Nachtvögel.

Warum das noch keinem (!) als Titel eingefallen ist, fragt man sich. Na gut, es gibt ein schlechtes norwegisches Gruselwerk für Heranwachsende dazu http://www.amazon.de/Die-Nachtv%C3%B6gel-Tormod-Haugen/dp/3423074205 aber nichts wirklich bedeutendes. Ausser dem Bartkauz als Kreuzworträtselaufgabe (Frage: Nachtvogel), einer zweifelhaften Reisesuchmaschinenantwort, (2x sic!) und dass wir alle welche sind und bleiben werden. Außer meiner Lieblingskommentatorin natürlich.

Das macht jetzt 3 tolle Wörter. Und jetzt kommst Du.

Schreib-Bloggade.

Inwieweit bloggen Eitelkeit ist oder befördert, war heute bei einem zauberhaften Abend ein Thema unter vielen; mittelbar Zeichen für einen zauberhaften Abend. Und ob der Grundgedanke der Verfertigung von Gedanken beim Schreiben Grund genug oder nur die Spiegelung des Selbst über drei handvoll Leser Grund genug ist, wurde naturgemäß nicht abschliessend geklärt. Aber dass die Reflektion an sich – über welches Thema auch immer – mit einer virtuellen Leserschaft besser funktioniert, war Konsens; und sei es ein fauler. Denn schreiben über Sachen, die Sachen machen, oder Gedanken, die Gedanken machen ist auch dann gut, wenn sie niemand liest.

Was aber passiert, wenn man weiss (oder will), dass einen mehr (und immer mehr) Leute lesen? Ist und denkt man dann noch der/dasselbe?

Auch wenn die Kommentare spärlich fließen, das Feedback dünn ist, und eine hochgeschätzte Freundin einen auffordert, nicht „nur weiterhin verklausuliert und semipoetisch gesellschaftspolitisch vor Dich hinschwafeln willst, statt der Experte für…“ zu sein, bleibt das bloggen für mich eine Art öffentliches Privatissimum. Widerspricht sich, macht aber Sinn. Die Gedanken sind frei, aber besser geordnet, weil sie jemand liest. Wieviele das sind, spielt keine Rolle, denn der Respekt gegenüber 12 muss derselbe sein wie gegenüber 1.200. Umgekehrt jedoch beeinflusst die angenommene Leserschaft massiv die Art & Weise, wie (oder sogar worüber) man schreibt. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Ernie privat zu Bert dasselbe sagt, wie wenn er inner Glotze iss. Und die Muppets sind auch nur spannend gewesen, weil sie konsequent die Regeln missachtet haben. Am Ende mussten sie in ihrem eigenen Film „lampshading“ (habe ich heute gelernt) betreiben und eine abgewrackte Studiotour inszenieren, um sich als Oldtimer für Junge wieder interessant zu machen.

Was also, liebe Leser, soll ich tun? Weiter schreiben, wie mir der Schnabel gewachsen ist, disparat und ohne jede Hoffnung auf Relevanz und Gefolgschaft? Oder ein bisschen wichtig werden für mehr als zwei Dutzend?  „House of Cards“, habe ich mir sagen lassen, wurde den Wünschen der Seherschaft nach „designt“. Sie wollten was „intrigenhaft politisches, am liebsten von David Fincher und mit Kevin Spacey in der Hauptrolle“. Haben sie bekommen, Haben wir alle bekommen. Und da liegt der Reiz.

Sollte es aber dabei bleiben, dass ich mit Freunden ein paar Gedanken teilen möchte, bei denen ich nicht ständig von mir selbst unterbrochen werde, fällt mir kein Zacken aus der Krone, die ich mir noch nicht aufgesetzt habe.

Abgesehen davon habe ich heute gesehen, wie ein frischgebackener Sesamstrassenpuppenspieler mit seiner Figur – mittels Handy – die Kinder daheim grüßt. Besser kann bloggen nicht sein. Und die Zielgruppe ist 2, nein 3, nein 4. Plus X.

Schwarze Engel.

Seit etwa zehn Jahren bitte ich meine Frau, die ADAC Motorwelt nach Empfang noch am Briefkasten zu entsorgen. Grund dafür sind meine Erfahrungen als potentieller Anzeigenkunde mit diesem Drecksblatt, dass als auflagenstärkstes Magazin der Republik in manch einem Mediaplan über Wohl und Wehe der buchenden Agentur (bzw. Kunden) gebietet. Wenn es aus der Anzeigenplanung herausfällt, verändert sich bei der entsprechenden Zielgruppe der „Wirkungswert“ bzw. die „GRP“ (gross rating points) so dramatisch, dass es quasi automatisch eine Säule des dem Kunden präsentierten Mediamixes darstellt.

Das heisst es geht im aktuell vorliegenden Fall nicht nur um Erpressung auf der Basis höchst dubioser Leserschaften (wieviele Millionen schmeißen es wie wir weg, ohne es auch nur angesehen zu haben?), sondern um systematischen Betrug, nicht nur am Leser (siehe beiderlei Arten „Preise“ und ihr Zustandekommen), auch an den Kunden, die fast 6-stellige Summen für eine Farbseite Inserat auf den Tisch legen, weil es auf der Basis absurder, bis heute bestehender Modelle rechnerisch kaum zu umgehen scheint.

Bleibt zu hoffen, dass der riesige Sumpf medialer Korruption, der sich auch jenseits der ADAC Motorwelt erstreckt, endlich in den Fokus und die allgemeine Wahrnehmung rückt. Mich hat er seinerzeit meinem Job entfremdet; Euch wird er noch überraschen. Aber vielleicht doch nicht. Ein gelber Engel ist schwarz geworden und vom Himmel gefallen – dass wird dann wohl reichen, damit die anderen nicht blankziehen müssen. Titel der aktuellen Ausgabe: „Die Krise als Chance“. Wäre mir wohl auch noch eingefallen. Gross (rating points).

 

Hahnenkampf.

Flip hat völlig recht. Eine recht blutige Angelegenheit, bei der nur einer überlebt.

Gratuliere, alter Kämpfer.

Danke Jörg. WEiss auch nicht wo das Bildproblem liegt … (;-)

Der „Coq au Vin“ ist geschuldet. Egal ob in HH oder MUC.

Compte à rebours.

So langsam, schleichend fast, wie das Wetter kälter wird, beginne ich rückwärts zu zählen. Projekte werden überdacht, erste Fazite gezogen und manche handfeste Realität mutiert fast unmerklich zu einer embryonalen Erinnerung. Das sind Geschichten im werden. Erfahrungen, die kristallisieren und Gedanken, die sich in Niederschlag verwandeln.

Trotz hartnäckiger Halsstarre stelle ich fest, dass mein Blickwinkel weiter geworden ist, dass „Kopf in‘ Nacken“ auch bedeutet, dass die Sterne mir vertrauter werden und die Menschen mir mehr ans Herz gewachsen sind selbst als Ihre Aktivitäten, die ich teils unterstütze, teils initiiert habe. Vieles, was begonnen wurde wird über das Anfangsstadium nicht hinauskommen. Jedoch das grämt mich wenig, wenn die Akteure daran gewachsen sind. Einiges ist vielversprechend und hat den Rubicon der Machbarkeit überschritten. Bei näherem Hinsehen – wie es so ein „compte à rebours“ mit sich bringt – überwiegen die Erfolge. Das beruhigt, zaubert lächeln in Gesichter und bringt den einen oder anderen Schulterklopfer ein, den man dringend brauchen kann, wenn man Monate niemanden berührt hat. Ausser mit Ideen, Begeisterung und lautstarkem Schwadronieren versteht sich.

Und nach „Barang“ (Fremder), „Allemong“ (oder gar „anglais“) über „Gru“ (Teacher) und „Sir Sorya“ nunmehr intern (also nur unter Khmer) „the voice/die Stimme“ genannt zu werden ist ja doch so etwas wie ein Fortschritt. Eine Kenntnis, die ich einer Indiskretion nach 3 Bieren zu verdanken habe, die mich aber mit tiefer Genugtuung und ein wenig Furcht erfüllt.

Natürlich ist meine Frau an allem Schuld. Würde sie nicht bald kommen, fiele mir nicht im Traum ein, hier summarisch zu werden. Da sie es aber gewohnt ist, in aufgeräumte Wohnungen einzuschweben, wollte ich sie nicht enttäuschen und habe schonmal mit dem Hausputz angefangen.

The Secret Lake – gefunden in der Nähe von Kampot

Reihern.

Nun ist die Kombination von Neujahrskater, Zähneputzen und Stützbier nicht gerade die günstigste. Und eine Schlange am Spieß hat noch den härtesten weich gemacht. Als allerdings mein Nachbar meinte, das tote Tier soweit auswalken zu müssen, dass seine Exkremente (als Delikatesse versteht sich) in den Teller träufelten, spie ich in hohem Bogen quer durchs Lokal – zum Glück an allen vorbei. Schaden: 1 Dollar. Und 2 Monate Image als hartgesottene Barang-Ratte. Unbezahlbar. Prost Neujahr.

So eine. Nur aufgeringelt am Spiess natürlich.

Leider kein Fotobeweis. Reihern und fotografieren passen nicht zusammen.

 

2013.

Da sind wir wieder. Ein neues Jahr ist ja schon sowas von was neues, also da könnte man fast ins Schwärmen kommen. So ein Sonnenaufgang genau wenn die anderen zuhause sich gerade zuprosten und meinen sie hätten was Neues ganz für sich und so …

Nein, ich werde jetzt nicht über die Relativität von Zeit schreiben (obwohl das ein unerschöpfliches Thema ist), aber darüber, das die BESONDERHEIT etwas relatives ist. Was, genau betrachtet, schon wieder nichts besonderes ist. Denn das Besondere ist in uns. Wenn wir es tun oder davon erfahren. In diesem Moment. Heute oder morgen.Zum Beispiel wenn jemand dieses hier liest. Also völlig relativ. Will sagen, dass wir uns vielleicht, statt mit dem Rauchen aufzuhören, für 2013 vornehmen sollten, das Besondere immer und jederzeit zu würdigen. Nur dann ist die Menschheit zu ertragen.

Das war’s schon. Ist aber genau betrachtet eine Menge Arbeit. Und Gastfreundschaft. Geistig und sonstwie. Möget Ihr immer gastfreundlich bleiben. In Eueren Behausungen, Küchen und Hirnen.

Love is the key.

Und keiner der untenstehenden Vorsätze meiner.

Augenpipi.

Als ich gestern meinen Weihnachtsbrief an die Familie schrieb, übermannten mich die Gefühle und ich musste weinen. Der kleine Sua sah mich schniefen und rannte heulend in die Küche der Hundeschlächter, die seine Eltern sind. Khang-Thoeun, seine Mutter, bereits geschminkt und in vollem Ornat für den Hochzeitsbesuch setzte sich darauf hin neben mich und ruinierte würdevoll ihr teueres Make-up. Das muss Thean mitbekommen haben, der im vorbeifahren auf seinem Moped nicht viel mehr gesehen haben kann, als dass wir zum Taschentuch greifen. In halsbrecherischer Parabel ändert er seine Laufbahn um 180 Grad, fährt mitten ins Lokal ein, setzt sich dazu und heult ’ne Runde mit.

Es wurde nicht ein Wort gewechselt.

Erstaunliches Völkchen.

Fröhliche Weih(n)nacht.

Schpiel.

Oben rechts

Sie werden Zeugen eines kleinen Geschlechterrollenspieles à la cambodgienne: die junge Dame verteilt nonchalant (teueres) Shampoo auf den Kies am Straßenrand, worauf der Lütte, in gebückter Haltung hinter ihr her kriechend, den derart benetzten Belag mit seiner stiellosen Kehrichtschaufel aufsammelt und ihr dann – vor Anstrengung keuchend – stolz präsentiert. Sie träufelt neckisch noch etwas darauf, nickt zufrieden und es geht so weiter … bis die Mutter von der anderen Seite der „Nationale 2“ herüberkeift, sich ihr Moto schnappt und mit aufheulendem 1. Gang wie ein Tiger die 20 Meter überwindet, um ihrer Tochter die Shampooflasche zu entreißen. Vattern diesseits hatte gewähren lassen, bekommt die Intervention aber mit, schießt auch herbei, entwindet dem Sohnemann die Schaufel, verteilt kleine Schläge auf die Händchen … und den Kies wieder in die hinterlassene Spur. Beide Kinder stoisch ab, an mir vorbei in die hinteren Räumlichkeiten des Lokals … 2 … 3 … große Heulerei.

Ach, der Kaffée? Grossartig.

Sehr stark, sehr süß, sehr heiß (café kmauw).

À la prochaine.