Thaienland.

Nach nunmehr 4 Wochen in diesem Land sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die Leute hier eigentlich eine ganz andere Sprache sprechen. Wahrscheinlich Thai oder siamesisch. Das ist ziemlich sicher auch der Grund, warum wir sie gar nicht verstehen und sie auch nur selten begreifen, was wir wollen. Aber das macht nix, denn sie sind fast alle sehr nett, auch wenn sie manchmal die Augen so fest zusammenkneifen, dass sie nur noch durch Schlitze gucken koennen. Vielleicht wollen sie auch mal bedrohlich wirken. Z.B. wenn man einen halben Liter Benzin haben will oder nach dem Weg fragt, wenn es nur eine Strasse gibt. Meistens aber laecheln sie, z.B. wenn sie fotografiert werden oder die Sonne scheint. Also fast wie wir.

Sie essen viel Reis. Mal so. mal so rum, und auch mal ganz anders. Aber immer lecker und nie Leberwurstbrot. Trinken tun sie wenig, damit fuer uns mehr uebrigbleibt. Es gibt Drachenbier und Tigerbier und Leopardenbier und Elephantenbier.

Das Meer halten sie fuer uns sauber, den Strand eher weniger. Vielleicht macht das aber das Meer auch alles ganz alleine. Das moegen sie ueberhaupt gerne hier, wenn sich Sachen von alleine machen, denn arbeiten tun sie nicht so gerne. Ausser in der Bank. Da sind sie ganz wuselig und machen von allem vier Durchschlaege. Vielleicht als Ausgleich fuer den, der immer rumsitzt, streng guckt und gar nix macht. Und beim tanken wollen sie auch immer die leereste Flasche selbst einfuellen, denn fast jeder ist ein Tankwart – also arbeiten ja doch fast alle. In der Touristenbranche.

Simone meint, hier gaebe es „ganz, ganz viele Wellen“. Das habe ich immer wieder ueberprueft und muss sagen, dass sie recht hat. Es gibt auch viele Insekten, was aber nicht schlimm ist, denn die fressen sich alle gegenseitig. Naja, nicht alle. Es gibt auch die, die uns fressen, aber die sind ganz klein und machen wenig krach.

Was noch? Ach ja: wir sind fast ueberall allein. Manchmal kommen ein paar frische Franzosen um die Ecke, aber die stoeren kaum, denn die machen so extremsport oder kuemmern sich um ihre Kinder und merken gar nicht, dass die hier eine ganz andere Sprache sprechen, denn die sprechen immer nur franzoesisch.

Simone liest jeden Tag ein Buch, pflegt sich wie ein Leguanweibchen und frisst abends die Kueche des Resort leer. Das bekommt ihr gut und sie sieht schon fast aus wie eine Thai-Prinzessin. Ich mache den Rest und fange jetzt auch mal mit meinem Buch an, glaube ich. Vielleicht schaue ich auch mal nach dem Wetter. Ich glaube, es wird schoen heute.

Freund.

Offensichtlich gehören mittelschwere Verletzungen zu einem echten Männerwochenende. Fussball, gutes Futter und Frauengeschichten auch. Und das kam so: „Halt meine Hand, alles gut, ich kenn‘ mich hier oben aus“. Nach Feuerwerk-gucken auf dem Dach und im stockdusteren. Und volle Lotte an den nächsten Pfeiler gelaufen, Nase voraus.
Egal, denn vorher hat die Bezaubernde uns die Haare und die Illusionen eines konfliktfreien Lebens beschnitten. Dann der Elbausflug mit Zurschaustellung von Reichtum … und heute der Offenbarungseid des FC St. Pauli am Millerntor. Der im Übrigen sicher nicht in die erste Liga will und kann.
Dazwischen angrillen auf der Loggia, Scampi-Nudeln und Laap.
Und ein Freund, an den man sich einfach anlehnen und dabei einschlafen kann.
Insofern geht’s blendend und mir scheint die Sonne aus dem Arsch.
Wenn die prä-senile Bettflucht nicht wäre.
Aber die macht Blog.

Certainement.

„De la Guerre à L’Opinel et partager des saucissons“
„On est tous des frères selont les declarations“
„Faut jamais les oublier, les 3 mots qui se termines en „té“
(Lavoine)

Wahrscheinlich kann sich niemand vorstellen, wie sehr ich mich noch als Franzose fühle.
Es ist wirklich erstaunlich. Wenn mir jemand sagt: „C’est étrange, le visage des filles – quelque-chose d’épouvantable.“ Du, dann nehme ich das einfach ernster, als wenn mir jemand sagt „Ja wie schaut denn die aus? Unmöglich, sowas.“. Surprise!

„Du Chilli dans les gamelles et du fônd dans les bidons“.
Entscheidend ist, dass es völlig egal ist, worum es geht.
Auf französisch klingt es einfach besser.
Und fühlt sich damit für mich besser an.

„De bas-étage en rue,
de partâge en vertue
je ne cesserais jamais
d’adôrer le Francais.“
(Linhof)

TatGott.

Vier Erkenntnisse aus dem heutigen Tatort (und dem erstaunlichen Drehort „Jüdische Gemeinde“):
1) Die Deutsche Bank würde sich freuen, derart repräsentative Räume vorweisen zu können.
2) Das KZ Dachau sollte endlich mal besucht werden.
3) Wer an was glaubt, statt es zu glauben, ist verloren.
4) Mein derzeitiger Lieblings-Judenwitz: Rabbi wird auf einsamer Insel abgesetzt. Nach Jahren wird er besucht. Alles gut, bestens organisiert, zwei Synagogen. Warum zwei?, fragt der Besucher. Der Rabbe zeigt mit verächtlichem Tonfall auf eine davon: „In die gehe ich nicht!“.
Love.

Fett.

Ich bin fett.
Warum kann man nicht das Leben führen, dass man(n) möchte, ohne fett zu werden?
Sind Hunger und Lust inzwischen Opfer der Überversorgung geworden?
Genuss eine Sünde?
Oder die neue katholische Kirche?
Immer ein schlechtes Gewissen.
Das treibt uns an.

La Marée Basse.

Si tu aimes lés éclaircies, mon enfant, mon enfant,
Prendre un bain de minuit dans le grand ocean,
Si tu aimes la mauvaise vie, ton reflêt dans les temps,
Si tu veux des amis, prèt de toi, tout le temps ….

Aber nicht um jeden Preis.
Also Spielverderber.
Ich spiele kein Facebook,
ich spiele nicht Daten,
ich spiele nicht Spuren,
ich spiele nicht Familie,
ich spiele nicht Auto,
ich spiele nicht Besitz,
ich spiele nicht mit Geld,
ich spiele nicht Steuer,
ich spiele nicht mal Beruf.

Si tu aimes la marée basse, mon enfant, mon enfant,
Le soleil sur la terrasse, et la lûne sous le vent,
Si l’on perds souvent ta trâce, dés qu’arrive le printemps,
Si la vie te dépasse, … passe mon enfant.

In Hamburg bläst es endlich.
Bin schon fast wahnsinnig geworden von dieser Windstille.
Neben dem Niedergang der Zivilisation ist Wetter das Spannendste, was passiert.
Zurück zur Ebbe:

Ce n’ais pas ta faute – c’est ton héritage,
Et ca serat pire encore, quand tu auras … mon âge.
Ca n’est pas ta faute, c’est ta chair, ton sang,
Il vas falloir faire avec … ou … plutôt sans.

Bonne nuit.
© Benjamin Biolay et al

Jubilaeum.

Wahrscheinlich braucht es abseitige Anlässe, um einen wieder an’s Schreiben zu bringen.
Meiner ist das Jahr 1986. Ich hatte gerade erfolgreich mein zweites Jugendforum gemacht; nie vorgesehen im Plan der Pleitiers, aber dennoch zwingend in Form und Inhalt. Weitere sollten folgen. Belohnt habe ich mich mit einer Sizilienreise (solo) und – direkt nach der Rückkunft – dem Erwerb eines sexuell höchst aktiven Paares. Die beiden hießen und heissen SONY SRS-150, sind im Geschäftsleben Aktivboxen und seitdem meine treuen Begleiter. Erstanden in einem berühmten Elektrofachhandelsgeschäft auf der Sonnenstraße zu München, sind sie bis heute meine eine und einzige Hifi-Anlage geblieben. Es ist wirklich kaum zu glauben: die beiden, bis heute befeuert von einem alten „Aiwa Portable CD-Player“ (damals der neueste Schrei und Schuld an der Auflösung meiner Plattensammlung) haben mich ein vierteljahrhundertlang durch 10 Umzüge mit Musik versorgt und waren meist das Letzte, was eingepackt und das Erste, was ausgepackt wurde.
Von der Westermühl an den Elisabethplatz, von der Himmel- in die Rehmstraße, von Wiesbaden nach London über den Leinpfad, die Waterloo und die Buchenallée bis in die Telemann.
Sie haben nie gemuckt.
Nur immer Mucke gemacht.
Wann ich es wollte und zu zahllosen Anlässen.
Klein, fein, daheim.
Viel, laut und für viele.
Demonstrativ, konstruktiv, inspirativ.
Zum Frühstück, zur Party, zum sumpfen, zum Dinner unter Freunden.
Ich danke der Firma Sony für dieses fehlerlose und unglaublich langlebige Produkt, dass mir die Hoffnung schenkt, dass es noch Ingenieure gibt, ach nee, gab, die …. OK, vergesst es.
Love,

PS: gerade laeuft „Khmer“ von Niels Petter Molvaer – der Sound ist … gut.

Les adultes.

„… et les adultes sont tellement cons,
qu’ils vonts bien nous faire
une nouvelle guerre.“ (Brel)
Jetzt ist der Iran dran.
Und jedes vorschnelle Urteil zur Reform und Unabhängigkeit der Amerikanischen Justiz obsolet. Wahrscheinlich werden sie auch noch Atom- oder Chemiewaffen finden, die gegen, äh, was gerichtet sind, was gegen die Interessen etc…

Im Wald.

Stille, Wald, Gehen, Haareschneiden, Weissweintrinken, Sonennuntergang, Dach im Wind, Indische Suppe.
An einem Tag wie heute frage ich mich ernsthaft, ob die Welt wirklich nur das ist, was wir erleben, oder ob es einen Strom gibt, an dem wir verschiedentlich partizipieren. Wenn nämlich nur das existieren würde, was wir mit unseren Sinnen erleben, wäre es ja ein Einfaches, glücklich zu sein. Und wenn es so einfach wäre, frage ich mich, warum so viele und vieles sich dieser Wahrheit verschliessen. Durch Negation, Opposition, Stagnation, Destruktion. Also ist es wahrscheinlich ein frommer Wunsch, oder eine Art agnostischer Selbstversicherung.
Scheiss der Hund drauf, ein wundervoller Zaubertag, allein mit Augen, Ohren und Nase & Co.
R.

Soll.

Mein Bruder hat gesagt ich soll mich endlich ans Schreiben machen.
Will aber eigentlich nich.
Weil die Diskrepanz zwischen der Arbeits- und Sozialrealität der Meisten, meinem schönem Alltag, besonderen Situationen und singulären Erlebnissen schlicht eine Überforderung darstellt, die ich schlecht in Worte fassen kann, ohne ausfällig zu werden. Das Allermeiste, was verzapft wird geht immernoch um tudiestudas oder kaufdieskaufdas.
In diesem Sinne rezidiv,
R.