Cosmic.

Sie haben herausgefunden, dass es einen „Galaxienhaufen“ gibt, der „El Gordo“ – also der Fette – heisst. Diese Ansammlungen von Sternensystemen (!), die sich zu Galaxien zusammengeschlossen haben, die wiederum eine Ansammlung von Galaxien bilden ist sooo fett, dass sie das Licht krümmt, das von hinter ihr zu uns dringt. Das bedeutet a) dass Einstein recht hat und immer hatte, b) dass es zwingend verschiedene Zeiten gibt, und das c) Paralleluniversen logisch erscheinen. Prima Sache das.

Und ich habe mit meiner Frau lecker zu Abend gegessen, ein schönes Gespräch geführt und dann abgespült.

Alles wird gut, weil nichts ist, wie es scheint. Aber alles ist auch gut, weil alles so ist, wie es scheint.

Und dascha mal ein Grund zur Zufriedenheit.

Alles durcheinander.

Es regnet den ganzen Tag. Ich habe einen Schirm geschenkt bekommen. Meine Mutter hat eine neue Pflegekraft. Mein bester Freund disst mich. Meine Frau hat ein Golfturnier in Spanien gewonnen. Meine Co-Autorin zur „Kutsche des Todes“ verunsichert mich. Die Sicherungen meiner Küche knallen permanent durch. Ich habe 64 Minuten lang den Bacardi-song in der Warteschleife von Fluege.de gehört, weil ein Detail nicht stimmt. Schwelgte mit einem 68-jährigen 68er über das Leben am Boulevard Raspail und in Islington. Es gab Brotzeit statt der geplanten Entrecôte. Der HSV hat gewonnen. Mein bester Freund nicht. Und wir müssen morgen gegen Sandhausen ran. Schöner könnte das Leben nicht sein.

 

Ecklestisch.

Zwei Gedanken an einem Abend seien erlaubt.

Ich sitze hier, in meiner Deutschen Wohnung mit französicher Vorgeschichte, esse nach orientalischem Kichererbsensalat aufgewärmt Thailandish, trinke dazu Spanischen Wein und höre Musik von der Westküste Afrikas. Holländisches Gras und Spanischer Fussball. Griechischer Schafskäse und Cambodschanische Freunde. Koreanische Technik, Indische Gewürze und Dänische Wochenend-Trips. Amerikanische Kriege und Polnische Freiheitskämpfer. Argentinische Tänzer und Südafrikanische Golfplätze. Portugiesicher Fado und Ecuadorianischer Dschungel. Die Ekletik der kulturellen Erfahrungen überspannt sich – multiparalell zur Globalisierung.

Zumindest werde ich behaupten können, die Welt im Rahmen ihres neuen, hybriden Selbst erlebt zu haben. Nach den 80ern ist das ein Fortschritt.

Wahrheit.

Ein Mann, dessen Vater gestorben ist, durchsucht dessen Druckerwerkstatt. Er, der Vater, hielt sich über Wasser mit dem Druck von Briefpapier, Etiketten, Kuverts und Ähnlichem. Er streift also durch das Hinterzimmer der Werstatt und findet eine Schachtel mit der Aufschrift „Bitte nicht öffnen“. Er überlegt lange, ob er sie nicht öffnen soll, entscheidet aber aus Respekt vor dem Verstorbenen, sie nicht zu öffnen.

Nach Jahren des innerlichen Kampfes, des Zögerns und des fast unbezwingbaren Wunsches, die Schachtel zu öffnen, beschließt er, dem Rätsel und seiner Neugier ein Ende zu bereiten und öffnet die Box. Darin sind eine handvoll Etiketten mit der Aufschrift „Bitte nicht öffnen“.

Die Wahrheit ist ein leerer Briefumschlag.

Stachelschwein.

Ein intermezzo bei Arte. Erzählt wird die Geschichte des Stachelschweins als Parabel des sozialen Menschen. Stachelschweine frieren im Winter so wie alle Tiere in Südafrica. Also versuchen sie zu kuscheln. Was zu pieksen führt. Worauf sie sich entfernen … und frieren. Dann versuchen sie es erneut. Es piekst wieder. frieren, pieksen, kuscheln, autsch!

Wir kommen also nicht umhin, eine Lösung dieses Dilemmas zu suchen, denn wir sind ja intelligente Stachelschweine. Die Lösung ist: Höflichkeit. Mittelbar die Nähe (oder Regeln, oder Konformität, oder Nestwärme) in der Distanz; und die wohldosierte Distanz in der Nähe (oder Öffentlichkeit, oder Gesellschaft oder Partnerschaft). Höflichkeit. Dazu gehört auch, Gedanken mitzuteilen denen, die einem wichtig sind. Und genau da hört der Stachel auf. Denn man kann sie auch alle so anlegen, das Kuscheln möglich wird.

Einen schönen Abend – vor allem unseren Russen auf der Krim. Die tolle Geschichten zu erzählen hätte, wenn wir sie den ließen.

Vogelwild II.

Morgens um 08:30 Uhr in der „Kleinen Konditorei“, bzw. davor. Denn hier gilt „außer Haus“ noch etwas. Schwer durchgemacht mit Karimsche. Eine 40m lange Schlange windet sich in die Gemäuer. Wo ein junger Türke mit falschrum Basecap und Zunge zwischen den Zähnen von einer kaum älteren „Fachkraft“ in die Geheimnissse der Registrierkasse eingewiesen wird. Viele, viele Leute sehen ihm dabei zu, wie er lernt … und lernt … und lernt. Irgendwann blickt er auf zu einer Masse ungeduldiger Käufer, strahlt über das ganze Gesicht, fasst sich an die Base und sagt laut und deutlich „aber iss‘ schon geil, oder?“.

Der Rest ist Tränen. So und so.

Vogelwild.

Als ich meinem Freund Thoeun in Cambodia den leicht überheblichen Rat gab, keinen Copy-Shop, sondern ein Internetcafé zu eröffnen, war das noch Zukunftsmusik. Inzwischen hat sein Freund, der Landvermesser, ihm jedes mal Bescheid gestoßen, wenn ein Stückchen der N2 aufgebuddelt wird, und er hat jedes verdammtes Mal dafür gesorgt, dass ein Stück „landline“ mitverlegt wurde. Das Puzzle ist inzwischen komplett und gestern wurde der Anschluss zur Hauptstadt und das Internet-Café gleich mit eröffnet. Wie schön.

Gratulationen unter mithemosun@gmail.com

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Nachtvögel.

Warum das noch keinem (!) als Titel eingefallen ist, fragt man sich. Na gut, es gibt ein schlechtes norwegisches Gruselwerk für Heranwachsende dazu http://www.amazon.de/Die-Nachtv%C3%B6gel-Tormod-Haugen/dp/3423074205 aber nichts wirklich bedeutendes. Ausser dem Bartkauz als Kreuzworträtselaufgabe (Frage: Nachtvogel), einer zweifelhaften Reisesuchmaschinenantwort, (2x sic!) und dass wir alle welche sind und bleiben werden. Außer meiner Lieblingskommentatorin natürlich.

Das macht jetzt 3 tolle Wörter. Und jetzt kommst Du.

Nachtvogel.

Ich höre gerade, dass unsere Nachtigall wieder da ist. Noch irrt sie zwitschernd herum; fliegt da und dort in der Nacht, posaunt mal hier, mal auf einem anderen Dach; hat ihren Platz noch nicht gefunden. Aber geht uns das nicht allen so? In jedem Falle tröstlich und ein untrüglicher Vorbote des Frühlings. Wie schön.

Schwarze Engel.

Seit etwa zehn Jahren bitte ich meine Frau, die ADAC Motorwelt nach Empfang noch am Briefkasten zu entsorgen. Grund dafür sind meine Erfahrungen als potentieller Anzeigenkunde mit diesem Drecksblatt, dass als auflagenstärkstes Magazin der Republik in manch einem Mediaplan über Wohl und Wehe der buchenden Agentur (bzw. Kunden) gebietet. Wenn es aus der Anzeigenplanung herausfällt, verändert sich bei der entsprechenden Zielgruppe der „Wirkungswert“ bzw. die „GRP“ (gross rating points) so dramatisch, dass es quasi automatisch eine Säule des dem Kunden präsentierten Mediamixes darstellt.

Das heisst es geht im aktuell vorliegenden Fall nicht nur um Erpressung auf der Basis höchst dubioser Leserschaften (wieviele Millionen schmeißen es wie wir weg, ohne es auch nur angesehen zu haben?), sondern um systematischen Betrug, nicht nur am Leser (siehe beiderlei Arten „Preise“ und ihr Zustandekommen), auch an den Kunden, die fast 6-stellige Summen für eine Farbseite Inserat auf den Tisch legen, weil es auf der Basis absurder, bis heute bestehender Modelle rechnerisch kaum zu umgehen scheint.

Bleibt zu hoffen, dass der riesige Sumpf medialer Korruption, der sich auch jenseits der ADAC Motorwelt erstreckt, endlich in den Fokus und die allgemeine Wahrnehmung rückt. Mich hat er seinerzeit meinem Job entfremdet; Euch wird er noch überraschen. Aber vielleicht doch nicht. Ein gelber Engel ist schwarz geworden und vom Himmel gefallen – dass wird dann wohl reichen, damit die anderen nicht blankziehen müssen. Titel der aktuellen Ausgabe: „Die Krise als Chance“. Wäre mir wohl auch noch eingefallen. Gross (rating points).