieger (Boeing 777, sehr zu empfehlen) derart ruckartig nach hinten klappte, dass mein gesamtes Wasser (ja, WASSER!) mir in den Schritt fiel und Purser Chio Trapatrong (mit dem Namen müsste er eigentlich Thailändischer Nationaltrainer werden können) gerade vom Motivationsseminar „Royal Orchid Service“ zurückkam, sofort in die First Class flitzte und mich ohne federlesens damit ausgestattet hat. Zum behalten als Souvenir, versteht sich. Dann musste ich noch ein über alle Maßen lobendes Formular ausfüllen und jetzt frage ich mich, ob man es in Tropang Trea akzeptieren würde, wenn ich damit zum Abendessen erscheine.

Morgen um 5 geht’s weiter.
Gehabt Euch wohl.
Love,
R.

PS: Höre gerade, der Kambodschanische König sei tot. Und das am Tag der Ahnen. Nicht gut.